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Wieder mehr Bachforellen im Rabenauer Grund

Die Wasserqualität hat sich verbessert. Allerdings können sich die Fische jetzt besser verstecken.

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© Archiv/SZ

Von Annett Heyse

Rabenau. Im Rabenauer Grund gibt es für naturinteressierte Wanderer zu jeder Jahreszeit etwas zu entdecken. Im Frühling sind es beim ersten warmen Sonnenschein die Zitronenfalter, im Frühsommer sind die Stockenten mit ihrem Nachwuchs unterwegs, im Herbst färben sich die Ahornblätter rotgolden. Und im Winter lassen sich prächtige Eiszapfengebilde an den Felsen bestaunen. Nur tief im Wasser tut sich scheinbar nichts. Kaum ein Fisch ist zu sehen. Wo einst größere Forellenfamilien unterwegs waren, erscheint die Rote Weißeritz wie ausgestorben.

Ist sie aber nicht. Das sagen die Experten vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Vielmehr habe die Tatsache, dass Wanderer nicht mehr so viele Fische sehen, mit der Verbesserung der Wasserqualität und der Lebensbedingungen im Fluss zu tun. Vor allem seit dem Ende der Bauarbeiten an der Strecke der Weißeritztalbahn hat sich laut Umweltamt der Zustand der Gewässer verbessert. Das würden Messdaten belegen.

Regelmäßige Fischinventur

Regelmäßig nimmt das Landesamt Kontrollbefischungen in sächsischen Gewässern vor – mehrmals im Jahr und zu unterschiedlichen Jahreszeiten. „Das ist notwendig, um den Gewässerzustand bewerten zu können“, sagt Anne Matthies-Umhau, Referentin in der Behörde. Das Ergebnis: In den vergangenen Jahren hat sich im Fluss einiges verändert. „Verschwunden sind die für diesen Flussabschnitt untypischen Arten, die eher einen schlechten Gewässerzustand anzeigen, wie Stichling, Regenbogenforelle, Karausche und Aland“, zählt Matthies-Umhau auf. Die Regenbogenforelle aber war genau der Fisch, der vielen auffiel. Er ist abgewandert. Dafür sind andere Fischarten in die Rote Weißeritz zurückgekommen. Vom Januar 2009 bis Dezember 2012 waren die Fachleute des Landesamtes 52-mal am Fluss zwischen Freital und Dippoldiswalde unterwegs. Sie entdeckten 16 verschiedene Fischarten. Allein bei 72 Prozent lag der Anteil der Bachforellen, das sind die kleineren Verwandten der Regenbogenforellen. Bachforellen lieben schnell fließende, sauerstoffreiche, klare und kühle Gewässer. Neben ihnen entdeckten die Wissenschaftler auch Groppen (14 Prozent) und einige wenige Äschen (0,3 Prozent).

Während der nächsten Messreihe von 2013 bis zum jetzigen Zeitpunkt verschoben sich die Zahlen. Nun gibt es nur noch zwölf Fischarten in der Roten Weißeritz. Die Bachforellen bilden mit 76 Prozent das größte Vorkommen. Die am Grund lebende, nachtaktive Groppe kommt jetzt nur noch auf rund fünf Prozent, die Äsche dagegen auf 6,5 Prozent. „Das lässt für diesen Flussabschnitt, der eine Forellen- und Äschenregion ist, auf eine Annäherung an den natürlichen Zustand schließen“, erklärt Anne Matthies-Umhau.

Zurückzuführen ist dies auch auf die Renaturierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre. Nach den Hochwassern 2002 und 2013 hat die Landestalsperrenverwaltung mehrmals am Fluss gebaut. Ufer wurden befestigt, Ruhezonen für Kleinstlebewesen geschaffen, das Wehr an der Rabenauer Mühle abgerissen, der Gewässergrund natürlich gestaltet.

„Die Fische können sich wieder ,normal‘ verhalten“, erklärt die Referentin vom Umweltamt. Das bedeutet, dass die Tiere und insbesondere die Bachforelle ihre Unterstände aufsuchen können. Es bedeutet aber auch, dass sich die Schwimmer neugierigen Blicken entziehen. Matthies-Umhau: „Sie sind nun nicht mehr so einfach von oben zu sehen.“