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Wieder Leben im Elbschlösschen

Die Gaststätte nahe dem Pirnaer Steinplatz eröffnet im Spätsommer. Bierdurst wird aber jetzt schon gelöscht.

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© Andreas Weihs

Von Mareike Huisinga

Pirna. Dazu gehört schon eine ordentliche Portion Mut. Trotz Hochwassergefahr erwarb der Pirnaer Gastronom André Kleinert die Gaststätte Elbschlösschen direkt an der Elbe. Seine Lebensgefährtin Ute Patzig übernimmt die Leitung des Hauses. Sie hat bereits kräftig renoviert. Schon jetzt können Radtouristen, Spaziergänger und andere im lauschigen Biergarten am Elberadweg sitzen. Mitte Juli startet der Pensionsbetrieb, zunächst mit zwei Doppelzimmern. Im nächsten Jahr kommen ein Appartement und ein weiteres Doppelzimmer hinzu. Noch in diesem Spätsommer wollen Ute Patzig und ihr Team die Gaststätte im Erdgeschoss eröffnen.

Die Elbe flutete das Elbschlösschen beim Hochwasser 2013 bis in den ersten Stock.
Die Elbe flutete das Elbschlösschen beim Hochwasser 2013 bis in den ersten Stock. © Archivfoto: Alexander Müller

Damit endet die trostlose Zeit des einst beliebten Ausflugslokals, das seit dem Hochwasser von 2013 leer stand. Damals flutete das Elbwasser das Gebäude bis in den ersten Stock. Fotos von damals zeigen es wie eine Insel im Meer. Der bisherige Eigentümer, die Arbeiterwohlfahrt (Awo), wollte das Risiko einer erneuten Überflutung nicht tragen. Als das Haus im Sommer 2015 zum Verkauf stand, überlegten Ute Patzig und André Kleinert nicht lange, sondern schlugen zu. Erfahrung hat André Kleinert, seit mehreren Jahren betreibt er das Wirtshaus Refugium am Markt.

Die Awo hatte das Haus bereits entkernt. Was folgte, waren aufwendige Sanierungsarbeiten. „Wir mussten alles neu machen. Fußböden, Leitungen, Heizung“, zählt Ute Patzig auf. Insgesamt investierte das Paar bisher über 140 000 Euro. Die 55-Jährige macht sich nichts vor. Schutz vor einem weiteren Hochwasser gibt es für das Haus in dieser Lage nicht. Auch keinen Versicherer. Aber es gibt einen Plan B. „Falls die Elbe wieder extrem steigt, werden wir alles ausräumen. Ein befreundeter Transportunternehmer wird uns kurzfristig Container zur Verfügung stellen“, erklärt Ute Patzig. Die Haustechnik ist zur Sicherheit ins erste Stockwerk verlegt worden. Außerdem überlegt das Paar, das Gebäude im Ernstfall selbst zu fluten. „Dann haben wir keinen Schlamm, sondern sauberes Wasser in den Räumen“, berichtet die Pirnaerin. Diese Methode sei durchaus üblich unter betroffenen Hausbesitzern.

Für André Kleinert und seine Lebensgefährtin war das Elbschlösschen schon immer ein Traum. „Die Lage, der Blick auf die gegenüberliegenden Weinhänge, das gesamte Ambiente“, schwärmt Ute Patzig. Bereits vor dem Hochwasser 2013 waren die beiden oft zu Gast im Biergarten. „Außerdem wollte mein Mann gerne etwas eigenes haben“, sagt die gelernte Restaurantfachfrau. André Kleinert hat das Wirtshaus Refugium lediglich gepachtet.

Kunst inklusive

Ab August stehen deutsche und mediterrane Gerichte auf der Speisekarte des Restaurants Elbschlösschen. Ute Patzig denkt unter anderem an Pasta sowie eine abwechslungsreiche Steakkarte. Die Preise sollen bodenständig bleiben. Das Lokal mit 35 Sitzplätzen kann auch für Familienfeiern angemietet werden. Einige Anmeldungen liegen der Wirtin bereits vor. Zum Team gehören derzeit zwei Mitarbeiter. Ob weitere angestellt werden und wie die konkreten Öffnungszeiten aussehen, hänge von der Nachfrage ab.

Sicher ist hingegen bereits heute, dass Kunst in das Elbschlösschen einzieht. Kein Geringerer als Gerhard Patzig war der Vater von Ute Patzig. Der bekannte Kunsthändler und Aquarellmaler aus Freital verstarb vor sieben Jahren und hinterließ seiner Tochter zahlreiche Gemälde, die unter anderem idyllische Landschaften aus dem Erzgebirge zeigen.

Bisher standen diese Bilder in der Wohnung von Ute Patzig. Aus Platzgründen konnte sie diese nicht aufhängen. Das wird jetzt anders. Die Werke von Gerhard Patzig sollen künftig im Elbschlösschen einen würdigen Platz finden, sowohl in den Gästezimmern als auch im Lokal.