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Wie modern sind die Schulcomputer?

Digitales Lernen wird auch in der Schule immer wichtiger. Nur Tablets gibt es in noch keinem Klassenzimmer.

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© Sebastian Schultz

Von Nicole Czerwinka

Riesa. Schicke Flachbildschirme und schwarze Tastaturen – das große Computerkabinett am Städtischen Gymnasium Riesa ist mit moderner Technik ausgestattet. Informatiklehrer Torsten Köhler ist stolz: „Wir haben den Raum erst in den Ferien neu eingerichtet. Es ist prima, dass hier eine ganze Klasse rein passt und wir die Schüler nicht mehr aufteilen müssen“, sagt er.

Auch Schulleiter Eberhard Henke vom Städtischen Gymnasium ist zufrieden mit der technischen Ausstattung seiner Schule. „Wir haben neben diesem großen Informatikraum noch zwei kleinere Computerkabinette mit jeweils 16 Plätzen sowie einen mobilen Laptop-Satz für eine Klasse“, sagt er. So können die Lehrer mit den Schülern auch außerhalb des regulären Informatikunterrichts multimedial arbeiten. Schließlich gehört der Umgang mit Computern inzwischen zum alltäglichen Leben – und damit auch zur schulischen Ausbildung dazu. Laut einer Studie der International Computer and Information Literacy ist die digitale Kompetenz der Schüler in Deutschland im weltweiten Vergleich jedoch eher schlecht. Deutschland landet in dem Ranking nur auf dem zwölften Platz. Am fittesten sind die Schüler in Tschechien, Kanada und Dänemark. In Tschechien gibt es sogar einen nationalen Plan zur digitalen Bildung, den die Schulen umsetzen müssen. In Australien – das im Ranking auf Platz vier landet – stehen der Mehrzahl der Schüler sogar Tabletcomputer in der Schule zur Verfügung. In Dänemark nutzen Lehrer zudem gern die privaten Geräte der Jugendlichen. Dinge, die hier undenkbar scheinen?

Eigener Internetzugang mit E-Mail-Adresse

Immerhin: An fast jeder Schule in Riesa haben die Schüler heute einen eigenen Internetzugang mit E-Mail-Adresse. So lassen sich Hausgaben und Schularbeiten auch online erledigen. Informatik wird in Sachsen ab Klasse 7 gelehrt. Die Kleinen bekommen im Fach „Technik und Computer“ in der 5. und 6. Klasse schon Grundlagen vermittelt. Für die Schulen bedeutet die Technik im Unterricht aber auch einen zusätzlichen Aufwand: Für die Wartung der Rechner und der meist schuleigenen Server gibt es an jeder Schule einen zuständigen Lehrer. Zudem ist moderne Technik teuer. Zahlen muss das der Schulträger, also die Kommune, die dafür oft Fördermittel beantragen muss. Mindestens alle vier bis fünf Jahre muss die Computertechnik in den Schulen einer Verjüngungskur unterzogen werden, schätzt Eberhard Henke.

Große Defizite sehen die Riesaer Schulleiter derzeit in der Informatikausbildung ihrer Schüler aber nicht. „Wir haben drei Informatikkabinette. Die werden für Informatikunterricht laut Lehrplan sowie für den Fachunterricht mit Internet genutzt“, sagt Sylvia Mebus, Schulleiterin am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Riesa. Die Software des Gymnasiums wird jetzt auf Windows 7 umgestellt. „Klar, besser geht es immer. Es ist nicht das Neueste, aber es reicht aus“, sagt die Schulleiterin. Auch in der Spezialförderung ihrer Schule gibt es die Möglichkeit, Informatik zu belegen. Schwierig sei jedoch, dass noch nicht alle Klassenzimmer mit einem stationären Beamer ausgestattet sind. „Das ist für die Lehrer sehr aufwendig“, findet Sylvia Mebus.

41 Plätze für 381 Schüler

Mit dem Betriebssystem Windows 7 müssen sich auch die Schüler der Oberschule am Sportzentrum in Riesa begnügen. „Wir haben 64-Bit-Rechner, aber eingeschränktes Open-Office. Doch das reicht für unsere Anforderungen aus“, sagt Schulleiter Edmund Weigl. Die beiden Computerkabinette der Schule mit 16 und 25 Plätzen für 381 Schüler werden mittlerweile für fast alle Fächer genutzt. Zudem will die Oberschule am Sportzentrum demnächst die Schulplattform „LernSax“ nutzen. „Wir fangen damit erst einmal klein an, mit einzelnen Gruppen. Bis das alles läuft, kann es noch zwei/drei Jahre dauern“, sagt Weigl.

Tablets finden sich dagegen an noch keiner Riesaer Schule. „Tabletklassen sind noch Zukunftsmusik. Darüber hat der Freistaat schon nachgedacht, das Problem sind die Schulbuchverlage, die nicht alle Inhalte digital zur Verfügung stellen“, erklärt Informatiklehrer Torsten Köhler.