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Wilder Müll am Waldrand

Im Landkreis Görlitz gibt es wenig Abfall. Aber illegal abgeladener Müll ist ein wachsendes Ärgernis.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Landkreis. Die Müllmenge sinkt. Zwar nur leicht, aber das ist die gute Nachricht aus der Abfallstatistik des Landkreises Görlitz zum Jahr 2015. Im Durchschnitt fallen pro Person 320 Kilogramm Abfall an, 321 waren es im Vorjahr. Der Restmüll ist auf 87 pro Person gesunken. Das Aufkommen von Sperrmüll ist allerdings leicht gestiegen um drei Kilogramm auf 31 pro Einwohner.

Michael Hackert, Kundenberatung und Vertrieb NEG.
Michael Hackert, Kundenberatung und Vertrieb NEG. © André Schulze

Neben diesem ordentlich abgegebenen Sperrmüll gibt es aber eine schlechte Nachricht aus dem Landratsamt: Die sogenannten Wildverkippungen sind eine feste Größe in der Region. Das bedeutet, dass viele Bürger einfach in den Wald werfen, was sie nicht mehr brauchen. Allein 321 Reifen, 120 Kilogramm Elektroaltgeräte, 200 Kilogramm Asbest, 16 Tonnen Restabfall, 10 Tonnen Sperrmüll, vier Altfahrzeuge und zwei Autobatterien haben im Jahr 2015 die Niederschlesische Entsorgungsgesellschaft (NEG) in Niesky und andere Betriebe im Auftrag des Landkreises abgeholt.

Das ist auch nicht erst seit Kurzem so. „Wir verstehen es nicht“, wundert sich Michael Hackert, der bei der NEG für Kundenberatung und Vertrieb zuständig ist. „Die Bürger können genauso gut ihren Müll bei uns abgeben - meistens sogar kostenlos.“ Denn den Müll ins Auto zu laden und in den Wald zu bringen ist nicht weniger Aufwand, als den Weg zum Abfall- und Wertstoffhof Am langen Haag in Niesky zu nehmen. Im Sommer hat die Sammelstelle unter der Woche von 6 Uhr 30 am Morgen bis 18 Uhr abends geöffnet, zweimal im Monat öffnet sie auch am Samstagvormittag. Sperrmüll und Elektronikschrott werden die Bürger hier ebenso los wie Altholz und Bauabfälle.

Das hält aber viele nicht davon ab, sich die vertracktesten Stellen zu suchen, an denen sie ihre Überreste hinterlassen können. Michael Hackert erinnert sich an einen Fall in Zentendorf, bei dem eine Anbauwand fein säuberlich aufgestapelt lag – an einem Nebenweg im Wald. Die NEG hat hier einige Mühe gehabt, mit ihrem Fahrzeug zu der wilden Deponie vorzudringen.

Andere Ablageplätze wiederholen sich immer wieder. An der Muskauer Straße ist so eine Stelle in Niesky oder an der Seer Straße hinter dem Gewerbegebiet. Auch an den Parkplatz in der Nähe des Waldhufener Ortsteils Schäferei werden die Mitarbeiter der Entsorgungsgesellschaft häufig gerufen. „Ich schaue mir häufig die Stellen selbst an“, erzählt Michael Hackert, „um die Situation bewerten zu können.“

Er sieht die Müllablage im städtischen Raum oder auch in der freien Natur als kontinuierliches Problem an. Haben einmal Menschen damit begonnen, eine Stelle als illegale Müllhalde zu nutzen, senkt dies die Hemmschwelle für andere, ihre Abfälle auch dorthin zu bringen. Der folgende Ablauf ist dabei immer ähnlich. In der Regel meldet ein aufmerksamer Bürger den Vorfall beim Umweltamt, das den Sachverhalt aufnimmt und die NEG verständigt. Teilweise müssen die Mitarbeiter dann mehrmals im Quartal eine Stelle aufsuchen und säubern. „Letztlich zahlt das der Steuerzahler“, erinnert Michael Hackert.

Niesky ist mit diesem Problem nicht alleine: Die NEG nennt zum Beispiel zahlreiche Waldeinfahrten links und rechts der B156 zwischen Boxberg und Uhyst als Problempunkte. Auch eine Freifläche mitten auf dem Feld zwischen Reißaus und Meuselwitz wird häufig missbraucht, genau wie die Ränder einer Betonstraße von Gersdorf nach Reichenbach.

Dabei gibt es gute Argumente, sich bei der Entsorgung ordnungsgemäß zu verhalten. Jegliche Abfallentsorgung außerhalb der dafür vorgesehenen Anlagen ist illegal.. Außerdem wird es ab 24. Juli noch einfacher, seine Elektrogeräte zu entsorgen. Bisher konnten Altgeräte nur bei den Gemeinden entsorgt werden. Nun wird das auch in großen Geschäften möglich sein – mit einer Verkaufsfläche für Elektrogeräte von mindestens 400 Quadratmetern. Wenn also der Fernseher den Geist aufgibt: Am besten gleich beim Kauf eines neuen beim Einzelhändler lassen.