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Wie weiter?

Im Dezember wurde die Flugplatz-Schließung noch einmal abgewendet. Nun hoffen die Flieger auf einen neuen Betreiber.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Flugleiter Martin Rempke schiebt das große Rolltor beiseite. Zum Vorschein kommen zwei Flugzeuge. „Hier wäre Platz für bis zu sieben“, sagt er. Rund 25 Maschinen stünden derzeit insgesamt am Flugplatz Riesa-Göhlis – weit weniger als sonst. „Einige Maschinen sind derzeit auch zur Winterwartung, aber viele Flieger haben sich wegen der unsicheren Situation hier am Platz einfach woandershin orientiert, nach Kamenz, Großenhain oder Altenburg.“

Sie führen zweigleisig – zahlten zum Teil zwei Stellplätze. Kündigungen habe es seines Wissens nach in Riesa-Göhlis noch nicht gegeben. „Die Flieger hängen an dem Platz“, erklärt Rempke.

Im Dezember hatte der Stadtrat entschieden, dass der Flugbetrieb doch nicht zum Ende des Jahres eingestellt wird. Die Esam wurde verpflichtet, den Platz noch bis zum 31. März weiter zu unterhalten. Eine offizielle Information darüber, dass es erst einmal doch weitergeht, hätten die Flieger aber nie bekommen, so Rempke weiter. Im Schaukasten auf dem Flugplatz jedenfalls hängt noch eine Mitteilung vom November. Darin informiert die Esam über das Ende der Betriebsführung zum letzten Jahreswechsel. Den Fliegern wird empfohlen, ihre Maschinen wegzufliegen, solange die Witterung es noch zulässt und die Flugleiter vor Ort sind. Schnee von gestern – die Karten werden noch einmal neu gemischt.

Umstrittene Pacht: 60 000 Euro

Für Flieger Helmut Horbas aus Oschatz zeige diese Informationspolitik erneut, wie ernsthaft sich die Esam – beziehungsweise die Stadtwerke, denen der Platz gehört – um die Zukunft der Fliegerei in Riesa bemühe. Nämlich: „Gar nicht.“ Stadtwerke-Chef Rene Röthig kann die Kritik nicht nachvollziehen: „Der Beschluss wurde in öffentlicher Sitzung gefasst. Nach meinem Eindruck waren zahlreiche Interessierte des Verkehrslandeplatzes selbst dabei.“ Außerdem veröffentliche die Verwaltung alle gefassten Beschlüsse im Amtsblatt, so Röthig weiter. Die Stadtwerke suchen derzeit nach einem neuen Betreiber. Flugleiter Martin Rempke und andere Flieger wie auch Hennig Stein, der mit seiner Flugschule vor Ort ansässig ist, ärgern sich jedoch über die Ausschreibung. „Man kann doch nicht noch 60 000 Euro Pacht im Jahr verlangen, wenn man den Platz unbedingt loswerden will“, so Rempke. Er plädiere für einen symbolischen Preis von einem Euro.

Laut Stadtwerke-Chef Rene Röthig werde die Pacht in gleicher Höhe durch die Einnahmen gedeckt, die dem Pächter mit Vertragsunterzeichnung zustünden. „Es bestehen etwa ein Dutzend vermietete Hangarstellplätze. Der Pächter hat natürlich die Möglichkeit höhere Einnahmen zu generieren.“ Insbesondere weil die Flächenressourcen im Mehrzweckgebäude und den Hangars noch nicht vollständig ausgelastet seien. „Darüber hinaus können Start- und Landegebühren durch den Pächter selbst vereinnahmt werden“, so Röthig weiter. Die Gaststätte und die Tankstelle könnten ebenfalls Erträge bringen.

Auch in der Sitzung des Stadtrates am Mittwochabend wurde die Ausschreibung kritisiert. Hannes Keuerleber, SPD-Fraktion, stößt sich an den umfangreichen Zuschlagsbedingungen und ebenfalls an der Mindestpacht: „Einem Mieter muss bei den hohen Verlusten, die durch den Geschäftsführer der Stadtwerke dargestellt wurden, eine Zukunft mit dem Pachtvertrag geboten werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir den Rückbau der Gebäude tragen und Fördermittel zurückzahlen müssten, wenn der Flugplatz geschlossen wird.“ Das Risiko, den Platz in seinem derzeitigen Zustand zu übernehmen, sei für einen Verein oder ein kleines Unternehmen einfach zu groß. „Es wäre schade, wenn es am Ende daran scheitert“, so Keuerleber weiter.

Für Oberbürgermeister Marco Müller (CDU), der zugleich Chef des Stadtwerke-Aufsichtsrates ist, kommt es nicht infrage, den Verkehrslandeplatz ohne oder mit einer geringeren Pacht abzugeben. Das sagte er in der Sitzung des Stadtrates. Bis dato seien die Ausschreibungsunterlagen aber auch so schon von mehreren Interessenten abgeholt worden.