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Wie sicher ist Pirna?

Laut Kriminalitätsstatistik ist die Stadt lebenswert. Auch wenn das manche Bürger anders sehen.

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© Daniel Förster

Von Katharina Klemm

Pirna. Vor wenigen Tagen sorgte eine Messerstecherei in Pirna-Copitz für Aufruhr. Zwischen Betrunkenen war es zu einem Handgemenge gekommen. Dabei wurde einer von ihnen mit einem Messerstich in den Hals lebensgefährlich verletzt. Doch solche Gewalttaten werden in Pirna äußerst selten verübt. Kriminalität, das sind hier größtenteils Diebstähle. Das zeigen Zahlen, die am Donnerstag im Ausschuss für Ordnungs-, Kultur- und Bürgerschaftsangelegenheiten vorgestellt wurden.

Der Ausschuss hatte den Ersten Kriminalhauptkommissar Torsten Beck vom Dezernat Staatsschutz der Polizeidirektion Dresden eingeladen. Mitgebracht hatte er Daten zur Kriminalität im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und in Pirna.

Zuallererst stellte er klar, dass man zwischen realer und gefühlter Kriminalität unterscheiden müsse. Die Menschen, so erklärte er, gehen gefühlsmäßig davon aus, dass die Kriminalität wachse. Das sei ein Trugschluss. Insgesamt sei die Kriminalität seit 2012 stetig zurückgegangen. Damals gab es knapp 3 300 Straftaten, im letzten Jahr waren es etwa tausend weniger. Straftaten, bei denen Zuwanderer die Tatverdächtigen sind, hätten aber auch in Pirna im letzten Jahr leicht zugenommen. Doch das sei logisch, da auch mehr Zuwanderer gekommen sind, so Torsten Beck.

Im Detail betrachtet ist auch die Gewaltkriminalität in Pirna zurückgegangen. 2012 gab es noch 99 Fälle, im Folgejahr wurden nur noch 45 Fälle gezählt. 2016 waren es laut Statistik 61 Fälle.

Facebook und Co. sind ein Problem

Auch Zahlen zu politisch motivierten Taten, die in den letzten Jahren an Brisanz gewonnen haben, stellte Torsten Beck vor. Allerdings, so betonte er, seien dies noch keine offiziellen Daten. Es sind Zahlen, die sein Dezernat anhand der zu bearbeitenden Fälle registriert. Daher sei es möglich, dass sie sich ändern, wenn sich Ermittlungsergebnisse ändern. Bei solchen Taten sei man sehr sensibel, da es „in der Sächsischen Schweiz noch immer Strukturen gibt, die uns Kopfzerbrechen bereiten“, so der Kriminalhauptkommissar. 2016 kam es demnach zu 84 politisch motivierten Taten in Pirna. Achtzig davon wurden von politisch rechtsstehenden Tätern verübt. Bei den meisten Fällen handelt es sich um sogenannte Propaganda- oder sonstige Delikte. Wenn also beispielsweise rechte Symbole oder Parolen an Wände geschmiert werden. In diesem Jahr kam es erst zu sieben solcher Taten aus der rechten Szene.

Bei politisch motivierten Taten seien soziale Netzwerke wie Facebook ein riesengroßes Problem. Hier hat der Staatsschutz eine steigende Zahl an Vorfällen festgestellt, so Beck. An dieser Stelle appellierte er an die Stadträte, sie müssten den Bürgern klar machen, was Meinungsäußerung ist und was Volksverhetzung. „Die Leute müssen verstehen, dass sie die Verantwortung für ihre Äußerungen im Netz tragen“, sagte er. „Glaubt jemand, was dort unbewiesen geschrieben steht, so könnte das zu eventuellen Folgetaten anderer führen.“

Exemplarisch zeigte der Kriminalhauptkommissar einen Facebook-Post von Stadtrat Tim Lochner (parteilos) zu angeblichen Vorfällen bei einem Kreisoberligaspiel des 1. FC Pirna im März. Es hatte damals zwar gewisse Vorfälle gegeben, die auch untersucht werden. Sexuelle Übergriffe, wie von Tim Lochner geschrieben, hätten sich jedoch bis jetzt nicht bestätigt, so Torsten Beck. Zum Schluss fragte Bürgermeister Eckhard Lang, ob die Stadt Pirna bezüglich der Kriminalität irgendwie auffällig sei. Torsten Beck gab darauf eine klare Antwort: „Schaut man sich die Straftaten an, ist Pirna sehr lebenswert.“ Denn real betrachtet gäbe es hier eine relativ geringe Kriminalitätsrate. Und ein Leben ganz ohne Kriminalität gäbe es fast nirgendwo.