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Wie Neugier zum Unternehmen wurde

Willy Walter wollte wissen, wie im Osten Straßen gebaut wurden. Hier eine Firma zu gründen, hatte er nicht geplant.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Etzdorf/Trossingen. Gut 500 Kilometer auf der Autobahn haben Margot und Willy Walter am Donnerstag zurückgelegt. Die Strecke zwischen der Musikstadt Trossingen in Baden-Württemberg und dem sächsischen Etzdorf ist der Bauunternehmer vor rund 25 Jahren fast jede Woche einmal gefahren, manchmal noch häufiger.

Inzwischen ist die Niederlassung der Walter Straßenbau KG mit Gerd Effner als Chef vor Ort und Bauleiter Thomas Härtig so gut aufgestellt, dass vieles ohne den Seniorchef läuft. Zum Firmenjubiläum jedoch ließen er und seine Frau es sich nicht nehmen, ins Striegistal zu kommen. Mit ehemaligen und heutigen, oft langjährigen Mitarbeitern feierte die Unternehmerfamilie Walter.

Dabei gab es auch ein Wiedersehen mit Harald Thieme aus Großschirma. Der arbeitete noch vor der Wende bei den Walters in Trossingen. Ihm erzählte sein Chef damals, dass es ihn sehr interessieren würde, wie in der DDR Straßen gebaut werden. Thieme vermittelte einen Kontakt zu dem damals selbstständigen Straßenbauer Gottfried Uhlmann in Langhennersdorf. Und so fuhr Willy Walter 1990 zum ersten Mal die Strecke nach Sachsen.

Walter, der aus einer Straßenbaufamilie stammt, staunte über die Unterschiede. Während Straßen im Osten überwiegend aus Beton bestanden, war im Westen eine Asphaltdecke Usus. Auch über die Art der Materialbestellung staunte Walter. Er musste nicht wie sein Ostkollege den Bedarf für ein Jahr im Voraus bei einer Kreisbehörde anmelden. Dafür hörte der Württemberger fast ein wenig neidisch, dass die Privatkunden dem Fachmann beinahe die Tür einrannten und der ohne Konkurrenzdruck nach Preisliste arbeiten konnte.

Aus der von den Walters angedachten Kooperation wurde nichts. Dafür lernte Willy Walter den damaligen Bürgermeister von Etzdorf Lothar Hanuscheck kennen. Der machte auf den kaum erschlossenen Steinbruch im Ort aufmerksam. 1991 kauften die Geschäftsleute das 21 Hektar große Grundstück, auf dem kurz darauf Verwaltungs-/Laborgebäude und Werkstatt entstanden sowie eine Mischanlage aufgebaut wurde. Die anfangs sieben Mitarbeiter arbeiteten sich in Trossingen ein. Die Belegschaft dort zählt heute 135 Männer und Frauen, 38 sind es in Etzdorf.

„Gern würden wir unser Team weiter verjüngen“, sagt Niederlassungsleiter Gerd Effner. Zurzeit bildet er schon Straßenbauer aus. Weitere Lehrlinge hätte er gern eingestellt. Doch nicht jeder Bewerber erwies sich als geeignet. „Inzwischen ist auch der Straßenbau technisiert“, sagt Margot Walter. Bewerber müssten also etwas mit Technik am Hut haben, mit Mathematik sowieso. Auch gute Noten in Naturwissenschaften seien Voraussetzung.

Seit 1993 baut das Straßenbauunternehmen fast ausschließlich für die eigenen Baustellen Granulit in Etzdorf ab. Zunächst für 30 Jahre liegt die Abbaugenehmigung vom Oberbergamt Freiberg vor. Die Vorräte reichen aber länger, versichert Walter.

Im Umkreis von 50 bis 60 Kilometern ist das Unternehmen im Einsatz, baut Straßen aller Art. Besonders gefragt sind die Mitarbeiter seit dem Hochwasser 2002. Seitdem geht es auch an die Sicherung von Flussufern, so zum Beispiel in den Döbelner Klostergärten oder zwischen Großweitzschen und Döbeln. Sogar der Erneuerung von 16 Kilometern Autobahn zwischen Nossen und Berbersdorf haben sich die Etzdorfer gestellt. Stolz sind die Chefs hüben wie drüben darauf, dass die Mitarbeiter gute Arbeit abliefern, „und wir unsere Baustellen immer pünktlich beenden“, so Gerd Effner.