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Wie sicher sind Reisebusse?

Der Unfall auf der A9 bewegt auch die Döbelner. Nur wenige Unternehmer sprechen aber über Sicherheitstechnik.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Region Döbeln. Ein bis auf das Grundgerüst abgebrannter Bus und 18 Tote, das ist die traurige Bilanz des Busunglückes, das sich vor einigen Wochen auf der Autobahn 9 in Bayern ereignet hatte. Der Unfall hat auch die Döbelner bewegt. Sie sprechen über die Ereignisse, unter anderem mit den Busfahrern der hiesigen Reiseunternehmen. „Was denken Sie darüber? Wie konnte so etwas passieren?“, lauten die Fragen, die Daniel Jahn in den vergangenen Tagen zu hören bekam. Der 37-Jährige, der sich 2012 mit einem gleichnamigen Reisebusunternehmen selbstständig machte, ist einer der wenigen aus der Region, der öffentlich über seine Fahrzeuge und deren Sicherheitstechnik sowie die Kompetenz seiner Fahrer spricht. Denn viele Reisende, die derzeit in Waldheim, Hartha oder Döbeln in Busse nach Bayern, Berlin oder Osttirol steigen, fragen sich: Wie sicher ist der Bus?

Jahn hat zwei Reisebusse, Baujahr 2010 und 2016. In dem neueren ist Platz für 54 Reisende, in dem älteren für 50. Beide Fahrzeuge besitzen, so Jahn, die technischen Hilfen, die Standard sind, wie Antiblockiersystem (ABS), Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) sowie Antriebsschlupfregelung (ASR). Den neueren hat er zudem unter anderem mit Spurhaltesystemen und Notbremsassistenten ausgestattet. Auch gibt es eine automatische Überwachung des Reifendrucks. „Gewisse Sachen sind Standard, aber man kann immer mehr bestellen“, so Jahn. Im Winter fahren seine Busse mit Winterreifen auf allen Achsen, obwohl laut Gesetz solche nur für die Antriebsachse vorgeschrieben sind.

In regelmäßigen Abständen werden die Busse durchgecheckt. Der ältere kommt alle 20 000 Kilometer zur Wartung zum Hersteller, der neue im Abstand von 80 000 Kilometern. Hinzu kommen die jährlichen Ölwechsel. „Gibt es irgendwelche technischen Änderungen, dann informiert uns der Hersteller“, sagt Jahn. Darüber hinaus steht jedes Jahr die Hauptuntersuchung bei den Bussen an, alle drei Monate eine Sicherheitsprüfung. „Dabei werden unter anderem die Bremsen untersucht, sowie nach Undichtigkeiten geschaut“, erklärt Jahn. Damit die Busse die Prüfung auch bestehen, kommen sie vorher in die Werkstatt. Alle Untersuchungen werden in einem Prüfbuch verzeichnet, das einmal im Jahr dem Landratsamt vorgelegt werden muss.

„Betreut werden wir von der Dekra. Die Prüfer schauen ganz genau hin. Denn sie versichern mit ihrer Unterschrift, dass alles in Ordnung ist. Sie sind knallhart“, so die Erfahrung von Daniel Jahn. „Unsere Busse sind sicher“, ist der Mügelner überzeugt. Er selbst sitzt seit 16 Jahren hinter dem Bussteuer. Und auch für ihn sowie die anderen seiner drei Fahrer gelten strenge Vorschriften. „Wir müssen alle fünf Jahre zum Arzt. Dort wird alles getestet: Herz-Kreislauf, Augen, Ohren, das Blut.

Es gibt auch einen Drogentest“, erklärt der Unternehmer. Nach ebenfalls fünf Jahren müssen die Männer wieder zur Fahrschule. Pflicht sind 35 Theoriestunden, in denen es unter anderem um den Umgang mit der Sicherheitstechnik, neue Schilder sowie neue Regeln im Straßenverkehr geht. „Thema ist auch die gesunde Lebensweise“, sagt Jahn. Ihren Führerschein müssen die Fahrer nach fünf Jahren neu beantragen. Neben den Tests und Fahrstunden sind dazu auch der aktuelle Stand des Punktekontos in Flensburg sowie ein Führungszeugnis vorzulegen.

Darüber hinaus fährt Jahn alle zwei Jahre mit seinen Mitarbeitern zum Fahrsicherheitstraining, entweder auf den Lausitz- oder Sachsenring. „Dort können wir die Fahrzeuge an ihre Grenzen bringen, denn es gibt dafür genügend Platz. Wir können zum Beispiel eine Vollbremsung mit Ausweichen üben“, sagt Jahn. Seine Busse sind europaweit unterwegs, fahren Urlaubs-, Tages-, aber auch Sprachreisen. Die Kunden steigen im Raum Döbeln, Riesa oder Oschatz zu.

Traumatische Erlebnisse wie Anfang Juli in Bayern hat Jahn bisher noch nicht erleben müssen. Vor jeder Fahrt erklären die Fahrer im Rahmen der Begrüßung, wo sich im Bus die Notausgänge befinden und wie sich die Reisenden im Notfall verhalten sollten. Aber: „Manche hören nicht zu, sind währenddessen mit tausend anderen Dingen beschäftigt“, erzählt Jahn. (mit DA/sol)