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Wie weiter mit dem Wasserwerk?

Der Verein Pro Arbeit löst sich auf und verlässt das historische Bauwerk. Ein neuer Mieter steht schon in den Startlöchern.

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© Robert Michalk

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Hilfe für Arme und eine berufliche Perspektive – das wollte der Verein Pro Arbeit bieten. Seit seiner Gründung im Jahr 1998 waren bei dem Bautzener Verein immer wieder befristet unter anderem Langzeitarbeitslose, Behinderte und Jugendliche ohne Schulabschluss beschäftigt. Sie arbeiteten vor allem im Wasserwerk Strehla an der Czornebohstraße 69 gespendete Möbel und Elektrogeräte für Sozialschwache auf. Doch jetzt ist Schluss. Pro Arbeit hat zum Ende des vergangenen Jahres den Mietvertrag fürs Wasserwerk gekündigt.

„Der Verein Pro Arbeit befindet sich in der Auflösung“, erklärt der Vorsitzende Hans-Dieter Schenk. Den sozialen Möbelmarkt gibt es nicht mehr. Zum Jahresende wurde alles beräumt und ein Teil in einen sozialen Möbelmarkt nach Zittau gebracht. Wer in Bautzen etwas brauche, müsse sich nun an die Caritas wenden, so Schenk. Ohnehin sei die Lage des Möbelmarktes so weit ab vom Stadtzentrum nicht günstig gewesen, fügt er hinzu.

Keine Arbeitskräfte mehr

2004 war der Verein Pro Arbeit von der Humboldtstraße ins Strehlaer Wasserwerk gezogen. Neben der Unterstützung und Beschäftigung sozial Benachteiligter wollte man auch das Bautzener Baudenkmal an der Czornebohstraße pflegen und mit einer Ausstellung zur Wassertechnik bereichern. Das Brunnenhaus erhielt ein neues Dach, Luftschächte und Fenster wurden aufgearbeitet. In den vergangenen Jahren kam die Aktivitäten des Vereins jedoch nahezu zum Erliegen. Erst fielen die ABM-Stellen weg, dann die Ein-Euro-Jobber. Über Programme des zweiten Arbeitsmarktes bekam der Verein keine Kräfte mehr. Zuletzt erhielt er ab und an von Straffälligen Unterstützung, die vom Gericht zu gemeinnütziger Tätigkeit verurteilt wurden. „Ich wollte 2016 noch einmal zum Tag des offenen Denkmals einladen, doch es fehlte an Personal“, bedauert Schenk.

Das 1893 erbaute Wasserwerk ist Eigentum der Stadt. Es befindet sich teilweise in einem desolaten Zustand. Weil das Gebäude damals auf lockerem Sedimentboden errichtet wurde, sackte es nach und nach ab. Risse ziehen sich durch den Sandstein- und Klinkerbau. „Das Vordergebäude des alten Wasserwerks ist wegen Rissbildung gesperrt. Der Flur als Durchgang zum Maschinensaal ist abgestützt, sodass er als gesicherte Schleuse fungiert“, berichtet Stadtsprecher André Wucht. So können Maschinensaal, die Baracke und das ehemalige Pumpen- und Wasserfiltergebäude weiter genutzt werden. Dort befinden sich derzeit noch die Tischlerei und die Schlosserwerkstatt von Pro Arbeit.

Verhandlungen über Vermietung

Auch wenn der Verein sich auflöst – „Wir ziehen uns aus dem Wasserwerk nicht zurück“, betont Hans-Dieter Schenk. Gerade werde an einem Konzept gearbeitet, wie man das Zeugnis alter Industriekultur weiter erhalten könne. Träger des Projektes soll ein gemeinnütziges Unternehmen aus der Region werden.

Wie die Stadt mitteilt, verhandle man gerade über die Vermietung von Büro, Ausstellungsfläche und Werkstatt mit dem Unternehmen. Das beabsichtige, das Wasserwerk Strehla in einen grenzübergreifenden Themenpfad „Via Aqua – WASsER(ist)Leben“ einzubeziehen. Die Rolle des Wassers, dessen Gewinnung und Aufarbeitung sowie alte Industrietechnik sollen im Wasserwerk präsentiert werden.