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Wieder daheim

40 sächsische Bilder kommen als Schenkung nach Dippoldiswalde. Allerdings auf einem Umweg über Hannover.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Ein alter Beitrag aus der Sächsischen Zeitung hat jetzt dem Museum Dippoldiswalde eine Schenkung eingebracht. Der Sammler Jürgen Massute hat 40 Werke des Malers Camillo Schneidenbach dem Museum überlassen. Am Sonnabend wird eine Ausstellung mit Werken des Künstlers aus der neuen Schenkung eröffnet unter dem schlichten Titel „Aus dem Schaffen“. Sie fand ihren Weg nach Dipps auf Umwegen.

Schellerhau im Winter: Felder unter weißem Schnee und grüne Wälder, dieses Motiv hat Schneidenbach in Schellerhau gefunden.
Schellerhau im Winter: Felder unter weißem Schnee und grüne Wälder, dieses Motiv hat Schneidenbach in Schellerhau gefunden. © Repro: SZ
Dieses Foto aus dem Bestand des Dippser Museums zeigt den Maler Camillo Schneidenbach.
Dieses Foto aus dem Bestand des Dippser Museums zeigt den Maler Camillo Schneidenbach. © Repro: Frank Baldauf

Die Familie Massute stammt aus Dresden und lebt seit den 1950er-Jahren in Hannover. „Meine Mutter blieb immer Dresden verbunden“, erzählt Jürgen Massute. In der Wohnung hing über dem Sofa ein Gemälde von Dresden, das den Canalettoblick zeigt, gemalt von Camillo Schneidenbach.

Starkes Interesse am Osterzgebirge

Dieser Maler findet heute hauptsächlich noch wegen seiner Dresden-Bilder Beachtung. Die Kunstmarktdatenbank „artprice“ verzeichnet vier Werke, die in letzter Zeit bei Auktionen verkauft wurden, allesamt Dresdner Motive. Aber Schneidenbach war oft zu Fuß oder mit dem Rad in der Umgebung der Stadt unterwegs gewesen, häufig auch im Erzgebirge. Die Gegend um Rehefeld, Seyde und Hermsdorf hatte es dem Künstler besonders angetan.

Schneidenbach ist 1867 in einfachen Verhältnissen in Königstein geboren worden. Sein Zeichentalent zeigte sich schon während der Schulzeit. 1881 hat er eine Lehre als Porzellanmaler begonnen und erhielt danach ein Stipendium für die Königlich Sächsische Kunstgewerbeschule in Dresden. Danach hat er sich selbstständig gemacht als Porzellanmaler und hat später auch Postkarten entworfen.

1951 ist er gestorben. Seine Bilder sind oft von Sammlern gekauft worden, ein Teil ist auch dem Krieg zum Opfer gefallen. Familie Massute besaß mehrere Bilder von Schneidenbach. So ist Jürgen Massute mit dem Werk dieses Malers groß geworden. Dazu kam eine persönliche Verbindung. Seine Mutter und deren Schwester waren aus ihrer Dresdner Zeit her mit Lotte Schneidenbach, der Tochter des Malers, befreundet. Dieser Kontakt überdauerte die Jahrzehnte. Ende der 1960er-Jahre schickte Lotte Schneidenbach eine Auswahl von Skizzen ihres Vaters nach Hannover. Sechs kleine Blätter davon erhielt Jürgen Massute. Die bildeten den Grundstock seiner Schneidenbach-Sammlung.

Nach der Wende, als der damalige Direktor eines Arbeitsamts ungehindert nach Sachsen reisen konnte, war Jürgen Massute häufiger hier unterwegs, besuchte Verwandte und sah sich in Antiquitätengeschäften nach Bildern von Camillo Schneidenbach um. So kamen allmählich 40 Werke des Malers in Hannover zusammen. Jetzt ist der Sammler 75 Jahre alt, und er machte sich Gedanken darum, wie er seinen Bestand sichern kann. „Die Kinder haben kein Interesse daran“, sagt er.

Nun hatte er hinter einem Bild einen Ausschnitt aus der Sächsischen Zeitung gefunden. Rikarda Groß hat 1997 einen Beitrag geschrieben über Camillo Schneidenbach und eine Ausstellung, die das Dippser Museum damals schon dem Maler gewidmet hatte. Sie zitierte damals eine Rezension aus dem Jahr 1949, in der Schneidenbach „als Nestor der sächsischen Heimatmaler, dessen Name unauslöschlich mit der Geschichte der sächsischen Heimatkunst verbunden bleibt“, bezeichnet wird. Angeregt durch den Zeitungsbeitrag rief der Hannoveraner Sammler im Museum in Dippoldiswalde an. Museumsleiter Thomas Klein hat dem Sammler in Aussicht gestellt, dass die Werke nicht im Depot verschwinden, sondern dass das ein oder andere dauerhaft seinen Platz in der Ausstellung finden wird. Die Gesamtheit der Schenkung wird jetzt im Rahmen der Sonderausstellung präsentiert, welche am Sonnabend beginnt.

Ausstellungseröffnung am Sonnabend, 25. März, 15 Uhr im Museum Dippoldiswalde, Freiberger Str. 18. Die Einführung hält Reimar Börnicke, Musik von Philina Gläser und Christine Sprenger. Die Ausstellung ist bis 25.6. zu sehen.
Am 25. März eröffnet auch die Osterausstellung, die bis 30. April dauert.