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Wilder Imbiss am Wegrand

Barbara Erler weiht Wissbegierige in Geheimnisse der Kräuterkunde ein. An der Talsperre Klingenberg wächst Gesundes.

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Von Anja Ehrhartsmann

Klingenberg. Der Himmel ist bedeckt, an diesem Dienstagvormittag. Der Untergrund ist noch feucht vom Regen. Aber die Gruppe um Kräuterfrau Barbara Erler stört das wenig, sie alle sind gut ausgerüstet. Mit Regenjacke, festem Schuhwerk und Weidenkörbchen bewaffnet, brechen die zehn Frauen und der eine Mann auf, um im Wald um die Talsperre Klingenberg mehr über Wildkräuter zu erfahren. Und es dauert nicht lange, da entdeckt die Gruppe wildwachsenden Giersch, der zwischen Laub hervorblitzt. „Giersch kennen viele aus dem eigenen Garten“, sagt Barbara Erler. „Er geht in der Suppe oder als Sirup – die jungen Blätter kann man klein geschnitten auch gut über den Salat streuen“, erläutert die 72-Jährige. „Nicht zu verwechseln mit wildem Engelwurz, von dem viele Kopfschmerzen bekommen.“ Giersch hat viele Mineralstoffe, die sich aber verflüchtigen, wenn man ihn nicht frisch verwendet. Und was viele nicht wissen: Er treibt nach, wenn man die Blättchen abgerissen hat, genauso wie die Brennnessel, sagt Barbara Erler.

Bärlauch schmeckt nicht nur gut, er ist auch gesund. Durch den Verzehr gleicht sich der Blutdruck aus, er reinigt die Adern, tut Gelenken gut und versorgt den Körper mit wichtigen Mineralstoffen. (SZ/aeh)
Bärlauch schmeckt nicht nur gut, er ist auch gesund. Durch den Verzehr gleicht sich der Blutdruck aus, er reinigt die Adern, tut Gelenken gut und versorgt den Körper mit wichtigen Mineralstoffen. (SZ/aeh)
Giersch hat frisch gepflückt viele Mineralstoffe, die sich dann aber verflüchtigen. Roh schmecken die jungen Blätter am besten. Grundsätzlich kann man ihn aber zu jeder Zeit essen, auch wenn er blüht.
Giersch hat frisch gepflückt viele Mineralstoffe, die sich dann aber verflüchtigen. Roh schmecken die jungen Blätter am besten. Grundsätzlich kann man ihn aber zu jeder Zeit essen, auch wenn er blüht.
„Löwenzahn kann man bedenkenlos roh essen und gehört für mich in jeden Wildkräutersalat“, sagt Kräuterfrau Barbara Erler. Die enthaltenen Bitterstoffe fördern den gesamten Verdauungsprozess.
„Löwenzahn kann man bedenkenlos roh essen und gehört für mich in jeden Wildkräutersalat“, sagt Kräuterfrau Barbara Erler. Die enthaltenen Bitterstoffe fördern den gesamten Verdauungsprozess.

Nachdem alle ein paar Blättchen verspeist haben, geht es weiter den Weg entlang. Nach der nächsten Biegung hängt plötzlich ein würziger Geruch in der Luft – Bärlauch. Nicht umsonst wird er auch Knoblauch des Waldes genannt. Er darf nicht mit Maiglöckchen oder Aronstab verwechselt werden, beides ist giftig, sagt Barbara Erler. Vor allem Letzteres wächst gerne dicht an dicht mit Bärlauch. „Leute, die alles wegreißen, erwischen auch den Aronstab.“ Grundsätzlich gilt: Bärlauch sollte Blatt für Blatt gepflückt werden und braucht Zeit, um sich zu regenerieren. Doch daran halten sich nicht alle. „Die großen Bärlauchvorkommen gibt es hier leider nicht mehr. Ich habe schon Leute gesehen, die den Bärlauch säckeweise abgerupft haben. Dabei sind wir hier im Naturschutzgebiet, geerntet werden darf nur für den Eigenbedarf.“ Bärlauch schmeckt im Salat, als Pesto oder im Spätzleteig. Haltbar gemacht werden kann er etwa durch Salz und Sonnenblumenöl. Wichtig sei, ihn richtig zu verarbeiten. „Nie den Bärlauch mit dem Pürierstab oder der Küchenmaschine zerhäckseln, sondern mit dem Messer klein schneiden oder im Fleischwolf zerdrücken. Er wird sonst bitter.“

Vor dem Verzehr reicht es, die Kräuter mit einem Küchentuch abzutupfen. „Ich selbst bin gegen das Waschen, dabei werden viele Mineralstoffe abgespült. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.“ Für alle, die die gepflückten Kräuter nicht frisch verwenden, hat Barbara Erler noch einen Tipp: Verpackt in eine Plastiktüte, halten sie sich im Kühlschrank noch etwas.

Viele der Wildkräuter, die sich am Wegesrand finden, schmecken nicht nur gut, sondern werden auch als Heilkräuter verwendet. Barbara Erler: „Wildkräuter sind kein Allheilmittel. Sie helfen vorbeugend oder unterstützend. Wenn ich richtig krank bin, muss ich zum Arzt.“ Vor allem gilt es, sie in Maßen zu genießen, wie etwa die Brennnessel. Da der Tee entwässert und so auch sämtliche Mineralstoffe aus dem Körper spült, sollte man viel Mineralwasser dazu trinken. Nach dem Genuss von Brennnesseltee empfiehlt die Fachfrau, erst einmal abzuwarten, bis der Reinigungsprozess im Körper eingesetzt hat. „Es kann sein, dass es durch die Gallenreinigung zum Durchfall kommt.“ Sie selbst trinke täglich drei bis fünf Tassen Brennnesseltee über einen Zeitraum von acht Tagen und mache dann eine Pause, sagt die Colmnitzerin. Barbara Erler ist Kräuterfrau aus Überzeugung und als Landfrau in der Ortsgruppe „Am Tharandter Wald“ aktiv. Von Kindheit an habe sie mit ihrer Oma Kräuter gesammelt, so die 72-Jährige. Das Interesse an Kräutern und den verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten habe sich dann über die Jahre weiterentwickelt. Für das Weidegut Colmnitz macht sie dort Führungen durch den Kräutergarten.

Kontakt Weidegut: Telefon 035202 58786