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Wie laufen sie denn?

Die Druckmaschinen aus Radebeul standen auch am Sonnabend nicht still. 5 000 Besucher wollten das sehen.

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© Matthias Schumann

Von Beate Erler

Radebeul. Auf dem Betriebsgelände der KBA-Sheetfed Solutions, besser bekannt unter dem früheren Namen Planeta, geht es auch am Sonnabendvormittag geschäftig zu. Der große Mitarbeiterparkplatz ist voll, von überall strömen Leute in Richtung der riesigen Werkhalle. Es ist kein gewöhnlicher Arbeitstag und trotzdem sind viele Mitarbeiter zum Tag der offenen Tür gekommen. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Etwa 200 von ihnen sind eingesetzt, um Druckdemonstrationen und Werkrundgänge zu machen. Andere sind mit der Familie da: „Es ist die letzte Chance dem Enkel Opas Arbeitsplatz zu zeigen“, sagt eine Frau am Eingang.

In der Montagehalle bei den Drucktürmen ist es genau andersherum. Hier zeigt die Enkelin den Großeltern, was sie in ihrer Ausbildung alles gelernt hat. Jasmin Klimke aus Dresden ist im letzten und vierten Ausbildungsjahr zur Mechatronikerin. Sie ist eine Seltenheit in der unübersichtlichen Halle zwischen all den Maschinen, in der es nach Schmiere und Öl riecht. Mit ihr hat damals nur ein weiteres Mädchen die Ausbildung begonnen. Unter den 32 neuen Azubis, die gerade starten, sind wieder nur zwei weibliche Lehrlinge.

Doch das stört Jasmin nicht. Sie wollte den Beruf unbedingt lernen und er ist genau ihr Ding: „Viele Bewerbungen habe ich gar nicht abgeschickt, denn ich wollte hier her“, sagt sie. Über ein Praktikum ist sie reingekommen und hat sich danach umso mehr für die Ausbildung interessiert. Inzwischen ist sie in der Abteilung Druckturmbau und sorgt mit ihrer Arbeit dafür, dass später die Druckfarbe über den Zylinder auf das Papier gelangt.

Im Gebäude nebenan sitzt die Berufliche Ausbildung. Jochen Mann rennt durch die Räume der Lehrwerkstatt und sagt: „Ich habe heut gar keine Ruhe und schon fünf Praktikantenverträge unterschrieben.“ Der Chef der Berufsausbildung führt in ein ruhiges Büro. Hier liegen schon die unterzeichneten Verträge auf dem Tisch. Auch dafür wird so ein Tag der offenen Tür genutzt. „Ich habe die Bewerber für heute eingeladen“, sagt er. Sie konnten sich in den Abteilungen umsehen und mit den Azubis sprechen.

Das ist der übliche Einstieg beim weltweit zweitgrößten Druckmaschinenhersteller. „Wir vergeben jedes Jahr bis zu 80 Praktikumsplätze“, sagt Mann. Das sei wichtig, denn viele Bewerber hätten eine völlig falsche Vorstellung von dem Beruf. „Man muss geistig und auch körperlich fit sein“, sagt der Ausbildungsleiter. Die Hallen sind riesig und die Lehrlinge müssen die schweren Maschinen bedienen.

Die meisten wollen eine Ausbildung zum Mechatroniker machen. „Das ist der Top-Beruf“, sagt Mann. Hier kommen locker 50 Bewerbungen auf zehn Ausbildungsplätze. Genau wie beim Industriemechaniker, aber da seien die Bewerbungen schon nicht mehr ganz so zahlreich. In einem Bereich fehlen sogar Bewerber. Acht Ausbildungsplätze zum Zerspannungsmechaniker könnte er auch im nächsten Jahr vergeben, aber nur zwei Bewerbungen sind bisher eingegangen. Der Beruf ist für viele weniger attraktiv, weil er im Dreischicht-Betrieb läuft. Das Radebeuler Unternehmen beschäftigt derzeit 1 700 Mitarbeiter und ist damit einer der größten Arbeitgeber in der Region. Dennoch müssen sie sich um den Nachwuchs bemühen und sind deshalb zum Beispiel auf Messen unterwegs. „In Dresden kennen uns die jungen Leute schon nicht mehr“, sagt Mann.

Zurück in der Montagehalle interessieren sich die Besucher vor allem für die Druckdemonstrationen. Drei Maschinen werden jeweils zu sechs unterschiedlichen Zeiten angeschaltet. „An diesem Tag wollen wir natürlich auch die Leistungen unserer Mitarbeiter und unsere anspruchsvollen Maschinen zeigen“, sagt Fertigungsleiterin Imke Kellner. Mehrere Meter laufen die Besucher an den Druckern entlang, so groß sind sie. Bis zu 12 000 Bögen schaffen die Maschinen in der Stunde.

Sie werden vor allem im Verpackungsdruck und im sogenannten Schöndruck verwendet. Cornflakes- und Parfümverpackungen und Plakate und Bücher werden mit ihnen bedruckt. Mittlerweile können die Kunden zum Beispiel zwischen Papier und Karton, einer großen Anzahl Farben und sogar Duftdruck wählen. „Wir verkaufen im Jahr circa 300 Maschinen“, sagt Kellner. Davon gehen 90 Prozent ins Ausland.

Am Tag der offenen Tür dürfen sich die Besucher einige großformatige Drucke mitnehmen. Da ist zum Beispiel das bekannte Motiv mit der Weltkarte. Die sollten sich die neuen Azubis genauer ansehen, denn zum Aufbau der Maschinen werden einige von ihnen später weltweit unterwegs sein.