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Wie weiter mit der Vogelkreuzung?

Experten haben untersucht, ob sich an der Stelle in Bautzen ein Kreisverkehr eignet. Jetzt liegt das Ergebnis vor.

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© Robert Michalk

Von Madeleine Arndt

Viel Asphalt für den Autoverkehr. Vierspurig weitet sich der Lauengraben an der Vogelkreuzung auf. Zu Stoßzeiten schieben sich hier in langen Schlangen die Karossen auf dem Lauengraben, der Äußeren Lauenstraße und der Friedensbrücke ihrer Grünphase entgegen. Besser klappt es einen Knotenpunkt weiter hinter der Friedensbrücke. Seitdem dort die Ampelanlage gegen einen Kreisverkehr getauscht wurde, geht es an der Dresdener Straße und Schliebenstraße flüssig voran. Da ist es naheliegend, auch auf der Vogelkreuzung über einen Kreisel nachzudenken. Das wurde im vergangenen halben Jahr intensiv getan, wie Baubürgermeisterin Juliane Naumann (parteilos) berichtet.

„Vier Spuren auf dem Lauengraben – das ist ziemlich breit. Eine Option, davon wegzukommen, wäre ein Kreisverkehr, sagt die Baubürgermeisterin. Aus Erfahrung wisse man, dass es gut funktioniert, wenn auf einen Kreisel der nächste folgt. Würde man die Vogelkreuzung dahingehend umbauen, könnte man an dieser Stelle auf die Rechts- und Linksabbiegerspuren verzichten und den Lauengraben für Fußgänger attraktiver gestalten. Autofahrer hingegen müssten nicht mehr warten. „Der Verkehr fließt geschmeidiger“, wie Naumann erklärt. Auch Dirk Ohm, Chef des Ivas-Ingenieurbüros, das für Bautzen einen Verkehrsentwicklungsplan erstellt hat, sieht städtebauliche und verkehrstechnische Vorteile in einem Kreisverkehr.

Zu hohes Verkehrsaufkommen an der Kreuzung

Gleich zweimal hat die Verwaltung die Möglichkeit eines Kreisels von Experten prüfen lassen. Die Ergebnisse, die zum Jahresende vorgestellt wurden, sind jedoch ernüchternd: Prinzipiell sei der Bau möglich, wenn ein Eckhaus – beispielsweise das auf dem Lauen-Areal – weggerissen würde. Jedoch konnte laut Prognosen der Gutachter nicht mit deutlicher Sicherheit gesagt werden, ob der Kreisel tatsächlich das tägliche Verkehrsaufkommen fassen kann oder es eventuell zum Rückstau kommt. An dem Knotenpunkt seien zu viele Autos unterwegs, wie Naumann ausführt. Vor allem auf der Ost-West-Verbindung von der Friedensbrücke in die Stadt müsste sich der Verkehr um 25 Prozent verringern, damit der Kreisel rein rechnerisch funktioniere.

Auch bei dem noch nicht ganz vollendeten Kreisverkehr an der Schliebenstraße waren sich die Experten anfangs nicht so sicher, ob er sich in der Praxis bewährt. Das konnte in diesem Fall aber mit einem Provisorium mehr als ein Jahr lang getestet werden. „An der Vogelkreuzung ist kein Verkehrsversuch möglich“, betont Naumann, „es fehlt der Platz. Das heißt, in den nächsten 20 Jahren bleibt hier alles beim Alten. Danach könnten gegebenenfalls günstigere Verkehrsprognosen den Bau eines Kreisels wieder zum Thema machen.

Lauengraben soll aufgewertet werden

Auch wenn jetzt klar sei, dass ein Kreisverkehr an der Vogelkreuzung derzeit nicht funktioniert, will die Baubürgermeisterin an einer Zielstellung festhalten: „Was können wir machen, um den Lauengraben aufzuwerten?“, formuliert es Naumann. Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, hat das Ivas-Ingenieurbüro vorgeschlagen, auf den Nebenarm des Lauengrabens mit seinen Parkbuchten zu verzichten. Stattdessen könnte hier ein Platz mit Bäumen und Sitzgelegenheiten gestaltet werden.

An der Vogelkreuzung selbst wäre eine vierte Fußgängerampel über die Friedensbrücke von Vorteil. Doch hier gibt es wieder das Platzproblem. Rund um das Eckgebäude auf der Seite des Sorbischen National-Ensembles ist der Fußweg so schmal, dass die Passanten den Durchlass des Hauses nutzen. Eine Fläche, um an einer Fußgängerampel zu warten, gibt es nicht.