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Wiedersehen nach 67 Jahren

Die ehemaligen Mitglieder des Pionierensembles haben sich getroffen. Die Namensschilder waren wichtig.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Es ging hoch her am Freitag im Welwel. Die Leute, die da zusammenkamen, hatten sich oft Jahrzehnte nicht gesehen. Die Namensschilder um den Hals waren wirklich nötig. „Nach 67 Jahren ist man froh, wenn man sich wiedererkennt“, sagte Organisatorin Helga Michalzik, die ihren Mädchennamen Hammer umgehängt hatte. Damals hatten die mehr als 70 Frauen und Männer als Kinder im Pionierensemble in Döbeln zusammen musiziert.

Viele erinnern sich gar nicht mehr, wie lange sie dabei waren, erzählt Helga Michalzik. Auch die Geschichte des Ensembles mit 50 jungen Sängern, 30 Musikern und einer Tanzgruppe ist weitgehend im Dunkeln. Die Chronik ist verschwunden. Nur im Kreisarchiv habe sich etwas Material gefunden. Private Bilder haben die ehemaligen Mitglieder noch eine Menge, wenn auch meist ohne Informationen, sagt Peter Wierzba, der damals im Chor mitsang. Er hatte daraus in mühevoller Arbeit am Computer eine Präsentation mit Musik gestaltet.

Die Bilder zeigen Auftritte der Kinder mit den damals üblichen weißen Hemden und Pionierhalstüchern. Das Ensemble unternahm Auftrittsreisen, war bei den Weltfestspielen in Berlin und Ende der 50er Jahre zweimal in der Pionierrepublik Wilhelm Pieck, einem großen Ferienlager am Werbellinsee.

Monika Knabe, geborene Minsel, griff beim Treffen selbst zum Akkordeon. „Das habe ich 1951 in der Musikschule gelernt. Dann war ich von 1952 bis 1961 im Ensemble. Ich war lange Pionier, noch mit fast 20 Jahren“, erzählt sie lachend. Bis heute spielt sie in einer Akkordeongruppe mit. Bei dem Treffen begleitete sie Rosi Muschner, geborene Schließ, die sich nicht lange bitten ließ, das Lied „Wo mag nur mein Christian sein“ zu schmettern. „Das habe ich schon mit elf Jahren gesungen“, sagte sie. Rosi Muschner schwärmt bis heute vom Pionierensemble. „Wir haben dort ganz viel gelernt, das hat uns in unserem Leben entscheidend gelenkt.“ Sie hatte schon mit 15 Jahren eine Tanzgruppe geleitet und wurde später Lehrerin.

Von etwa 1950 bis 1961 bestand das Ensemble unter dem Chorleiter Hans Braune, Paul Dehnert, der die Musikgruppe anleitete, und den Organisator Fritz Bergmann. Von den drei Herren lebt allerdings keiner mehr.

„Das Treffen ist ein toller Erfolg. Es hat sich gelohnt, dass wir uns diese Arbeit gemacht haben“, sagte Helga Michalzik. Es sei schwierig gewesen, nach über 60 Jahren die Adressen herauszubekommen. Viele Mädchen von damals hatten ja auch den Namen gewechselt.