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Wie sicher ist die B-97-Brücke bei Schwepnitz?

Stahlrohre stützen das große Bauwerk über eine ehemalige Bahnstrecke. Anwohnern macht das Sorgen.

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Von Nicole Preuß

Von oben ist gar nichts zu sehen. Doch unten am Bauwerk zeigt sich das ganze Problem. Die B-97-Brücke bei Schwepnitz wird schon seit mehr als einem Jahr mit einem wahren Wald von Stahlrohren gestützt. Sie sorgen scheinbar dafür, dass das mächtige Bauwerk höheren Belastungen standhält. Nicht nur Schwepnitzer fragen sich deshalb schon seit Längerem: Wie sicher ist die Brücke über die ehemalige Bahnstrecke eigentlich noch? Immerhin fahren täglich Tausende Autos über die vielgenutzte Bundesstraße. Und nicht nur die. Auch Laster nutzen die Strecke.

In der Gemeinde wird deshalb hinter vorgehaltener Hand bereits von Abriss gesprochen. Immerhin wird die Bahnstrecke unter dem Bauwerk sowieso nicht mehr genutzt. Ein Abriss und der Neubau des B-97-Streckenabschnitts wäre damit eine gute Lösung. Doch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr, das für die Brücke zuständig ist, will davon nichts wissen. „Derzeit sind keine Baumaßnahmen geplant“, sagt Isabel Siebert auf Nachfrage der SZ. Dabei hat das Landesamt, wie jetzt bekannt wurde, viel auf der Strecke vor. Nachdem die Bauarbeiten zwischen Bernsdorf und Großgrabe abgeschlossen sind, soll es auf der Strecke weitergehen. Gerade wurde ein Planer beauftragt, der sich mit dem Ausbau der B 97 von Großgrabe bis Schwepnitz beschäftigen soll. Bauarbeiten in diesem Bereich könnten in fünf Jahren losgehen.

Doch die Brücke trifft das offenbar nicht. Im Gegenteil: Das Landesamt sieht überhaupt keinen Handlungsbedarf. Die Brücke werde regelmäßig geprüft und sei in Ordnung. Wie bei Bauwerken in dieser Größenordnung üblich, gebe es Hauptprüfungen aller sechs Jahre, einfache Prüfungen drei Jahre im Anschluss daran und regelmäßige Streckenkontrollen der zuständigen Straßenmeisterei, erklärt das Landesamt auf Nachfrage. Die Baulaststützen bräuchte man im Übrigen für den alltäglichen Verkehr mit Autos und Lkws gar nicht. „Für den normalen Lkw-Verkehr ist es nicht nötig“, sagt Isabel Siebert vom Landesamt. „Das Gerüst ist nur für die Überfahrt von Schwertransporten der Siemens Werke Görlitz notwendig.“ Siemens habe aus diesem Grund auch vor mehr als einem Jahr selbst die Baulaststützen errichten lassen. Das Siemens Werk in Görlitz bestätigt den Sachverhalt. Allerdings hat nicht Siemens selbst, sondern der Spediteur des Werks das Gerüst bauen lassen.

Die Schwerlasttransporte, die aus Görlitz kommen, fahren zum Dresdener Hafen. Die Autobahn können sie wegen des Tunnels Königshainer Berge nicht nutzen. Dort passen die großen Turbinen, die auf den Riesen-Lkw transportiert werden, einfach nicht durch. „Diese Strecke genehmigen deshalb weder Polizei noch Landesbehörden“, sagt Elke Fuchs, Sprecherin der Firma Siemens für Sachsen. Dann nutzen die Spediteure die Bundesstraßen und fahren auch über Brücken, wie die bei Schwepnitz. Doch diese Querung ist für Schwerlasttransporte nicht ausgelegt. 140 bis 190 Tonnen sind die Transporte schwer. Zum Vergleich: Ein großer Lkw bringt gerade mal 40 Tonnen auf die Waage. Behörden drängten die Spedition deshalb zu dem Gerüst für die Schwepnitzer Brücke. Siemens macht aber keine Angaben darüber, wie oft die Brücke nun von Schwerlasttransportern genutzt wird. Um die Wege kümmert sich die Spedition. Sie kontrolliert auch regelmäßig das Gerüst unter der Brücke.

Die Deutsche Bahn beschäftigt sich mit dem Thema überhaupt nicht mehr. Das hat damit zu tun, dass die Straßenbrücke in die Zuständigkeit des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr fällt. Das hängt aber auch daran, dass das Grundstück mit den Bahnschienen bereits 2005 verkauft wurde. Damals ging das Land an die Oybiner Firma ROP Roth AG. Sie ließ die Schienen abbauen. Seitdem ist auf dem Gelände nicht mehr viel passiert. Fragen konnte die Firma gestern nicht beantworten, weil der zuständige Mitarbeiter nicht da war.

Normalerweise geht die Firma aber nach einem bestimmten Muster vor. Sie kauft stillgelegte Trassenabschnitte und baut die Schienen ab. Danach bietet sie das Land den Gemeinden zum Kauf an. Dort könnten im Anschluss zum Beispiel Radwege entstehen, heißt es. Vor mehr als einem Jahr ging sie so zum Beispiel bei der stillgelegten Strecke der ehemaligen Zeißholzbahn bei Bernsdorf vor. Die Bahnstrecke Straßgräbchen-Bernsdorf – Schwepnitz – Königsbrück wurde bereits 1998 stillgelegt. Über einen Radweg auf dieser Strecke, unter der B-97-Brücke hindurch, wurde in letzter Zeit nicht laut nachgedacht.