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Wie evakuiert man ein Tierheim?

Die Leitung der Pirnaer Einrichtung will jetzt einen Maßnahmeplan für den Ernstfall erarbeiten. Gesucht werden größere Objekte in der Nähe.

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© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Aufregung im Tierheim Pirna. Nur knapp anderthalb Kilometer Luftlinie von dem Gebäude entfernt wird eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Was ist jetzt zu tun?

Diese Frage stellt sich Regina Walther vom Tierschutzverein Pirna und Umgebung am 25. Januar, als sie von dem Bombenfund hört. Sie erinnert sich genau. „Ich kam gegen 16 Uhr von einer Verhandlung aus Dresden zurück in die Kanzlei. Eine Mitarbeiterin informierte mich, dass man an der Krietzschwitzer Straße eine Bombe entdeckt hätte“, sagt die Pirnaer Rechtsanwältin. Sofort stellt sich die Frage, ob auch das Tierheim von einer möglichen Evakuierung betroffen ist. Fast minütlich schauen Walther und die Tierheimleitung ins Netz. Welche Straßenzüge werden evakuiert, welche Hausnummern sind betroffen? Noch bevor klar ist, dass das Tierheim nicht räumen muss, fassen die Verantwortlichen einen Plan. „Wir hätten die Tiere nicht evakuiert. Es wäre zu großer Stress für sie gewesen“, sagt Walther.

Sie betont, dass einige Hunde besonders ängstlich sind und sich nur schwer anleinen lassen. „Sie wären überfordert gewesen“, so die Vereinsvorsitzende. Auch für die frisch operierten Katzen wäre ein Hals-Über-Kopf-Umzug schwierig. Außerdem gibt es kein geeignetes Ausweichquartier, wo man die Tiere auf die Schnelle hätte unterbringen können.

Also keine Evakuierung, aber die Mitarbeiter im Tierheim treffen an diesem Abend besondere Vorsichtsmaßnahmen. Die Freigänger-Katzen werden hereingeholt, genauso wie die Hunde in den Freizwingern. Kein Tier bleibt draußen. „Wir haben sehr stabile Türen, die einer Druckwelle standhalten würden. Sie wurden an dem Abend extra fest verschlossen“, berichtet Walther. Es gibt auch die Überlegung, dass in dieser Nacht eine Mitarbeiterin im Tierheim bleibt. Doch der Plan wird verworfen. „Es geht ja auch um die Sicherheit der Menschen“, betont die Anwältin. Gegen 20 Uhr ist klar, dass das Tierheim nicht von der Evakuierung betroffen ist. Die Bombe wird um 2.26 Uhr entschärft.

Weitere Bombenfunde in dem Bereich sind jedoch nicht auszuschließen. Deshalb will der Vereinsvorstand jetzt einen Maßnahmekatalog für den Ernstfall erstellen. „Es muss geregelt werden, wer in solch einem Fall, welche Aufgaben hat und Verantwortung übernimmt“, sagt Walther. Außerdem sucht das Tierheim nach einem größeren Objekt in der Nähe, wo man die Tiere im Notfall unterbringen könnte.

„Ganz wichtig ist auch, dass wir künftig besser vom Krisenstab informiert werden. Ich bin mir nicht sicher, ob man uns am 25. Januar in den Ämtern auf dem Schirm hatte“, meint die Vereinsvorsitzende.