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Wiener Café im Haus Altmarkt

Das Gebäude aus den 50er-Jahren wird bis Jahresende zu einem Hotel umgebaut.

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© Prajs & Drimmer/Matthias-Maria Kolb Architekten

Von Bettina Klemm

Die Arkaden vom Haus Altmarkt erhalten Glaswände. Dahinter wird ein Café mit Wiener Flair eingerichtet. So können die Gäste auf den Platz und zugleich aber auch in das großzügige Foyer des Gebäudes aus der Mitte der 1950er-Jahre sehen. „Wir arbeiten eng mit dem Denkmalschutz zusammen“, sagt Bauherr Sruel Prajs. Der Inhaber der Berliner Prajs-&-Drimmer-Unternehmensgruppe lässt das Haus Altmarkt seit September umbauen.

Bevor die Sanierung beginnt, müssen Einbauten beseitigt werden.
Bevor die Sanierung beginnt, müssen Einbauten beseitigt werden. © André Wirsig
Im kleinen Treppenhaus wurde extra für die Sanierung eine Bauheizung verlegt.
Im kleinen Treppenhaus wurde extra für die Sanierung eine Bauheizung verlegt. © André Wirsig
Details wie die kleine Loge bleiben erhalten – Denkmalschutz.
Details wie die kleine Loge bleiben erhalten – Denkmalschutz. © André Wirsig

Große Teile des Gebäudes werden zum Hotel. So können die Säle und die großzügigen Treppenhäuser und Foyers gut genutzt werden. Der Saal wird jedoch mit moderner Technik ausgestattet und erhält Trennwände, die sich bei Bedarf auf- und zuschieben lassen. Damit entstehen Räumlichkeiten für größere und kleinere Konferenzen. Noch sind die Räume in sehr kräftigen Farbtönen gestrichen. Doch an den Wänden wurden bereits die ursprünglichen Farben freigelegt – sanfte Pastelltöne. In der ersten Etage werden ein Restaurant und ein Frühstücksraum eingebaut. Im Erdgeschoss gibt es später ein Wiener Café. Die bisherigen Mieter wie der Altmarkt-Keller und die Imbisskette McDonalds haben trotz des Umbaus geöffnet und werden auch später im Haus bleiben.

Als Betreiber hat Prajs die Wiener Hotelgruppe Star-Inn gewonnen. Das Haus Altmarkt, ein Dreieinhalb-Sterne-Hotel mit 122 Zimmern, wird ihr siebentes Haus in Deutschland sein. Star-Inn-Hotels gibt es auch in Wien-Schönbrunn, Salzburg und Budapest.

Bedingt durch die historische Bausubstanz hat nahezu jedes davon einen anderen Grundriss. „Wir haben zum Teil sehr große Räume, die mit einer Schiebetür verbunden sind“, sagt Prajs. Für das Hotel werden die drei ehemaligen Wohnhäuser Wilsdruffer Straße 19 und 21 sowie Altmarkt 4 verwendet. Nur den Hauseingängen Altmarkt 5 und 6 bleiben die meist sehr großen Wohnungen erhalten und werden gründlich renoviert. Sie sollen noch in diesem Jahr bezugsfertig sein. Prajs geht dabei von Kaltmieten je Quadratmeter zwischen 7,50 und zehn Euro aus. Zuletzt haben nur noch vier Mieter in dem Haus gewohnt. Sie hatten sich 2005 geweigert auszuziehen, als damals die städtische Wohnungsgesellschaft Woba die Häuser sanieren wollte.

Eichenparkett und Stuck

Seither standen die meisten Wohnungen leer. 2009 schließlich hatte Sruel Prajs das Geviert Altmarkt, Kreuzstraße, Weiße Gasse und Wilsdruffer Straße gekauft. Aber auch er ließ sich Zeit mit den Planungen und der Suche nach einer geeigneten Nutzung. Mit den verbliebenen Bewohnern habe er sich geeinigt. Ein Mieter ist ins Altersheim, drei weitere in bereits vorgerichtete Wohnungen in dem Komplex gezogen.

Nun will der Bauherr möglichst noch in diesem Jahr die gut zwölf Millionen Euro teure Sanierung abschließen. Ob das klappt, bleibt abzuwarten: Die Bauleute werden, wie es bei einem Altbau nicht ungewöhnlich ist, immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Zwar wurden die Häuser in den 50er-Jahren architektonisch in einer hohen Qualität errichtet. Auch im Inneren sind sie etwas Besonderes. Die meisten Wohnräume haben Eichenparkett mit Fischgrätmuster und einen kleinen Stuck an den Decken. Damals wurde mit viel Liebe zum Detail gebaut. „Wir erhalten auch fast alle Türen, sie sind bereits ausgebaut und sichergestellt“, sagt Prajs. Selbst die Lampen in den Gängen und Arkaden, Briefkastenanlagen und eine kleine Pförtnerloge im Eingang zu den Wohnhäusern werden sorgsam aufgearbeitet.

Dennoch war die Qualität der damals verwendeten Eisenträger und des Betons so schlecht, dass nahezu jede tragende Decke mit Stahlträgern verstärkt werden muss. 60 Tonnen dieser Träger wurden bereits verbaut. Das Geräusch der Presslufthämmer bestimmt noch immer das Geschehen. Das Haus wird entkernt, alle alten Leitungen und späteren Einbauten beseitigt.

In etwa zwei Wochen will der Bauherr dann die Aufträge für den Einbau von Heizungen, Lüftungen und Bädern erteilen. Die machen etwa ein Drittel der Gesamtinvestitionen aus.