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Wikinger grillen Wildsau

Mike Hilge hat die Gaststätte in Ödernitz wiederbelebt. Doch zur Eröffnung fehlt noch immer ein Koch.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Ödernitz. Alleine ist der Grill Marke Eigenbau kaum zu bewegen. Es braucht schon zwei Helfer, um ihn in Position zu bringen. Am Sonnabend will Mike Hilge mit der Metallkonstruktion ein Wildschwein grillen. Der als Bruder Tuck bekannte Gastronom lädt im ehemaligen Ödernitzer Gerichtskretscham dann zur Sommerparty. Es ist die Generalprobe vor der Eröffnung seines ersten Restaurants. Neben der Wildsau am Spieß werden am Sonnabend und am Sonntag auch Bratwürste und Steakbrötchen serviert. Es dürfte voll werden. „Das könnten schon 500 Leute werden“, sagt Mike Hilge, nachdem ihn viele Vorbestellungen erreicht haben.

Nicht nur die Neugier der Ödernitzer ist groß. Viele wollen wissen, wie sich die Gaststätte mit der langen Tradition verändert hat. Auch der Ödernitzer Ortsvorsteher wird unter den Gästen sein und dem neuen Betreiber gratulieren. „Wir freuen uns, dass es wieder eine Gaststätte im Ort gibt und wünschen ihm einen guten Einstand“, sagt Klaus Wilde. Nicht nur er hofft, dass Mike Hilges Restaurant das Dorfleben bereichert. Auch der Dorfclub würde in den Räumen gerne wie früher seine Treffen stattfinden lassen. Vielleicht bringt sich der Gastronom ja schon beim Dorffest am 12. August mit ein.

Bisher ist noch nicht viel Zeit für Absprachen geblieben. Denn Mike Hilge hat selbst am Freitagnachmittag noch alle Hände voll zu tun. Zwar ist der Gastraum im Erdgeschoss schon frisch gestrichen und die Wände mit mittelalterlicher Dekoration geschmückt. Doch alle Pläne hat der Stannewischer noch nicht umsetzen können. „Der Flur muss noch dringend gemacht und die Teppiche ausgetauscht werden“, benennt er nur zwei von verschiedenen Baustellen. Auch die Küche muss weiter saniert werden. Bis heute ist es Mike Hilge zudem nicht gelungen, einen Koch oder eine Köchin zu verpflichten.

Bis Oktober will der Unternehmer noch abwarten und so lange selbst braten und grillen. Danach endet die Urlaubssaison in Griechenland und er hofft dort über Kontakte einen guten Küchenchef für die Oberlausitz zu begeistern. Immerhin steht mittlerweile auch die Wohnung über der Gaststätte für neues Personal frei. Bis das kommt, müssen Mike Hilge und seine Frau mit zwei Servicekräften auskommen. Zur Eröffnung haben sich außerdem Freunde angekündigt, die als Wikinger die Gäste unterhalten wollen. Bei einem Axtwurf-Turnier können Kinder Spielsachen gewinnen und Erwachsene Met.

An Ideen mangelt es dem gebürtigen Münsterländer nicht. Er ist erst 2015 nach Stannewisch gezogen, nachdem er dort im Internet ein günstiges Zuhause gefunden hat. Seit mehreren Jahren verdient der gelernte Schauspieler sein Geld als Caterer. Mit seiner Familie hat er vor allen Dingen auf Mittelaltermärkten Wein ausgeschenkt. Nun betritt er mit seinem Restaurant Neuland. Die Latzhose vom Freitag wird er spätestens am Sonnabend wieder gegen seine Mönchskutte eintauschen. In eine Rolle schlüpfen, Leute aufheitern und gut bewirten – darauf freut er sich nach der langen Vorbereitung.

Denn nicht nur in die frisch gestrichenen Wände hat er Zeit und Geld investiert. In den vergangenen Wochen hat er auch die Bierleitung und die Theke erneuert. Zudem brauchte das Fass einen neuen Kühler. „Das hört sich alles klein an“, sagt Mike Hilge, „das geht aber alles ins Portemonnaie.“ Seine Frau und er haben sich fest vorgenommen, sich finanziell nicht zu übernehmen. Darum soll auch in Ödernitz alles Stück für Stück umgesetzt werden. Der geplante Thronsaal im Obergeschoss etwa wird frühestens im kommenden Jahr in Angriff genommen. Nicht zuletzt die Gästezahlen werden darüber entscheiden, welche Pläne Wirklichkeit werden.

Auf die Hilfe von Freunden und Familie kann Mike Hilge bauen. Seine Wikinger haben sogar eine elfstündige Zugfahrt auf sich genommen, um zu helfen. Auch Nachbarn und Bekannte packen mit an. Und den großen Grill für die Wildsau stellt ein befreundeter Polizist. „Da passt der Spruch von: Dein Freund und Helfer“, sagt der gut gelaunte Gastronom.

www.excalibur-schmausereien.de