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Wieso gerade Kamenz?

Der Informatik-Dienst des Freistaates hat in der Lessingstadt einen Hauptstandort. Der wird nun weiter ausgebaut.

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© Kristin Richter

Von Frank Oehl

Nomen est omen? Da war uns gestern leider eine falsche Betriebsbezeichnung durchgerutscht – übrigens aus der Einladung zu einem Presserundgang in Kamenz. „Sächsischer Informationsdienst“ schien uns von Anfang an etwas heikel zu sein, weil das irgendwie nach Auskundschaften klang. Aber die Abkürzung SID steht in Wirklichkeit für „Staatsbetrieb Sächsische Informatik Dienste“. Und das hat nun auch vom offiziellen Namen her endlich etwas mit IT zu tun, also mit moderner Computertechnologie. Und die hat auch im Freistaat nicht erst seit gestern umfangreich Einzug gehalten.

Den SID gibt es offiziell seit 2008. Er ist der zentrale IT-Dienstleister für die sächsische Landesverwaltung. Er untersteht dem Innenministeriums und nimmt auch gewisse Aufgaben der Steuerverwaltung wahr, die dann natürlich im Finanzministerium „verortet“ sind (welch schreckliches Wort – pardon!). Geschäftsführer Dr. Sebastian Kiebusch: „Wir sehen uns als kompetenten und kollegialen IT-Partner bei der Erledigung von Verwaltungsaufgaben.“ Derzeit sind etwa 460 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten in Dresden, Kamenz und Lichtenwalde zugange. In Kamenz immerhin schon jetzt ein Großteil, was mit der Geschichte des SID zusammenhängt. Das Rechenzentrum am Garnisonsplatz 10 war aus dem Statistischen Landesamt in Kamenz ausgegründet und dann ein wichtiger Bestandteil des Informatik-Dienstes geworden.

Insgesamt gehört der SID zur einer ganzen Reihe von freistaatlichen Einrichtungen, die zwischen 1991 und 2008 in einem der größten Konversionsvorhaben im Osten in der früheren Offiziershochschule untergebracht wurden. Schon der Umfang der Aufgabe begeistert noch heute: 37 Millionen Euro wurden allein aus Landestöpfen investiert – darunter 13 Millionen Euro für den reinen Bau-Erhalt. Heute sind rund um den Exerzierplatz, der ein geradeso ausreichender Parkplatz für die Hunderten Mitarbeiter im Verwaltungszentrum geworden ist, zahlreiche Freistaat-Einrichtungen untergekommen. Neben dem SID und dem Statistischen Landesamt gehören dazu auch das Landesumweltamt, Außenstellen des Sächsischen Krankenhauses Arnsdorf oder auch das Amtsgericht. Im Grunde stehen nur noch zwei ehemalige Kasernengebäude leer – der Garnisonsplatz 14, den ein privater Investor aus Kamenz gekauft hat, und als größte und problematischste Immobilie der Garnisonsplatz 11 direkt neben dem Kinderheim.

Allein aus den Landesbehörden sind am Garnisonsplatz und in der Statistik an der Macherstraße 553 Mitarbeiter tätig. Dazu kommende Hunderte in den verschiedenen Bereichen des Landratsamtes bzw. des Jobcenters. Und die Entwicklung ist insgesamt noch nicht abgeschlossen. Der SID wird wohl spätestens im Jahr 2017 seine Hauptverwaltung von Dresden nach Kamenz verlegen, wovon 83 Mitarbeiter betroffen sind. Und es entsteht möglichst ebenfalls in dem dafür ins Auge gefassten heutigen Schweitzerhaus des Lessinggymnasiums auch noch ein Schulungszentrum für den IT-Bereich, das tausende Mitarbeiter des Freistaates in der Weiterqualifizierung durchlaufen werden. Dafür sollen weitere Lehrkräfte angeworben werden. Damit, so die frohe Botschaft des Montags dieser Woche, wäre auch der Weg frei für die zukunftsfähige Neugestaltung der weiterführenden Schulstandorte in Kamenz – insbesondere für ein innerstädtisches Gymnasium in der Henselstraße und die Sicherung der 2. Oberschule in der Saarstraße, worauf sich der Landkreis und die kreisfreie Stadt möglichst bald einigen wollen.

Der Freistaat investiert schon in diesem Jahr selbst weiter in der Lessingstadt. Die IT-Branche ist bekanntlich eine sehr dynamische – mit hoher Erneuerungsrate. So wird das SID-Rechenzentrum am Garnisonsplatz ausgebaut. Für die Erweiterung der Surferflächen sind in drei Abschnitten etwa drei Millionen Euro vorgesehen. Kamenz ist und bleibt also eine wichtige Größe im sächsischen Verwaltungsapparat.