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Wie Studenten in Görlitz wohnen wollen

In zahlreichen Unistädten herrscht Wohnungsnot, viele Studenten suchen noch immer. In Görlitz ist das entspannter.

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© Susanne Sodan

Von Susanne Sodan

Görlitz. Bei Dorine Siegemund ging alles ganz schnell. Nachdem die Zusage für ihr Studium in Görlitz kam, hat sie alles innerhalb einer Woche geschafft: die Entscheidung, zum Studium nach Görlitz zu gehen, Wohnung suchen, Mitbewohner finden, Umzug. Dorine Siegemund studiert in Görlitz Kommunikationspsychologie, inzwischen im fünften Semester. Vor zwei Jahren hatte sich die gebürtige Münchnerin bundesweit an Unis und Hochschulen beworben. Als diese ihre Bescheide verschickten, machte die angehende Studentin gerade ein Praktikum in Bordeaux.

Mit Görlitz hat sich Dorine Siegemund für eine Region entschieden, die sie noch nicht kannte. Im Internet suchte sie auf den gängigen Portalen nach WG-Zimmern, fand aber nichts Passendes. „Auf die Idee, dass es auch ein Wohnheim gibt, bin ich gar nicht gekommen“, erzählt sie. Stattdessen gründete sie eine eigene WG. Mit ihrem Vater klapperte sie in Görlitz den Wohnungsmarkt ab. Die Firma FT-Immobilien hatte das Richtige: eine Zweiraumwohnung auf der Emmerichstraße, mit Blick ins Grüne, nahe an der Hochschule. „Wichtig war, dass die Wohnung WG-tauglich war, also zwei ähnlich große Zimmer hat“, erzählt Dorine Siegemund. Dann schaltete sie ihre eigene Suchanfrage nach einem Mitbewohner im Internet. „Ich hatte viel Glück. In Berlin wäre das wahrscheinlich nicht so schnell gegangen.“

In vielen Universitätsstädten ist die Wohnungslage zu diesem Semesterbeginn sehr angespannt. Laut aktueller Informationen des „Spiegel“ warten zum Beispiel in München noch rund 11200 Studenten auf ein Zimmer in einem Wohnheim. Das wirkt sich auf die Mieten aus, wenn Studenten stattdessen nach einer WG suchen. Laut einer Untersuchung des Moses-Mendelssohn-Instituts zahlen Studenten in München im Schnitt 600 Euro pro Monat für ein WG-Zimmer. In Berlin sind es im Schnitt 420 Euro. Viele Studentenwerke haben Notschlafstellen eingerichtet. Dagegen kann man die Situation in Görlitz als sehr entspannt bezeichnen. Die Plätze im Wohnheim sind zwar auch hier jetzt alle belegt, im Zelt muss aber keiner schlafen.

Zurzeit wohnen 226 Studenten im Görlitzer Studenten-Wohnheim Vogtshof. 85 von ihnen sind Erstsemester. Die Mieten liegen im Vogtshof bei 187 bis 247 Euro, „abhängig von Größe und Ausstattung“, erklärt Heike Müller, Pressesprecherin des Studentenwerkes Dresden, zu dem auch die Wohnheime der Hochschule Zittau-Görlitz gehören. Besonders beliebt sind die kleinen WGs, erzählt Heike Müller. Die Nachfrage nach den Wohnheimplätzen in Görlitz sei über die Jahre konstant geblieben. Natürlich gebe es jedes Jahr auch Studenten, die lieber in eine WG oder eigene Wohnung ziehen möchten. „Einige bleiben in den ersten Semestern im Studentenwohnheim und suchen sich später eine private WG oder eigene Wohnung.“

Allerdings: Die Nachfrage von Studenten zu Semesterbeginn sei gar nicht so spürbar, wie man meinen würde, sagt Frank Tews, Geschäftsführer von FT-Immobilien. Es seien eher vereinzelte Wohnungsanfragen. Am beliebtesten sind dann die Lagen dicht an der Hochschule, dazu zählt alles östlich oder abwärts vom Wilhelmsplatz, erklärt Frank Tews. Emmerichstraße, Blumenstraße, Sohr- und Moltkestraße, dort hat FT-Immobilien seit Längerem WG-geeignete Wohnungen, zum Teil ganze Häuser, die von Studenten „gebucht“ werden: „Meistens ergeben sich hier sogar direkte Studentenwechsel“. Also die Studenten suchen selber nach Nachmietern. So hatte es auch Dorine Siegemund gemacht: Ihre erste Mitbewohnerin zog vor einem Jahr wieder aus, dafür suchte zu der Zeit Marlene Mittmann ein Zimmer und meldete sich bei ihr. Das hat von Anfang an gut gepasst, sagen die beiden.

Ähnliche Erfahrungen hat Markus Bahr vom Immobilienunternehmen Heid + Partner. Wenn Studenten suchen, dann meist Einraum- oder kleine Zweiraumwohnungen, bevorzugt in der Innenstadt. Manchmal gehe das Interesse auch Richtung Südstadt, aber seltener. Eher selten sei es auch, dass Studenten größere WGs gründen. Noch ein wichtiges Kriterium: Bezahlbar sollen die Wohnungen sein. Es ist natürlich sehr abhängig von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen, im Schnitt aber liege das ungefähre Maximalbudget für die Warmmiete einer Einraumwohnung bei etwa 350 Euro. Dieses Jahr allerdings hielten sich die Anfragen von Studenten eher in Grenzen, erzählt Markus Bahr. Denn die meisten kleineren Wohnungen von Heid + Partner sind schon vermietet. Das hat nicht immer einen fröhlichen Hintergrund. Nicht selten suchen Hartz-IV-Empfänger eine kleine Wohnung, die den Regelungen des Amtes entspricht.

„Besonders in den Monaten August und September haben wir vermehrt Anfragen von Studenten erhalten“, teilt Lisa Gutjahr vom Großvermieter Kommwohnen mit. Auch hier haben die Studenten vorwiegend Einraumwohnungen oder WG-Zimmer gesucht, vor allem in der Innenstadt, der Altstadt und der Nikolaivorstadt. „Auch Einraumwohnungen in Königshufen wurden an Studenten vermehrt vermietet“, so Lisa Gutjahr.Auf ein Wort