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Wie viele Hörgeräte braucht Kamenz?

Ein leeres Geschäft am Markt wurde wieder mit Leben gefüllt. Doch über die unmittelbare Nähe zur Konkurrenz staunen viele nicht schlecht.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Kamenz. Wochenlang versuchten Neugierige, hinter die Planen im ehemaligen „Zeemann“ am Markt zu schauen. „Was könnte hier denn entstehen“, fragten man sich im Vorübereilen. Schnell wurden Wünsche nach einem neuen Geschäft laut, welches die Attraktivität der City bedeutsam heben könnte. Irgendetwas mit Mode wäre schön, äußerten sich einige. Auch Lebensmittel waren im Gespräch. Die Gerüchte überschlugen sich. Ein bisschen zu Recht. Immerhin ist der Laden mit über 250 Quadratmeter Fläche der größte auf dieser Marktseite. Hier wäre einiges drin. Man erinnerte sich an Zeiten, als vor Ort noch die „Modeperle“ zu finden war und fast die komplette Stadt mit Kleidung versorgte – zweigeschossig! Mittlerweile hatten die letzten Ladenbesitzer mehrfach das Areal verkleinern lassen und Wände eingezogen. Für einen Großunternehmer müsste einiges getan werden …

Nun: Das neue Geschäft ist jetzt jedenfalls seit dem 22. August geöffnet. Hier, wo Apollo-Optik vor zweieinhalb Jahren überraschend schnell die Segel strich, zog Geers Hörakustik ein. Das hatte keiner erwartet! Denn gleich nebenan bemüht sich bereits seit geraumer Zeit die Firma Kind Hörgeräte um Kundschaft. Zwei Anbieter im nicht nur ähnlichen, sondern gleichen Segment? Geers ist ein holländisches Unternehmen und deutschlandweit vertreten. Neben den über 550 Fachgeschäften in Deutschland gehören dazu auch Filialen in Polen. Inzwischen zählt Geers zu den größten Unternehmen der Hörakustikbranche in Europa. Die Hauptverwaltung befindet sich immer noch dort, wo alles begann: in Dortmund. Das Team von über 100 Mitarbeitern im Technologie-Zentrum sorgt dafür, dass die Kollegen in den Fachgeschäften jederzeit gut betreut sind. Nun gibt es die Firma auch in der Lessingstadt.

Bürgermeister wünscht zufriedene Kunden

Und nicht nur das sieht die Rathausspitze durchaus als positiven Effekt für die Altstadt. Wirtschaftsreferentin Doreen-Charlotte Hantschke und Anne Hasselbach vom Citymanagement engagierten sich sehr, dass das Objekt zeitnah einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden konnte. Immerhin fast zwei Jahre hatte es dann doch gedauert, dass sich dieser Wunsch erfüllte.

„Es war nicht ganz einfach, da noch ein Mietvertrag mit ziemlich langer Bindung im Raum stand und die Gewerbeeinheit mit 286 Quadratmetern für eine Reihe von Mietinteressenten letztendlich ein wenig zu groß war“, so die Stadt. „Wir freuen uns nun sehr, dass die Einzelhandelslandschaft mit dem Know-how des Unternehmens Geers attraktiver wird und wünschen Frau Jasef und Herrn Gärtner allzeit zufriedene Kunden“, sagt Oberbürgermeister Dantz.

Kamenzer Bürger sehen das etwas weniger euphorisch. Wie Katrin Hohlfeld, die Folgendes auf Facebook postete: „Konkurrenz belebt das Geschäft sagt man so schön. Aber diese Nähe zweier Hörgerätehersteller finde ich echt zu übertrieben. Vor allem für die Größe unserer Stadt. Ich freue mich, dass ein leeres Geschäft wieder gefüllt wurde, nur wer weiß wie lange.“ Viele stimmten ihr da zu. Doch es gab auch optimistische Wortmeldungen. Doreen Reichelt schrieb beispielsweise: „Geers ist eine große Kette und gut in allen Bereichen. Wenn man sich auf bestimmte Sachen spezialisiert, macht man sich ja gegenseitig keine Konkurrenz. Denn nicht alle Hörgeräte-Geschäfte können und dürfen alles.“ Bleibt der Filiale also ein guter Neustart in Kamenz zu wünschen!