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Wie malt man einen Rembrandt?

Der Königsbrücker Kunstkreis hat sich einen Profi eingeladen. Das Ziel ist die Belebung einer fast vergessenen Kunst.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Königsbrück. Die Vorlage ist anspruchsvoll. Ein junger Mann schaut über seine Schulter ins Licht. Die breite Krempe seines Hutes, die langen Locken und sogar die Nähte seiner groben Jacke werfen Schatten. Das Ölbild aus der Rembrandt-Schule spielt mit Licht und Dunkelheit und der Künstler Herdin Radtke hat es gerade deshalb ausgewählt. Der Profi aus der Nähe von Fulda will dem Königsbrücker Kunstkreis die Kunst des Ölmalens nahebringen. Die Königsbrücker sollen den Jüngling an einem Wochenende malen. „Das ist gar nicht so schwer, wie es aussieht“, sagt der Künstler.

Herdin Radtke ist in Ostpreußen geboren und in Westfalen aufgewachsen. Er beschäftigte sich schon früh mit der Malerei, lernte Künstler wie Salvador Dali kennen und studierte die unterschiedlichen Stile. Der Mann mit den langen Haaren, dem Strohhut und dem Malerkittel versteht sich als einen der letzten Vertreter der Ölmalerei. „Ich möchte die Idee der Ölmalerei wieder verbreiten“, sagt er. Der Kunstkreis Königsbrück hat ihn genau deswegen zu einem Workshop in den Klinkerbau am Schlosspark eingeladen.

Problemlos in die „Alten Meister“

Die Frauen und Männer stehen geduldig an der Staffelei des Profis, lassen sich Pinselhaltung, Grundierung, Beschaffenheit der Leinwand und das Mischen direkt auf dem Bild erklären. Zwei von ihnen kennen den Künstler bereits. Sie haben Herdin Radtke schon einmal bei einem Workshop in Hamburg erlebt und waren begeistert. Reinhard Haase und die anderen Hobbykünstler haben damals die Bilder gesehen. „Das, was die beiden dort gemalt haben, könnte man sicher problemlos in die Alten Meister nach Dresden hereinschmuggeln“, sagt er mit einem Schmunzeln. Deshalb wollte man den Pädagogen und Künstler unbedingt einmal nach Königsbrück holen.

Der Kunstkreis mit einer wechselnden Zahl von Hobbykünstlern besteht bereits seit 16 Jahren. Damals trafen sich eine Gruppe von Königsbrückern zu einem Grundkurs. Heute treffen sich mehrere Gruppen des Kunstkreises einmal wöchentlich an verschiedenen Wochentagen im ehemaligen Glasgeschäft Beyer in der Königsbrücker Innenstadt. Sie malen zusammen, tauschen sich aus und organisieren auch ab und zu einen solchen Workshop. „Das kommt aber nicht so oft vor“, sagt Reinhard Haase. Die Schulungen müssen schließlich bezahlt werden.

Mit Farben das Licht malen

Herdin Radtke hat das Material mitgebracht. Er erklärt den Schülern wie mit den verschiedenen Farben das Licht aufs Gemälde kommt. Der Profi findet es schade, dass die Ölmalerei in der Ausbildung nicht mehr so einen hohen Stellenwert einnimmt. Er nimmt sich daher in den Workshops besonders viel Zeit für seine Schüler. „Ziel ist, dass die Leute mit leuchtenden Augen rausgehen und sagen, das hätte ich mir niemals zugetraut“, sagt er.

Herdin Radtke hat einige Lehrbücher über die Ölmalerei geschrieben. Die Motive, an denen das Prinzip für die Anfänger erklärt wird, sind der Apfel und Wassertropfen. „Das sind sozusagen meine Symbole“, sagt er. Sie will er bald zu einer größeren Aktion nutzen. Im Mai plant er ein großes Apfeltreffen in Bad Salzschlirf. 1000 seiner Fans sollen dann jeweils einen Apfel in Öl malen. Die Bilder werden dann zu einem Apfel zusammengesetzt. „Das begründet den Tag der Ölmalerei“, ist er sich sicher. Gut möglich, dass dann auch einige Königsbrücker mit dabei sind.