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Wiese statt Wohnblocks

Auf einer Grünfläche an der Gaußstraße will ein Investor Häuser bauen. Die Anwohner wollen das um jeden Preis verhindern.

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Von Tobias Winzer

Wenn Laura Hilliger aus dem Fenster schaut, sieht sie Grün. Auf der großen Wiese vor ihrem Haus in der Gaußstraße grasen Pferde. Hunde tollen über das idyllisch gelegene Grundstück. Junge Familien gehen dort spazieren. Nach den Plänen eines Investors soll damit bald Schluss sein. Das Immobilienunternehmen MBG Trachau will auf der Fläche Wohnhäuser und Gewerbehallen für Handwerker bauen. „Die Hallen sollen bis zu sieben Meter hoch sein“, sagt Laura Hilliger. „Wir werden dann also überhaupt keinen Blick mehr haben.“ Gemeinsam mit anderen Trachauern macht sie nun gegen die Pläne mobil.

Bürgerinitiative geplant

Vor vier Jahren ist die gebürtige US-Amerikanerin mit ihrem Mann Eckart aus San Francisco nach Dresden gezogen. 2008 kauften sie den denkmalgeschützten Bauernhof. Fluglärm und die nahe Bahnlinie schreckten sie nicht. „Der Blick ins Grün hat alles andere überstrahlt“, sagt Laura Hilliger. Seitdem haben sie viel Arbeit und Geld in die Sanierung des einst verfallenen Hofes gesteckt. Erst vor zwei Wochen erfuhr das junge Ehepaar von den Bauplänen auf der anderen Straßenseite. Beim Kauf des Hauses 2008 hatte die Stadt noch versichert, dass auf dem Grundstück keine Bebauung geplant sei, sagt Laura Hilliger. In einer Stellungnahme der Stadt, die der SZ vorliegt, wird das bestätigt. „Im Gegensatz zu früheren Planungsüberlegungen wird in diesem Teilraum nicht mehr von einer Bauflächenentwicklung in Größenordnungen ausgegangen“, heißt es dort.

In den 90er-Jahren hatte die Münchner Baugesellschaft Pläne für eine riesige Anlage mit insgesamt 650 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern vorangetrieben. Die Flut 2002, bei der große Teile des Grundstücks überschwemmt waren, stoppte das Vorhaben. Nun will die MBG Trachau, die seit 2007 Eigentümerin des Grundstücks ist, eine Wohnanlage in weitaus kleinerem Stil bauen. Genutzt werden kann nur der Teil des Grundstücks, der außerhalb des Überschwemmungsgebiets liegt. Dort sollen Einfamilienhäuser und Hallen für kleine Gewerbebetriebe entstehen.

Zu einer ersten Vorstellung des Bauprojekts kamen in der vergangenen Woche rund 50 Menschen ins Neustädter Krankenhaus. Sie kritisierten die Pläne heftig. „In Pieschen, Trachau und Trachenberge gibt es keinen richtigen Park“, sagt Laura Hilliger. Die Grünfläche sei für den Stadtbezirk ideal. Gemeinsam mit zehn engagierten Trachauern, darunter Ingenieure und Architekten, will sie jetzt eine Bürgerinitiative gründen. Eine eigene Webseite und Flugblätter gibt es schon. Mit einem großen Banner an ihrem Haus will die Internet-Aktivistin auf das Vorhaben aufmerksam machen. In dem sozialen Netzwerk Facebook sucht sie nach Unterstützern für ihr Anliegen.

Entscheidung fällt 2012

Denn die Zeit drängt. Noch bis Ende Juli können Bürger ihre Einwände gegen das Projekt äußern. Das Ziel der Bürgerinitiative ist es, bis dahin so viele Beschwerden wie möglich zu sammeln. „Die müssen dann erst mal geprüft werden“, sagt Laura Hilliger. Sie will, dass die Fläche weiter grün bleibt. Die Vermietung an eine Gärtnerei oder ein kleiner Obst- und Gemüseanbau für Trachau und Umgebung sei denkbar. Außerdem könnten Teile des Grundstücks für Solaranlagen genutzt werden. Für solche Ideen will Laura Hilliger auch Dresdner Stadträte begeistern. Sie entscheiden im kommenden Jahr, ob aus der Pferdewiese bald ein Wohngebiet wird.