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Wie läuft’s am Kornmarkt?

Vor einem halben Jahr wurde das neue Wohn- und Geschäftshaus in Bautzen eingeweiht. Die Resonanz der Händler fällt unterschiedlich aus.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Rot, kantig, auffällig – vor einem halben Jahr wurde das neue Kornmarkthaus eingeweiht. Und noch immer tun sich viele Bautzener mit seinem Aussehen schwer. Doch das neue Gebäude soll nicht nur ein optischer Akzent sein. Gebaut wurde es, um das umliegende Viertel zu beleben. Vor allem die Karl-Marx-Straße, die Tuchmacher- und die Steinstraße sollen profitieren. Sechs Monate nach der Einweihung fragte die SZ deshalb neue Mieter und alteingesessene Geschäftsinhaber nach ihren Erfahrungen – mit unterschiedlichem Echo.

Der Rundgang beginnt beim Café Dreißig im neuen Kornmarkthaus. Dort werden die Gäste von Susan Riedel und Marie-Luisa Teske freundlich bedient. Deren Chefin, Verkaufsleiterin Manuela Löser, hat den Umzug vom Postplatz an den Kornmarkt nicht bereut. „Wir hören von unseren Kunden nur Gutes“, sagt sie. Sogar die Schüler der Bautzener Gymnasien halten dem Café die Treue – obwohl ihr Weg jetzt weiter ist. Die Zahl der Mitarbeiter stieg durch den Umzug von fünf auf sieben.

Viel mehr Laufkundschaft

Jan Kubasch, Geschäftsführer von „Fuss & Schuh“, ist ebenfalls begeistert: „Für uns hat es sich gelohnt, zusätzlich zu unserem Hauptsitz am Fleischmarkt eine Filiale im Kornmarkthaus einzurichten“, sagt er. Denn während sich am Dom hauptsächlich Stammkunden einfinden, könne man im Stadtzentrum viel mehr Laufkundschaft erreichen. „Günstig sind auch die Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage und vor allem die Bushaltestelle direkt vor dem Haus.“

Bei Bäckermeister Uwe Berndt fällt die Bilanz zwiespältig aus. „Der Standort ist zentral gelegen und somit gut erreichbar“, sagt er. Sauer ist er jedoch auf die Stadtverwaltung, denn beim Anliefern der Ware hat er schon etliche Knöllchen kassiert. Er wünsche sich hier mehr Entgegenkommen, sagt der Bäcker, schließlich könne man Lebensmittel nicht über weite Strecken unter freiem Himmel transportieren.

Das Thema Parken ist auch für Petra Mirtschin ein Ärgernis. Sie betreibt ein Elektrogeschäft am Kornmarkt. Seit der Eröffnung des neuen Wohn- und Geschäftshauses ist der kleine Parkplatz zur Rosenstraße nur noch mit Parkschein nutzbar. Das schrecke die Kunden ab. „Warum kann man nicht wenigstens eine Kurzparktaste einführen?“, fragt die Geschäftsinhaberin. Andererseits ist Petra Mirtschin froh, dass mit dem Kornmarkthaus eine Dreckecke verschwunden ist. Auch ihr Geschäft werde jetzt besser wahrgenommen. An der Kundenzahl spüre sie das zwar noch nicht, aber sie sei optimistisch.

Besser mit der Innenstadt verbunden

Jana Stübner, die wenige Häuser weiter ihr Fachgeschäft für Schwangerenbedarf betreibt, vermag nicht einzuschätzen, ob das Kornmarkthaus einen Einfluss auf ihr Geschäft ausübt. Auf alle Fälle laufe es hier wesentlich besser, als an ihrem alten Standort an der Steinstraße. Sybille Mickan von der gleichnamigen Mode-Boutique kann ebenfalls keinen Unterschied in der Kundenfrequenz feststellen. Dennoch fühlt sie sich durch das Kornmarkthaus besser mit der Innenstadt verbunden. Außerdem vermittle das neue Ensemble einen gepflegten Eindruck – anders als die Brache des alten Hochhauses, die sich viele Jahre an dieser Stelle befand.

Auch Christiane Muche-Simon verkauft Mode – und zwar in der neuen Boutique Modas an der Steinstraße 1. „Damit liegen wir an der Einflugschneise zum Kornmarkthaus“, sagt sie. Ihr Eindruck: Das neue Gebäude wirkt sich auch auf die umliegenden Geschäfte positiv aus.

Reingard Kretschmar, die an der Steinstraße ihren alteingesessenen Buchhandel betreibt, kann dagegen weder positive noch negative Veränderungen feststellen. Ähnlich geht es auch Marina Schulze vom Fotoservice Neumann und Michaela Waldek von Mc Paper. Beide Geschäfte befinden sich im oberen Teil der Karl-Marx-Straße unmittelbar neben dem Kornmarkthaus. Bettina Branz von Print & Form an der Tuchmacherstraße hofft noch auf positive Impulse für die Nebenstraße. Manuela Schülle konnte im Friseursalon „Charmant“ einige neue Kunden begrüßen. Allerdings sei schwer zu sagen, ob das wirklich am neuen Kornmarkthaus liegt.