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Wie weiter mit Dresdens Fußwegen? - ET 4.10.

In nächster Zeit werden zwar weitere Stolperpisten saniert. Doch das eingeplante Geld reicht bei Weitem nicht.

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Von Peter Hilbert

Auf 2 108 Kilometern können Fußgänger auf Gehwegen durch Dresden laufen. Der Zustand ist allerdings teilweise äußerst desolat. So auf der Rabenauer Straße in Löbtau, wie die SZ kürzlich berichtete. Was die Stadt unternimmt und wo sie besondere Probleme hat, erläutert Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz.

Der Zustand: Im Cottaer Ortsamtsind ein Viertel aller Fußwege desolat

„Die Situation bei den Gehwegen haben wir 2011 genau erfasst“, sagt er. Einerseits gibt es die mit Pflaster, Asphalt oder Betonplatten befestigten Wege. 13 Prozent davon sind in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. Dramatischer sieht es bei den Wegen aus, die nur mit Schotterdecken oder kaum noch befestigt sind. Von denen ist mit 21 Prozent ein knappes Viertel völlig desolat. Als Beispiel führt Koettnitz den Plauenschen Ring oder die Gostritzer Straße an. „Dort hätte schon vor 30 oder 40 Jahren etwas gemacht werden müssen.“

Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Ortsamtsgebieten. In Altstadt sind nur 1,5 Prozent der festen Gehwege und drei Prozent der mit einer ungebundenen Oberfläche derart kaputt. „Da gibt es mal einen Absatz zwischen den Platten von einem bis zwei Zentimetern“, erläutert er. „Im Ortsamtsgebiet Cotta sieht es hingegen schlecht aus.“ Ein Viertel der Fußwege mit einer geschotterten oder ähnlichen Oberfläche ist kaputt. Bei den Platten- oder Pflasterwegen sind es auch noch zwölf Prozent.

Die Strategie: 245 Fußweg-Abschnitte sollen erneuert werden

2013 hat der Stadtrat ein Prioritäten-Programm beschlossen. In Zusammenarbeiten mit den Ortsämtern oder Ortschaften sind 245 Fußweg-Abschnitte aufgelistet, die neu gebaut oder saniert werden sollen.

Die Neubauten: Neuer Wegbei Goppeln würde 245 000 Euro kosten

Einige Wege werden ganz neu angelegt oder komplett ausgebaut. Als Beispiel führt Koettnitz den neuen Fußweg an der B 6 bei Niederwartha an, der 2017 oder 2018 gebaut werden kann. Für eine Reihe weiterer gewünschter Vorhaben fehlt bisher das Geld. Als Beispiel nennt er mehrere Fußwege in Ortschaften von Schönfeld-Weißig oder einen neuen Weg an der Straße nach Goppeln. Von den neuen Wohngebieten laufen dort viele Fußgänger an der dicht befahrenen alten Landstraße. Der aufwendige 700-Meter-Abschnitt würde jedoch 245 000 Euro kosten. Die fehlen.

Die Problemfälle: Baumwurzelnbei Instandsetzung oft im Wege

Nötig ist auch die Instandsetzung von Gehwegen mit einer bröckeligen Oberfläche aus Kaltmischgut aus DDR-Zeiten. „Mit einem Rollstuhl sind sie kaum zu befahren“, sagt er. Oft können sie mit einem ordentlichen Belag gleich mit instand gesetzt werden, wenn die Drewag, die Stadtentwässerung oder die Telekom Leitungen erneuern. Problematisch wird es jedoch bei Gehwegen mit alten Bäumen. Dort ist besonderer Bauaufwand nötig. „Die Wurzeln können wir bei noch vitalen Bäumen nicht einfach wegnehmen“, erläutert Koettnitz. „Häufig ist es in dem Bereich unmöglich, etwas zu machen.“

Viel Aufwand gibt es auch, um dem Denkmalschutz zu entsprechen. Deshalb wird oft das typische Dresdner Seifenpflaster Basalt- oder Mosaiksteine eingebaut. Beispielsweise sei ein Übergang zwischen Schloss und Kempinski-Hotel mit Großpflaster angelegt worden.

Die Gemeinschaftswerke: Bessere Gehwege für die Wehlener Straße

Ein Glücksfall ist es immer wieder, wenn bei Großprojekten marode Fußwege gleich mit erneuert werden. Das geschieht derzeit auf der Potschappler Straße in Gittersee, die auf einer Länge von 1,2 Kilometern bis Ende 2017 komplett erneuert wird. Ab kommendem Jahr erfolgt das auch auf der Wehlener Straße als letztem Abschnitt der großen Dresdner Ostmagistrale. Der Bau soll bis 2018 dauern.

Die Perspektive: Geld für den Ausbau wird in nächsten Jahren knapper

Seit 2010 hat die Stadt auf 1,5 Kilometern neue Fußwege gebaut. Das sind 0,1 Prozent des Netzes. Auf 90 Kilometern wurden Wege saniert. Das sind gut vier Prozent. Für die Arbeiten an den 245 aufgelisteten Abschnitten sind 24 Millionen Euro nötig. „Wir haben aber nur zehn Millionen Euro gesichert“, sagt Koettnitz. Im Doppelhaushalt sind für 2017 eine Million und für 2018 eine halbe Million Euro vorgesehen.

Die Kritik: Fußgängerverband fordert, viel mehr Geld einzuplanen

„Wir sind entsetzt über den Haushaltsentwurf und die Behandlung des Fußverkehrs“, sagt Frank Kutzner von der Interessengruppe „Dresden zu Fuß“. Dabei hat er den bis auf 500 000 Euro sinkenden Jahresetat im Blick. So könnten Fußwege nur noch gebaut werden, wenn dies im Zuge ganzer Straßenabschnitte geschieht. Die Stadt müsse die Mittel verfünffachen. Sie gab sich zumindest bei der Europäischen Mobilitätswoche in Dresden sehr fußgängerfreundlich. „Der Fußverkehr wird häufig unterschätzt, obwohl jeder vierte Weg in Dresden zu Fuß erledigt wird“, erklärte Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne). „Wir alle sind Fußgänger.“

Dem kann sich Kutzner nur anschließen. „Jetzt muss die Stadt nur noch genügend Geld für die Fußwege im Haushalt einplanen“, sagt er.