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Wieder Hoffnung für das graue Elend

Ein bayrisches Unternehmen übernimmt die insolvente RWV mit mehr als 300  Wohnungen. Viele sollen saniert werden.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Roßwein. Schon seit einiger Zeit hält sich das Gerücht hartnäckig. Jetzt ist es offiziell. Für die insolvente Roßweiner Wohnungsverwaltungs (RWV) GmbH gibt es einen Investor. Die Günstiger Wohnen 4 GmbH übernimmt den Geschäftsbetrieb der RWV mit mehr als 300 Wohnungen. Das teilt Insolvenzverwalter Kai Dellit auf Nachfrage des Döbelner Anzeigers mit. Dellit hatte sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren darum bemüht, einen Investor zu finden. Roßweins Bürgermeister Veit Lindner freut sich, dass diese Suche nun einen positiven Abschluss gefunden hat. „Ich hoffe, dass der Investor diesem Namen alle Ehre macht“, so Lindner. Es sei ein großer Sanierungsstau aufzuarbeiten. Lange genug habe die Unsicherheit gedauert. Im übertragenen Sinn müsse die RWV jetzt wieder in ruhiges Fahrwasser gleiten.

Günstiger Wohnen 4 ist im bayrischen Neuhaus am Inn ansässig und investiert vor allem in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. Die Firma stehe für gute Mietpreise und sehr guten Verwalterservice, heißt es in einer Pressemitteilung. Geschäftsführer Johann Christian Haas über die Pläne in Roßwein: „Wir wollen den wesentlichen Bestand der Wohnungseinheiten sanieren und guten Wohnraum zu vernünftigen Preisen schaffen, um so auch die Attraktivität der Stadt Roßwein zu erhöhen. Dabei liegt uns die Zufriedenheit unserer Mieter sehr am Herzen“.

Betrügern auf den Leim gegangen

Ein besonderes Augenmerk bei der Investorensuche habe der Insolvenzverwalter auf die Nachhaltigkeit des Engagements des Investors gelegt. „Mein Ziel war es, einen seriösen Investor zu finden, der dauerhaftes Interesse am Immobilienportfolio des Roßweiner Unternehmens hat. Das ist uns nach langer Suche und intensiven Verhandlungen jetzt gelungen“, so der Chemnitzer Rechtsanwalt Dellit. Die Bayern übernehmen die Immobilien der RWV und sind voraussichtlich ab April für deren Verwaltung zuständig. Die Mieter werden durch den Insolvenzverwalter über den genauen Zeitpunkt der Übernahme der Verwaltung informiert, so Dellit. In seinen Internetauftritt hat Günstiger Wohnen 4 die RWV bereits integriert.

Die Odyssee der RWV begann bereits im Jahr 1992. Damals hatte die RWV den Mietern angeboten, ihre Wohnungen zu kaufen. Nur vier Prozent nutzten diese Möglichkeit. Als sich die finanzielle Lage der Wohnungsverwaltungsgesellschaft weiter zuspitzte, wurde ab 2011 ein Käufer gesucht und ein Interims-Geschäftsführer eingesetzt. Im Juli 2012 sprach sich die Mehrheit der Roßweiner Stadträte dafür aus, die RWV an die Deutsche S & K Sachwert AG zu verkaufen. Die Aktiengesellschaft aus Frankfurt am Main übernahm damit auch die Darlehen der RWV in Höhe von rund 5,8 Millionen Euro sowie die Bürgschaft der Stadt für die RWV in Höhe von rund 840 000 Euro.

Anfangs waren die Mieter der RWV noch optimistisch, bald in modernisierten Wohnungen leben zu können. Doch schon ein halbes Jahr später stellte sich heraus, dass die Stadt offensichtlich Hochstaplern auf den Leim gegangen war. Fahnder waren sogar mit einer Großrazzia gegen die Betrüger vorgegangen. Sie wurden verhaftet. Anschließend kümmerten sich zwölf verschiedene Zwangsverwalter um die 19  Gebäude der Roßweiner Wohnungsverwaltungsgesellschaft, bis der Chemnitzer Rechtsanwalt Kai Dellit als Insolvenzverwalter für die gesamte RWV eingesetzt wurde.

Der Antrag auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde am 17. Juli 2013 gestellt. In den vergangenen Jahren führte Rechtsanwalt Dellit den Geschäftsbetrieb des Wohnungsunternehmens in vollem Umfang weiter. Dazu zählte in erster Linie die Verwaltung des Wohnungsbestandes und die Sicherstellung der Versorgung der Mieter. Seit seiner Zuständigkeit hat Dellit mit vielen Interessenten über eine Übernahme der Wohnungsverwaltungsgesellschaft verhandelt, bis die Gespräche jetzt mit der Günstiger Wohnen 4 zum Erfolg führten.