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Wie lange fährt die Bahn noch nach Nossen?

Bis Ende 2015 ist die Strecke gesichert. Danach droht die Einstellung des Bahnverkehrs zwischen Döbeln und Nossen.

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Eva Jähnigen, die für die Grünen im Landtag sitzt, glaubt zu wissen, warum es auf der Bahnstrecke zwischen Meißen und Leipzig so wenig Fahrgäste gibt. Sie sei nicht fahrgastfreundlich. Zu ihrer Podiumsdiskussion am Mittwochabend im Roßweiner Rathaus wollte Jähnigen mit dem Zug von Dresden kommen. Leider habe sie den Anschlussbus in Meißen verpasst. Das müsste besser geplant werden, so Jähnigen, die stattdessen in ein Taxi gestiegen ist. „Als Abgeordnete kann ich mir das leisten“, so ihr Kommentar. Holger Dehnert, Abteilungsleiter Verkehr beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) entschuldigte sich dafür, dass am zweiten Tag nach dem Hochwasser in Meißen, noch nicht alles wieder reibungslos funktioniert.

Zur Diskussion um die Zukunft der Bahnstrecke waren etwa 30 Gäste gekommen. Diejenigen, die sich zu Wort meldeten, bemängelten ebenfalls den Service. Die eine kommt mit den Fahrkartenautomaten nicht zurecht und beschwert sich, dass es auf der Strecke verschiedene Tarife gibt. Der andere bemängelt, dass das Angebot in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgefahren wurde. Das seien die Gründe für sinkende Fahrgastzahlen.

Drei Varianten möglich

Es sind nicht viele Leute, die täglich mit dem Zug zwischen Döbeln und Meißen unterwegs sind. Wochentags sind es im ersten Halbjahr 2012 durchschnittlich 200 Fahrgäste gewesen. Der Abschnitt zwischen Döbeln und Nossen ist die Streckenbelegung betrachtend der zweitschlechteste im gesamten Gebiet des Mittelsächsischen Verkehrsverbands (VMS). Und darum wird überlegt, den Zugverkehr einzustellen und stattdessen einen Bus einzusetzen. Bis Ende 2015 werden zwischen Leipzig und Meißen noch Züge fahren. Wie es danach weiter geht, ist noch ungewiss. Wie Holger Dehnert erklärt, gibt es für die Strecke drei Optionen. Der Zug fährt ab 2016 von Leipzig nur noch bis Döbeln. Dafür im Ein-Stunden-Takt, weil es hier die meisten Fahrgäste gibt. Oder der Zug endet in Nossen, oder es geht weiter bis nach Meißen. Das dann allerdings nur alle zwei Stunden. So wie es jetzt schon der Fall ist. Zurzeit laufe das Vergabeverfahren, so Dehnert. Im zweiten Halbjahr soll eine Entscheidung für eine Variante fallen. „Wenn wir genügend Geld hätten, würden wir alles bestellen“, sagte Dr. Harald Neuhaus, Chef des VMS. Man müsse jedoch die harten Fakten betrachten. Dazu gehört, dass die Strecke unrentabel ist und es aufgrund des demografischen Wandels auch in Zukunft nicht mehr Fahrgäste geben würde. „Wir müssen sehen, wie wir mit den Mitteln, die wir haben, den Verkehr gestalten“, so Neuhaus. Die Kürzungen des Freistaates hatten vor drei Jahren schon dazu geführt, dass Abbestellungen nötig waren. Seitdem verkehren stündlich Busse zwischen Döbeln und Nossen.

Für Peter Wunderwald, Grünen-Stadtrat in Nossen, wäre es Steuergeldverschwendung, wenn der Zugverkehr auf der Strecke völlig eingestellt wird. Schließlich habe man Millionen in den Ausbau gesteckt. Die touristische Bedeutung werde außerdem unterschätzt. Darum hat er ein Prospekt entworfen: „Ausflugstipps mit Bahn und Rad von Leipzig durch das Muldental bis Meißen.“

Den Roßweiner Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) würde es vor allem interessieren, ob es sich überhaupt lohnt, die Bahnübergänge zu sanieren. Denn die Stadt muss 350 000 Euro für vier Übergänge dazugeben. „Uns wurde zugesagt, dass die Strecke auch weiterhin für den Regionalverkehr genutzt wird.“ Im schlimmsten Fall könnten es aber auch nur noch Güterzüge sein, die durch Roßwein fahren.