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Willkommen im neuen Lebensgut

Ist von der Ursprungsidee des einst weithin bekannten Projekts in Pommritz noch etwas geblieben? Besucher können es jetzt ergründen.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Pommritz. Lange war es – nach außen hin – relativ still ums Lebensgut in Pommritz. Getan hat sich auf dem großen Gelände aber einiges – und das können sich Besucher am Wochenende ansehen. Für Sonnabend sind Interessierte erstmals seit längerer Zeit wieder zu einem Hoffest eingeladen. Katrin Spiesberger freut sich darauf. Immer mal wieder würden Neugierige plötzlich vor der Tür stehen, weil sie wissen wollen, was aus dem Lebensgut geworden ist, erzählt die junge Österreicherin. Seit einem halben Jahr lebt und arbeitet die promovierte Veterinärwissenschaftlerin in Pommritz. Im Team mit anderen jungen Leuten will sie, nachdem in den zurückliegenden Monaten baulich viel passiert ist, dem Gut nun auch sonst wieder Leben einhauchen.

Eins der Gästezimmer im Haupthaus. Jedes ist ein wenig anders eingerichtet. Tische, Nachtschränke und Lampen sind zum Beispiel individuell angefertigt.
Eins der Gästezimmer im Haupthaus. Jedes ist ein wenig anders eingerichtet. Tische, Nachtschränke und Lampen sind zum Beispiel individuell angefertigt. © Uwe Soeder

Denn die Zeiten vom „alten“ Lebensgut, das 1993 als vielbeachtetes Modellprojekt an den Start ging, um neue Lebensformen zu erproben, sind vorbei. Der Verein, der das Pommritzer Gut reichlich 20 Jahre betrieben hatte, gab nach allerlei Querelen und vor allem wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf. Seit 2014 gehört das Gut zum Bildungsunternehmen WBS Training AG, dessen Inhaber der Unternehmer Heinrich Kronbichler aus Österreich ist.

Seitdem wird beinahe ununterbrochen gebaut – und gleichzeitig konzipiert, womit das große Gelände denn künftig ausgefüllt werden soll. Die anfänglich geplanten Weiterbildungsmaßnahmen vor allem im Bereich Garten- und Landschaftsbau wurden wieder verworfen. Auch Flüchtlinge sind – die Ankündigung sorgte vor zwei Jahren für Aufsehen im Dorf – nie auf dem Gut eingezogen. Dennoch sind verschiedene Sprachen auf dem Gelände zu hören. Aus aller Herren Länder kommen über eine weltweite Organisation, die es Menschen ermöglichen will, einen naturverbundenen Lebensstil kennenzulernen, für ein paar Monate immer wieder freiwillige Helfer auf den Hof. Sie bringen sich je nach ihren Fähigkeiten ein – ob bei handwerklichen Tätigkeiten, der Ernte auf den Streuobstwiesen oder in der Küche beim Zubereiten veganer und vegetarischer Gerichte.

Doch dabei soll es nicht bleiben. Ebenso will man – was durchaus auch auf Kritik unter anderem von Anhängern der ursprünglichen Idee stößt – zahlende Gäste empfangen, die hier übernachten und Seminare besuchen. Dabei geht es um Einblicke in biologischen Obstbau, die Käseherstellung, veganes Kochen, Spirituelles. „Wir wollen ein Zentrum sein für Leute, die zur Ruhe finden und an sich arbeiten wollen“, sagt Katrin Spiesberger. Sie nennt es Bewusstseinsarbeit, wofür auch Tiere zum Einsatz kommen sollen. Hofeigene Hühner sind schon da, später sollen noch Zwergziegen dazu kommen. Gerade wird die Koppel mit dem offenen Unterstand für die Pferde hergerichtet.

Der Stall ist schon bereit – soll aber, bevor die Tiere einziehen, beim Hoffest erst einmal als besondere Location dienen. Denn zum Abschluss des Festes und auch bereits am Freitagabend wird es mit House, Hip-Hop und Techno an diesem Ort eher ungewohnte Klänge geben. „Wir sind gespannt, ob junge Leute Lust haben, hier Party zu machen“, sagt Katrin Spiesberger. Bei älteren hätten sie mit der Werbung fürs Hoffest schon Interesse wecken können, unter anderem beim Tag der Sachsen am vorigen Wochenende. „Aber wir wollen mit unseren Angeboten ja auch Jüngere erreichen.“ Um auch Menschen von weiter her auf das „neue“ Lebensgut aufmerksam zu machen, ist unter dem Titel „Seelenwege“ eine Zusammenarbeit mit dem Trixipark in Großschönau und der Kulturinsel Einsiedel geplant.

Die Übernachtungsmöglichkeiten sind inzwischen alle fertig. Verteilt auf Hauptgebäude und Gästehaus gibt es 45 Zimmer – Ein- und Doppelzimmer mit Dusche und WC oder Gemeinschaftsbad sowie Räume mit Doppelstockbetten für Schulklassen und andere Gruppen. Gebaut wird trotzdem weiter. So bekommt der Festsaal im Gutshaus – in dem lange Zeit die Exponate der inzwischen in der Nordscheune untergebrachten Philosophie-Ausstellung Sophia standen – gerade frische Farbe. Und am Eingang zum Gut entsteht ein Parkplatz für Besucher, der allerdings zum Hoffest noch nicht genutzt werden kann.

Hoffest am Sonnabend ab 10 Uhr mit Yoga, Guts-, Wildkräuter- und Führungen durch die Ausstellung „Sophia“ sowie Livemusik; Auftakt mit Live-Band und DJ am Freitag ab 20 Uhr, Eintritt frei

www.lebensgut.de