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Wiedersehen macht Freude

Spätaussiedler Nikolai Jaworski bietet seine russischen Spezialitäten jetzt auf dem Land an. Ein Besuch lohnt sich: Denn es gibt nichts, was es nicht gibt.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Priestewitz. Durch Zottewitz weht seit Montag ein Hauch weiter Welt. Eine, die vor allem viele Erinnerungen mit sich bringt. Moskauer Eis, Kaviar, eingelegte Pilze und ein großer Samowar stehen da in den Regalen des „Berjoska“. Das Geschäft, welches bis zum Jahresende auf der Großenhainer Apothekergasse/Ecke Schlossstraße zu finden war, hat hier eine vorübergehende neue Heimat gefunden. In einem kleinen Nebengebäude seines Wohnhauses macht der Inhaber Nikolai Jaworski das Beste aus einer Situation, die sich der 43-Jährige so nicht freiwillig ausgesucht hat.

Gemeinsam mit seiner Frau Olga und den zwei mittlerweile erwachsenen Söhnen war der Kasache 1996 nach Deutschland gezogen. Zehn Jahre arbeitete der gelernte Baumaschinenführer zunächst in der Agrargenossenschaft Blattersleben. „Irgendwann bekam ich jedoch große Rückenprobleme und im Unternehmen änderte sich auch einiges“, erzählt Nikolai Jaworski.

Krimsekt und Moskauer Eis

Nach dem dritten Bandscheibenvorfall beschloss er, sich schließlich selbstständig zu machen und eröffnete im Juli 2006 einen Laden mit allem, was der Liebhaber russischer Spezialitäten begehrt. Krimsekt und gefüllte Pelmeni, Würste und Speck, Kekse, Pralinen und freilich auch Tee, Spielzeug, Gläser und Geschirr gingen in den vergangenen Jahren erfolgreich über die Ladentheke. Nicht nur Spätaussiedler wie Familie Jaworski bedienten sich gern all der köstlichen Dinge, die sie kulinarisch an die frühere Heimat erinnerten. „Nein, es gab auch viele Großenhainer und Kunden von außerhalb, die bei uns regelmäßig einkauften. Einerseits, weil ihnen das typisch russische Essen schmeckte. Und andererseits, weil sie beispielsweise einen Spezialitätenabend für Freunde planten und dafür originale Speisen brauchten“, verrät Nikolai Jaworski.

Am Tag ihrer Silberhochzeit sollte sich das Leben des freundlichen, lebensfrohen und spürbar hilfsbereiten Russen dramatisch ändern: Olga erfuhr, dass sie schwer erkrankt ist und sich die kommenden Monate ausschließlich ihrer Gesundung widmen muss. Nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen entschieden Jaworskis, das Großenhainer Geschäft aufzugeben und erst mal die Räumlichkeiten auf dem eigenen Zottewitzer Grundstück zu nutzen. Obgleich aufgrund der Kürze der Zeit alles noch sehr provisorisch eingerichtet ist, sind die Auslagen und Frischhaltetruhen gut gefüllt. Die Lebensmittel allesamt über den Großhandel in Nürnberg oder Schwabach bezogen, sind frisch und warten auf ihre Abnehmer.

„Viele langjährige Kunden haben mir versprochen, dass sie uns auch in Zottewitz weiterhin die Treue halten werden“, sagt Nicolai Jaworski und hofft im Sinne seines Lebensunterhaltes, dass sie jenes Versprechen einlösen. Immerhin: Für Freunde der vielfältigen russischen Leckerbissen, die weiter entfernt von Zottewitz wohnen, hat Nikolai Jaworski einen besonderen Service in petto. „Ich liefere auch gern nach Hause.“

Das „Berjoska“ im Priestewitzer Ortsteil Zottewitz auf der Lindenstraße 14 hat Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und Sonnabend von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Telefonisch erreichbar ist der Laden unter 0173 4623293.