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Wieder Leben für die Alte Kirchschule

Das DRK Löbau hat das Haus in Kittlitz erworben. Altersgerechte Wohnungen und eine Tagespflege sollen entstehen.

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© Bernd Gärtner

Von Constanze Junghanß

Vorstellungen, wie die ehemalige Alte Kirchschule in Kittlitz einmal aussehen soll, sind bereits auf Papier gebannt. Silke Seeliger hält die Skizze vor den historischen Mauern in der Hand. Geschätzte 1,3 Millionen Euro sollen in die Sanierung des geschichtsträchtigen Hauses fließen. Das steht unter Denkmalschutz und wurde 1889 errichtet. Die Jahreszahl ist über dem ersten Stock am Eingangsbereich zusammen mit dem Spruch „Mit Gott erbaut“ zu lesen. Die Geschäftsführerin vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), Kreisverband Löbau, sagt, wofür diese Investitionssumme fließen wird: In Kittlitz entstehen eine altersgerechte Wohnanlage sowie eine Tagespflege. Neun solcher Wohnungen mit Balkonen werden in der Alten Kirchschule gebaut. In einem Anbau soll die Tagespflege unterkommen. Bis es so weit ist, geht allerdings noch ein bisschen Zeit ins Land. Mit dem Baustart rechnet das DRK voraussichtlich im Frühjahr 2018.

Erworben hat das Rote Kreuz die Immobilie im Dezember vergangenen Jahres. Die Idee, das Objekt zu kaufen, steht schon länger im Raum, wie Frau Seeliger erzählt. „Die Kirchgemeinde sprach uns bereits vor drei oder vier Jahren an, ob wir die ehemalige, leer stehende Schule übernehmen können“, sagt sie. Eine Veräußerung sei vonseiten der Kirche geplant gewesen. Allerdings sollte abgesichert sein, dass der Käufer das Bauwerk nicht zu spekulativen Zwecken erwirbt, sondern eine sinnvolle Nutzung für die Menschen im Ort und die umliegenden Dörfer schafft. Mit dem DRK sei der richtige Partner gefunden worden.

„Der Bedarf dafür ist auf jeden Fall da“, sagt die Geschäftsführerin. Einerseits möchten Menschen im höheren Alter gern in ihrer angestammten Umgebung bleiben. Und auch wenn auf dem Dorf das generationenübergreifende Wohnen noch eher eine Rolle spielt, als in der Stadt, kann oft aus gesundheitlichen Gründen nicht jeder Ruheständler in den eigenen vier Wänden bleiben. Altersgerechtes Wohnen bedeutet letztendlich auch Barrierefreiheit und so konzipierte Zimmer, dass den Bedürfnissen im Alter Sorge getragen wird.

Als jetzt im Nachrichtenblatt der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Kittlitz-Nostiz über das geplante Projekt informiert wurde, klingelte in der DRK-Geschäftsstelle mehrfach das Telefon. Denn da stand geschrieben, es werde gehofft, „dass der eine oder andere Bewohner in unseren Dörfern die Chance ergreift und entweder selbst im Haus einzieht oder das Angebot der Tagespflege nutzt“. Obwohl Anmeldungen noch gar nicht angenommen werden können, bekundeten schon Kittlitzer ihr Mietinteresse. Das Planungsvorhaben wird also begrüßt. Zumal auch der vor sechs Jahren eingerichtete DRK-Seniorenclub in Löbau von den Kittlitzern und anderen Ruheständlern der Umgebung genutzt wird. Nun geht das DRK alle notwendigen Schritte für den Umbau an. Der Notarvertrag zum Hauskauf ist unterschrieben, Fördermittel wurden beantragt. Denn alleine aus Eigenmitteln ist ein solches Großprojekt nicht zu stemmen. Damit würde auch ein allgemein angesprochenes Thema der Seniorenvertretung Löbau-Zittau, das 2015 bei einer Fachkonferenz in Dresden vorgetragen wurde, aufgenommen. Da hieß es: „Eine verstärkte Förderung des ländlichen Raumes ist nach Einschätzung der Teilnehmer dringend erforderlich.“ Bei den Bauarbeiten selbst wird der Denkmalschutz mit ins Boot geholt. Hinter den Mauern ist Geschichte geschrieben worden. Zu den drei Lehrern der Anfangszeit gehörte der sorbische Komponist und Kantor Karl August Katzer (Korla Awgust Kocor), der bis zu seinem Tod 1904 in Kittlitz lebte. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof im Ort. Bis 1987 lernten Kinder in der Schule. Einige Jahre war sie nach dem Zweiten Weltkrieg Ausbildungsstätte für Landwirtschaftslehrlinge. Und auch ein Ärztehaus war früher hier untergebracht. Wenn alles klappt wie geplant, könnte im Frühjahr oder Sommer 2019 mit den ersten Bewohnern wieder neues Leben einziehen.