Von Franz Werfel

Spechtshausen. Eigentlich könnten Martina und Frank Künzel eine ruhige Kugel schieben. Eigentlich könnten sie entspannt die letzte Saison in ihrem Spechtshausener Wald-Imbiss absitzen, ihre Gäste verwöhnen, Wanderkarten verkaufen. So, wie sie es seit Oktober 2003 machen. Doch so lange nicht feststeht, wie es mit dem Imbiss weitergeht, kommen die Künzels nicht zur Ruhe.

„Wir stehen heute nicht für unsere eigenen Interessen hier“, sagt Martina Künzel gleich zu Beginn des Gesprächs. Für sie sei der Zug abgefahren. In ein paar Monaten, Ende September, macht sie Schluss. „Wir stehen heute hier für unsere Gäste. Wir wollen, dass möglichst bald feststeht, wie es mit dem Imbiss weitergeht.“ Wenn sie an ihre Gäste denkt, wird die gelernte Porzellangestalterin emotional. Denn neben den vielen Wanderern und Besuchern des Tharandter Waldes, neben den Busladungen, die auch gern mal spontan auf dem Waldparkplatz in Richtung Imbiss ausgekippt werden und Geld in die Kasse bringen, denkt sie vor allem auch an ihre vielen Stammgäste. Diese kommen aus Dresden, Dippoldiswalde, Freital und den Tharandter Ortsteilen.

Diese Kundschaft haben sich die Künzels in den vergangenen Jahren aufgebaut. Auch mit regelmäßigen Aktionen, wie dem Grillen am Himmelfahrtstag, Faschingsfeiern in den ersten Jahren und dem Angebot, auch Familienfeste auszustatten. „Viele Einschulungen wurden in unserem Kiosk gefeiert“, sagt Martina Künzel. Um ihre Gäste sorgt sie sich nun.

Gerüchte um Schließung

Denn obwohl seit Oktober 2014 klar ist, dass die Pacht zum 1. Oktober dieses Jahres, also in knapp fünf Monaten, neu ausgeschrieben werden soll, hat die Tharandter Stadtverwaltung das bisher noch nicht gemacht. „Wir sind enttäuscht und machen uns Sorgen um den Imbiss“, sagt Martina Künzel. Dabei weiß sie von mindestens einem Interessenten, der sein Interesse dem Tharandter Bürgermeister in einem persönlichen Brief signalisiert hat.

Auf Nachfrage der Stadträtin Bärbel Kamovski (CDU) war der Imbiss auch Thema in der jüngsten Sitzung des Tharandter Stadtrates. Für Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos) ist klar, dass es am WaldImbiss bald weitergeht. „Wir als Stadt wollen, dass die Pacht zum 1. Oktober neu ausgeschrieben wird“, sagte er in der Sitzung.

Martina Künzel kann das nicht verstehen. „Warum hat man mit der Ausschreibung so lange gewartet? Dass wir aufhören, steht doch schon lange fest.“ Dass sie überhaupt noch ein Jahr weitermachen konnte, war ebenfalls eine knappe Entscheidung. Ihr erster Pachtvertrag lief nach zwölf Jahren zum September 2015 aus. Im Oktober 2014 hatten die Stadträte einstimmig beschlossen, dass die Pacht neu ausgeschrieben werden soll. „Niemand hatte darüber im Vorfeld mit uns gesprochen“, so Künzel.

Auf ein Einschreiben der Künzels vom November 2014 reagierte das Rathaus. Die Pacht, für die Martina Künzel 200 Euro pro Jahr zahlt, wurde um ein Jahr verlängert. „Am Telefon sagte mir eine Rathausmitarbeiterin, dass mein Vertrag nur ein Jahr verlängert werden könne. Wenn wir noch weiter verlängern wollten, müsste die Pacht sowieso neu ausgeschrieben werden.“ Martina Künzel hat vor Kurzem ihren 60. Geburtstag gefeiert. „Zwei Jahre hätte ich gern noch weitergemacht. Aber es soll eben nicht sein.“

Weil bisher im Ort niemand weiß, wie es mit dem Imbiss weitergeht, seien Gerüchte aufgekommen, dass die Stadt das Holzhäuschen dichtmachen will, erzählt Künzel. Überlegungen zu einer Schließung weist Tharandts Stadtsprecher Alexander Jäkel zurück. Die Pacht werde ausgeschrieben, teilt er mit. „Über die Nutzungs- und Ausschreibungskriterien wollen die Stadträte zu gegebener Zeit noch entscheiden“, so Jäkel. Ihn wundere, dass bei einigen Bürgern schnell eine Art Nervosität ausbräche, wenn für bestimmte Entscheidungen noch ein wenig Zeit benötigt werde.

Vielleicht findet sich ja schon im kommenden Amtsblatt ein Hinweis. Nicht nur die Stammgäste würden es den Räten und der Stadtverwaltung danken. Für ihre Gäste haben die Künzels ein Abschiedsbuch angelegt. Erste Einträge stehen schon drin.

Der Imbiss am Waldrand in der Triebischstraße öffnet immer donnerstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.