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Wiederaufbau der Orangerie in Gefahr

Kultur sollte hinein, doch die fand sich nicht. Nun hängt alles am Votum einer Frau.

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© Visualisierung: Saal GmbH

Bettina Klemm

Kammermusik, Kunstausstellungen und Firmenevents in der Orangerie An der Herzogin Garten – das klang alles verheißungsvoll. Doch es bleibt ein Traum. Bis Ende März wollte Investor Reinhard Saal ursprünglich festgelegt haben, wie es mit dem Bau der Orangerie weitergeht.

Von dem einst prächtigen Gebäude ist nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur noch die Ruine des Kopfbaus vorhanden. „Wir stehen zu unserem Versprechen, die Orangerie wieder aufzubauen“, sagt Saal. Aber er habe selbst zwei Jahre lang nach einer kulturellen Nutzung gesucht, jedoch ohne Erfolg. Auch Projektentwickler René Schulz von der Firma Memesy unterbreitete Konzepte, nahm Kontakte mit möglichen Nutzern auf. So hatten die Staatlichen Kunstsammlungen, die Sächsischen Schlösser und Gärten, die Hochschule für Bildende Kunst, aber auch Messe und Kongresszentrum ein erstes Interesse gezeigt. Nun das ernüchternde Ergebnis: „Trotz dieser Bemühungen war es nicht möglich, einen Generalmieter oder neuen Eigentümer für die Orangerie zu finden“, sagt Saal. Wenn es darum ging, langfristige Verträge zu schließen, seien die Interessenten abgesprungen.

Der Aufbau der Orangerie koste laut Saal zwischen zehn und zwölf Millionen Euro. Da sei ihm das Risiko zu groß, sich nur auf Versprechungen zu verlassen. Nach SZ-Informationen soll er eine 20- bis 25-jährige Mietgarantie oder den kompletten Kaufpreis für die Orangerie gefordert haben. Der Investor spricht von hohen Mehrkosten durch Zeitverlust und Umplanungen. Als Familienunternehmen sehe er nun keine andere Möglichkeit, als zu den ursprünglichen Plänen zurückzukehren: Er will zehn bis zwölf Wohnungen und Büros in der Orangerie bauen. Dies hatte er bereits den Stadträten im Bauausschuss erläutert und um Unterstützung für den Wohnungsbau geworben.

Gleichzeitig soll ein öffentliches Café geschaffen werden. Die Saal GmbH hat sich in dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan, wie das Planungsprozedere offiziell heißt, verpflichtet, die Parkanlagen vor der Orangerie nach historischem Vorbild zu schaffen. Sie sind öffentlich zugänglich und müssen vom Investor fünf Jahre lang auf eigene Kosten gepflegt werden. Zudem sollen entlang der Ostra-Allee vorhandene gusseiserne Zaunteile wieder aufgestellt werden.

Obwohl das Gelände des einstigen Gartens seit Jahrzehnten als Kulturstandort freigehalten worden war, gab es kaum Unterstützung von der Stadt und dem Land für eine öffentliche Nutzung. Auf die Frage, ob sich die Stadt für Kultur in der Orangerie einsetzt, antwortet Dresdens Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) ausweichend: Die Festlegung als Sondergebiet ermögliche gastronomische Einrichtungen, Ausstellungs- und Verkaufsflächen, kulturelle Zwecke sowie Veranstaltungs- und Tagungsräume. Allerdings wurden die meisten Entscheidungen zu dem Areal von seinem Vorgänger getroffen. Dieser hatte auch schon dem Bau von Wohnungen in der Orangerie zugestimmt.

Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack legte vor fast einem Jahr ein Veto ein. Sie war vor allem mit den geplanten Veränderungen an der Fassade der Orangerie nicht einverstanden. Um die Wohnungen komfortabler zu gestalten, waren halbrunde Balkone und Vorgärten vorgesehen. „Das hätte den Charakter des von Otto von Wolframsdorf 1841 geschaffenen Orangerie-Gebäudes zerstört“, sagt Pohlack. Nach wie vor hält sie Wohnungen in der Orangerie für ungeeignet. „Ich bedauere, dass sich Herr Saal für keine der zum Teil schon weit fortgeschrittenen Konzeptionen entscheiden konnte.“ Da nicht davon auszugehen ist, dass sich an dieser Haltung etwas ändern wird, nehme das Landesamt für Denkmalpflege von seiner ablehnenden Position Abstand. Es sei in jedem Fall ein Gewinn, dass Herr Saal die Orangeriefassade ohne die zerstörenden Balkone errichten will. Allerdings wird das Gebäude aus Platzgründen kürzer als einst.

Wenn die Stellungnahme des Landesamts offiziell vorliegt, werde die Bauaufsicht in Absprache mit den Fachämtern die Baugenehmigung für die Orangerie abschließend entscheiden, erklärt Schmidt-Lamontain. Saal hofft nun auf eine schnelle Einigung. Nur so könne ein Baustopp verhindert werden. Er baut im hinteren Teil des Grundstücks 123 Wohnungen, die bereits alle verkauft sind. In dem Vertrag mit der Stadt hat sich die Saal GmbH verpflichtet, die Parkanlage mit dem Wohnungsbau zu vollenden. Im nächsten Jahr soll alles fertig sein. Kann die Orangerie nicht zeitgleich aufgebaut werden, bleibt sie eine Ruine, sagt Saal.