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Schutz für Altenberg

Der Tiefenbach steckt teilweise im Rohr und wird bei Starkniederschlägen zum Nadelöhr. Stadtentwicklung soll trotzdem noch möglich sein.

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© E. Kamprath

Von Mandy Schaks

Altenberg. Wo sich die dicken Regenwolken über Altenberg entladen, das kann die Stadt noch nicht beeinflussen. Wohl aber, wohin das Wasser dann rauscht, um die Schäden so gering wie nur möglich zu halten. Wie notwendig das ist, zeigte sich nachdrücklich bei der Jahrhundertflut 2002. Nach den starken Niederschlägen bäumte sich zum Beispiel auch der Tiefenbach in Altenberg auf, der sonst eigentlich eher einem romantischen Bächlein gleicht, der durch die Bergstadt fließt. Und jedes Mal, wenn wieder ein heftiges Unwetter im Osterzgebirge niederging, wussten die Altenberger Einsatzkräfte schon im Voraus, wohin sie zuerst ausrücken mussten. Der Tiefenbach war und ist ein neuralgischer Punkt.

Nach dem Bau der neuen Drei-Feld-Halle am Altenberger Gymnasium soll nun noch ein Leistungssportzentrum errichtet werden. Aber wohin mit dem Niederschlagswasser?
Nach dem Bau der neuen Drei-Feld-Halle am Altenberger Gymnasium soll nun noch ein Leistungssportzentrum errichtet werden. Aber wohin mit dem Niederschlagswasser? © E. Kamprath

Deshalb hatten sich Stadtverwaltung und Rat jetzt noch einmal eine Bedenkzeit genommen und sich erneut genauer mit einem großen Bauvorhaben in Altenberg und seinen Auswirkungen auf den Hochwasserschutz beschäftigt. Der Landkreis will mithilfe von Fördermitteln für rund 8,4 Millionen Euro am Gymnasium am Schellerhauer Weg ein Leistungssportzentrum bauen. Entstehen sollen in den kommenden zwei Jahren Trainingsgebäude, Anschubstrecke sowie eine kombinierte Schieß- und Laufhalle für Bobsportler, Rennrodler, Skeletonis, Biathleten und Mountainbiker. Die Rede ist von der derzeit größten Sportinvestition in Sachsen.

Flächen werden zugebaut

Damit verschwindet aber auch viel Erde unter dem Beton. Erneut wird Fläche versiegelt – generell eine der ausgemachten Ursachen, die bei Starkniederschlägen zu Überschwemmungen führen kann. Deshalb wollten Stadtrat und Verwaltung den Bauantrag des Landkreises, der Anfang des Jahres vorlag, nicht einfach durchwinken, obgleich seit Jahren um die beste Lösung gerungen wurde, das Projekt endlich auf dem Weg zur Realisierung ist und der Landkreis nun auch aufs Tempo drückt. Schließlich soll der Bau möglichst bald beginnen und 2018 fertig sein.

Doch die Stadtoberen, allen voran Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler), trieb die Frage um: Wohin mit dem ganzen Niederschlagswasser, was sich dann am Sportzentrum sammelt? Zumal erst eine Drei-Feld-Turnhalle an dem Standort gebaut wurde, an dem früher eine Sportanlage mit nur zwei Feldern stand, also in jüngster Zeit auch schon wieder Fläche zugebaut wurde. Das Regenwasser kann hier nicht versickern und muss irgendwie abgeleitet werden.

Den Planungen zufolge war vorgesehen, das Niederschlagswasser vom Sportzentrum, inklusive Sporthalle, zu kanalisieren und in den Sammler der Stadt einzuleiten. Von dort sollte das Wasser in den Tiefenbach fließen, erläutert Bürgermeister Kirsten im Gespräch mit der SZ, von da weiter über das Rote Wasser bis schließlich in die Müglitz. Das Problem ist: Der Tiefenbach hat schon jetzt ordentlich zu schlucken.

Der größte Teil des Regenwassers, der im Altenberger Stadtgebiet anfällt, wird bereits über den kleinen Bach abgeleitet, der unterhalb des Skihanges entspringt. Zwischendurch verschwindet er in einem Rohr und fließt unterirdisch weiter. Bei Starkniederschlägen kann das Rohr die Wassermassen nicht so schnell aufnehmen, wie die Fluten kommen. „Das ist eine riesengroße Gefahrenstelle“, sagt Kirsten. „Wir haben das 2002 erlebt.“ Damals verursachte der Tiefenbach Verwüstungen. „Wir mussten sogar das Bergbaumuseum evakuieren“, wird Kirsten die dramatischen Stunden nie vergessen.

Biela hat noch Kapazitäten

Deshalb ließ das Rathaus berechnen, wie viel Wasser der Tiefenbach aufnehmen und schadlos abtransportieren kann. Fazit: Bei Starkniederschlägen kommt der kleine Bach an seine Grenzen. Deshalb hat Altenberg schon in den vergangenen Jahren versucht, den Tiefenbach zu entlasten und trotzdem eine weitere Entwicklung der Stadt möglich zu machen. „Alles, was wir gebaut haben wie den Busbahnhof, haben wir mit Riesenaufwand schon in Richtung Biela entwässert“, erläutert Kirsten. Das Niederschlagswasser, das dort anfällt, wird also bereits oberhalb des Stadtzentrums abgefangen und in einem großen Rohr in die andere Richtung geleitet nach Hirschsprung in die Biela. Diese mündet ebenfalls in die Müglitz. Das trifft auch auf den Edeka-Markt zu, der an der Hirschsprunger Straße gebaut wurde. Und auch die neue Seniorenanlage, die dort jetzt noch errichtet wird, soll auf diese Weise entwässert werden.

„Die Biela kann noch mehr aufnehmen, auch weil wir im Neubaugebiet Wohnungen zurückgebaut haben“, sagt Kirsten. Deshalb schlägt die Stadt vor, ebenfalls das Regenwasser, das am neuen Sportzentrum am Schellerhauer Weg anfallen wird, in diese Richtung abzuleiten. Darauf hatte sich der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung geeinigt. Das Landratsamt will Kirsten zufolge den Vorschlag prüfen.

Wenn dieser Zustimmung findet, kann sich der Rathauschef vorstellen, gleich noch ein Rohr in die Erde zu legen und weitere Teile von Altenberg über diesen Kanal zu entwässern. Das ist zum Beispiel für die Wohngegend am Schellerhauer Weg denkbar. „Das wäre also noch ein größerer Schritt.“ Dafür muss aber erst der kleinere gangbar sein.