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Wie schwer darf ein Schulranzen sein?

Feste Regeln gibt es dafür nicht. Die Löbauer Grundschulen kommen aber den Kindern entgegen.

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© Patrick Seeger/dpa

Von Constanze Junghanß

Löbau. Ob der Schulranzen nicht doch zu schwer wird? Ein Vater, der anonym bleiben möchte, macht sich deshalb Sorgen und hat sich an die SZ gewandt. Seine Tochter geht in die 3. Klasse der Grundschule Löbau-Ost. Der Löbauer hat den Ranzen seiner Tochter jetzt eine Schulwoche lang täglich auf die Waage gestellt: „Am leichtesten ist er am Donnerstag mit 4,2 Kilogramm, am schwersten am Dienstag mit 5,9 Kilogramm“, erzählt er. Durchschnittlich wiege der Ranzen fünf Kilogramm inklusive Trinkflasche und Brotbüchse – aber ohne Sportsachen, die an zwei Wochentagen zusätzlich transportiert werden. „Die kommen dann noch extra an Gewicht mit dazu“, sagt der Vater. Die Kinder hätten also nicht gerade wenig zu schleppen.

Der Grundschule Löbau-Ost ist das Problem schwerer Ranzen bekannt. „Manche Bücher sind auch doppelt so schwer wie früher, weil sie Hochglanzdrucke sind“, weiß Schulleiterin Ortrun Kurth. Deshalb gibt es Schubfächer oder Regale, wo die nicht für die Hausaufgaben benötigten Bücher und Arbeitshefte in der Schule bleiben können. Ab der 3. Klasse werden die Kinder darauf nicht mehr ständig hingewiesen, dass es diese Möglichkeit gibt. Sie sollen altersbedingt mehr Eigenständigkeit lernen, erläutert die Schulleiterin. Manche Schüler packen die komplette Woche über Bücher oder Materialien ein, die sie gar nicht benötigen. Der Ranzen werde dadurch noch schwerer. Werden die Lehrer darauf aufmerksam, dann würden sie die Kinder darauf ansprechen.

Die Frage nach einer Regelung zum Gewicht des Schulranzens beschäftigt Eltern immer wieder, oft zu Beginn eines neuen Schuljahres. Auch der Sächsische Landeselternrat widmete sich bereits 2010 in einer Broschüre dem Thema. Da heißt es auf die Frage, wie schwer ein Schulranzen sein darf, die Antwort sei denkbar einfach: „So leicht wie nur irgendwie möglich“, lautet die Empfehlung.

Was heißt das nun konkret? Gesetzlich verankert ist dabei nichts. Als bekannte Faustregel galten bisher zehn bis 12,5 Prozent vom Körpergewicht des Kindes. So sieht das auch das Sächsische Kultusministerium in einem Prospekt zum Schulstart: „Mediziner und Krankenkassen warnen immer wieder vor zu schweren Ranzen, die zu Haltungsschäden führen können. Deshalb soll das Gewicht des gepackten Ranzens zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes nicht überschreiten.“

Hannelore Strobel, Pressesprecherin der AOK Plus Sachsen und Thüringen, erklärt wiederum, die 10-Prozent-Empfehlung sei nicht wissenschaftlich fundiert belegt. „Neuere Studien zeigen, dass Kinder auch Belastungen von 20 Prozent tolerieren, wenn sie keine Rückenschmerzen haben“, erklärt die Sprecherin. Das sei akzeptabel, wenn der Schulweg nicht länger als ein Kilometer ist und die Kinder über eine gute Fitness verfügen.

Viele Schulen würden zudem darauf achten, dass Bücher nicht unnötig mitgeschleppt werden, heißt es vonseiten der AOK. In der Grundschule Kittlitz wird das ebenfalls so gehandhabt, wie Schulleiterin Katja Marquart bestätigt. Außerdem gibt es die Möglichkeit, für Kinder mit gesundheitlichen Problemen doppelte Schulbücher anzuschaffen, die daheim und in der Schule bleiben können. Auch bei der Evangelischen Grundschule in Löbau ist es für alle Kinder bis zur 4. Klasse möglich, die schweren Bücher in der Einrichtung zu lassen. Diese Auskunft gibt es vonseiten der Schule so. Dabei sei Eltern und Kindern freigestellt, ob sie diese Lehrmaterialien mit nach Hause nehmen möchten. Der Großteil bevorzuge allerdings die Variante, Bücher, die nicht für Hausaufgaben benötigt werden, in der Schule zu lassen.

„Viele Schulen achten von sich aus darauf, dass Bücher nicht unnötig mitgeschleppt werden“, ist die Erfahrung bei der AOK. Zudem würden Doppelstunden – also Blockunterricht – eventuelle Probleme spürbar verringern. Was Kinderrücken allerdings viel stärker belaste als zu schwere Schulranzen, seien falsche Schulmöbel und stundenlanges Sitzen. „Hier helfen ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein in der Schule, bewegter Unterricht und bewegte Pausen“, lautet der Tipp der AOK.