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Wiederaufbau im Fahrradladen

Vor einem Vierteljahr hatte es im Geschäft von Volker Häslich gebrannt. Verkauft und repariert wird aber längst wieder.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Dingdong. Wer ins Geschäft von Volker Häslich tritt, wird von einem freundlichen Glockenklang begrüßt. „Vorher hatte ich eine andere Klingel, aber die hat’s mit entschärft“, erzählt der Gröditzer Fahrradhändler. Auf den Tag genau drei Monate ist es her, dass es in dem Laden an der Großenhainer Straße gebrannt hat. Die alte Eingangsklingel gehörte noch zu den geringsten Schäden, die zu beklagen waren. Ein Nebengebäude war schwer beschädigt, etliche Räder im angrenzenden Geschäft zerstört worden. Auch die Ladeneinrichtung war hinterher nicht mehr zu gebrauchen.

Schon kurz nach dem Brand hatte Volker Häslich gesagt, er wolle sein Geschäft auf jeden Fall weiterführen. Doch das war schwieriger als gedacht. „Im alten Jahr hat sich gar nichts gedreht.“ Erst nach Silvester habe die Schadensbeseitigung begonnen. Zig Räder, die nicht gerettet werden konnten, und die komplette Ladeneinrichtung wanderten in einen Entsorgungscontainer. Wände und Decken wurde sandgestrahlt, um den Ruß zu entfernen.

Das ist inzwischen Wochen her. Längst hat Volker Häslich das Geschäft wieder geöffnet. Er verkauft Räder und repariert sie – mit Teilen, die momentan in Kisten auf dem Fußboden lagern.

Es geht provisorisch zu in dem Geschäft, aber es läuft. Gemerkt hat das aber noch nicht jeder. „Manche denken, es ist noch zu“, erzählt der Unternehmer. Der Jahresanfang sei aber oft umsatzschwach, die vergangenen Winterwochen taten das Übrige. „Ich muss das noch mal neu dranschreiben, dass geöffnet ist.“

Die Zurückhaltung mancher Kunden mag auch daran liegen, dass das Geschäft von der Straße aus ein wenig nach Brandruine aussieht. Kaputte Scheiben hier, Spanplatten als provisorischer Fensterersatz da. Und auch Rußspuren gibt es noch. Mit den Bauarbeiten wäre er gern deutlich weiter, sagt der Ladeninhaber. „Aber es geht ein bisschen schleppend“, sagt Häslich und lässt durchblicken, dass die Zusammenarbeit mit der Gebäudeversicherung nicht ganz einfach sei.

Immerhin: Seit dieser Woche reparieren Bauarbeiter ein Nebengebäude. Dessen Dachstuhl war beim Feuer im Dezember völlig ausgebrannt. Jetzt soll ein Flachdach drauf, das ist nicht so teuer, sagt Volker Häslich. Draufzahlen wolle er nicht. Allerdings ist unklar, wie viel er von den geschätzt 100 000 Euro Schaden ersetzt bekommt, so der 65-Jährige.

Auch wenn andere in seinem Alter im Ruhestand sind: Seinen Laden aufzugeben, daran denkt Volker Häslich nach wie vor nicht. „Ich mach noch ’n bisschen“, sagt er. Und wie lange? „Der Vorbesitzer hat gearbeitet, bis er über 80 war. Das ist doch bei Selbstständigen oft so, die machen ewig.“

Den Brand im Dezember soll laut Volker Häslich eine offene Flamme ausgelöst haben. So richtig glauben kann er das aber nicht. Er blickt aber lieber nach vorn. Bis Mai, hofft er, ist alles komplett instand gesetzt. Da kommt ein Mann zur Tür rein, der ein Elektrofahrrad in Kommission gegeben hat. Händler und Kunde sind optimistisch, dass es bald einen neuen Besitzer findet. Sie verabschieden sich. Dingdong.