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Wilde Sau wird gezähmt

Wilsdruffs Stadtrat hat sich auf die Größe von zwei Regenrückhaltebecken festgelegt. Auch am Lunapark wird gebaut.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Drei Jahre ist es her, als Wilsdruff und Grumbach wieder einmal von einem heftigen Hochwasser getroffen wurden. Nach tagelangen Regenfällen standen Straßen und Keller unter Wasser, Gärten und Wiesen waren überflutet, Brücken unterspült. Die Wilde Sau – sie hatte ihrem Namen alle Ehre gemacht, und das zum sechsten Mal innerhalb von 13 Jahren. Zusammengerechnet lagen die Schäden der jüngeren Vergangenheit bereits jenseits der Grenze von einer Million Euro.

Es gab also genügend Gründe für die Stadtverwaltung, ein neues Hochwasserschutzkonzept auf den Tisch zu legen. Das wurde Ende 2015 öffentlich vorgestellt und anschließend vom Stadtrat beschlossen. Neben vielen kleinen Baumaßnahmen am Flüsschen enthält es zwei große Vorhaben: den Bau von Wasserrückhaltebecken in Wilsdruff und in Grumbach.

Bisher waren dafür immer noch mehrere Varianten im Gespräch, bei denen es vor allem um die Ausdehnung der Anlagen ging. Nun hat sich der Stadtrat auf den exakten Standort und die Größe der Staubecken festgelegt.

Das Grumbacher Becken wird nahe der Pohrsdorfer Straße entstehen. Dafür soll 50 Meter von der Brücke der Verbindungsstraße Grumbach–Pohrsdorf entfernt ein Damm errichtet werden – rund sechs Meter hoch und 370 Meter lang. Durch diesen Damm wird die Wilde Sau fließen. Das Becken dahinter bleibt eine grüne Senke, die lediglich gepflegt werden muss oder sogar als Grünland bewirtschaftet werden kann.

Bei Hochwasser jedoch wird der Fluss eingestaut, bis zu 124 000 Kubikmeter Wasser passen in das Becken hinter dem Damm – das ist die Größenordnung eines 500-jährigen Hochwassers. Damit werden die Flutwellen bereits oberhalb von Grumbach zurückgehalten. Im Falle eines 100-jährigen Hochwassers wie zuletzt 2002 und 2013 würde sich so der Hochwasserpegel innerorts um 10 bis 40 Zentimeter verringern. Der Hochwasserstand variiert je nach weiteren Zuflüssen von kleinen Gewässern wie dem Braunsdorfer Bach, dem Wiesenbach und dem Feldbach. Die Kosten für den Bau des Grumbacher Beckens werden auf über 520 000 Euro geschätzt.

Kurz vor Wilsdruff soll ein weiteres Becken gebaut werden. Hier standen sogar drei Varianten zur Auswahl. Der Stadtrat verständigte sich schließlich auf ein 468 000 Euro teures Projekt. Der Speicher soll zwischen Wilsdruff und Grumbach an der Limbacher Straße angelegt werden. Oberhalb der Kleingärten ist ein Damm von rund sechs Meter Höhe und 220 Meter Länge geplant. Dafür werden rund 9 300 Kubikmeter Material gebraucht. Wie in Grumbach entsteht hinter dem Damm eine grüne Senke, die als Weide oder Grünland bewirtschaftet werden kann. Im Falle eines Hochwassers können hier bis zu 184 000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden, damit wird die Wilde Sau in Wilsdruff entlastet. Der Pegelstand bei Hochwasser würde damit um bis zu einem halben Meter geringer ausfallen als beim letzten Hochwasser 2013. Das gilt allerdings nur bis zur Einmündung des Kaufbaches, der so viele Wassermassen mitbringt, dass ab dort die Wilde Sau wieder ansteigt.

Ein weiteres Bauprojekt am Flüsschen wird die Stadt im Lunapark anpacken. Dort soll einerseits eine Ufermauer erhöht werden. Zum anderen wird der Neigungswinkel des Hangs einer Böschung verringert, das Flussbett damit aufgeweitet. So hat das Wasser mehr Platz beim Durchfluss.

Nächster Schritt für die Stadtverwaltung wird nun sein, mit den Eigentümern der benötigten Flächen zu verhandeln. Förderanträge sind bereits eingereicht. Zum Baubeginn kann die Stadt allerdings noch keine Auskunft geben.