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Wie Kinder sicher zur Schule kommen

Viele Eltern fordern mehr Schilder und Tempolimits. Das bringt alles nichts, wenn sich niemand daran hält.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Eigentlich kommen die Brockwitzer Grundschüler sicher über die Straße. Immerhin haben sie extra eine Ampel bekommen. Allerdings gibt es immer wieder Autofahrer, die, nachdem die Ampel schon auf Gelb gesprungen ist, beschleunigen und doch noch schnell drüberfahren. „Das ist mir auch schon passiert. Da erschrickt man als Fußgänger“, erzählt Schulleiterin Martina Schrauber.

Vor der Grundschule in Coswig geht es über eine kleine Verkehrsinsel, die das Überqueren erleichtern soll. „Unser großes Problem ist das wilde Parken morgens, wenn die Kinder abgegeben werden“, so Schulleiterin Uta Bösel. Das Verkehrsaufkommen sei gefährlich.

Eine Sache über die sich Ordnungsamtschef Olaf Lier immer wieder ärgert. Den Kindern wird von Lehrern, Polizisten und Mitarbeitern der Verkehrsgesellschaft erklärt, wie sie sich auf dem Schulweg – ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Bus – zu verhalten haben. Aber die wenigsten Erwachsenen schauen regelmäßig in die Vorschriften und halten sich daran. „Jeder will mitreden, aber keiner hat richtig Ahnung“, sagt Olaf Lier.

Strenge Regeln für Verkehrsschilder

Oft flattern im Ordnungsamt Anfragen ein, ob die Schulwege nicht sicherer gemacht werden können. Die neuen Schilder sollen möglichst groß und breit sein, in leuchtenden Farben daherkommen und am besten noch blinken, meint Olaf Lier. Dabei können Verkehrsschilder nicht einfach so aufgestellt und auch Tempolimits nicht überall angeordnet werden. Die Verkehrsregeln werden bundeseinheitlich festgelegt und jetzt auch auf europäischer Ebene angepasst. Deshalb sind in der Vergangenheit immer mehr Tempo-30-Zonen und verkehrsberuhigte Bereiche verschwunden. Schritttempo ist auf einer normalen Straße nicht durchsetzbar. Und eine Tempo-30-Zone muss in einem baulich abgetrennten Bereich ohne Hauptstraßen liegen. Um eine Verkehrsinsel auf die Fahrbahn zu bekommen, brauche man genügend Platz und für die Genehmigung eines Fußgängerüberwegs müssen mindestens 200 Autos und 50 Fußgänger pro Stunde gezählt werden. Olaf Lier erinnert daran, dass jeder seine Geschwindigkeit an die Umstände anpassen muss. „Im Wald muss man mit Wild rechnen, vor Schulen mit Kindern.“

Verkehrszeichen dürfen laut Lier nur so wenige wie möglich aufgestellt werden. Maximal drei passen an einen Pfosten. Sonst verlieren die Autofahrer den Überblick. „Und wenn die Verkehrsregelung nur nach relativ schwieriger Gedankenarbeit zu verstehen ist, dann trifft den Fahrer bei falscher Deutung keine Schuld“, so der Chef des Ordnungsamtes. Taucht ein Schild zudem zu oft auf, nehme es auch keiner mehr ernst. „Rund um die Grundschule Mitte müssten wir zwölf Hinweisschilder ‚Achtung Kinder!‘ aufstellen, um jede Stelle abzudecken, an der die Schüler über die Straße laufen“, so Lier. Dass ein Kind auf die Straße rennt, damit müsse man im Grunde immer rechnen. Denn sie kennen viele Regeln noch nicht und schätzen die Geschwindigkeiten oft falsch ein. Unterm Strich gibt es in Coswig aber sehr selten Unfälle, an denen Schüler beteiligt sind.

Rollenspiele auf dem Schulweg

Damit das so bleibt, wird das richtige Verhalten auf den Schulweg in den Schulen trainiert. „Das muss man immer wieder auffrischen“, sagt die Brockwitzer Schulleiterin Martina Schrauber. Das passiere in Brockwitz regelmäßig in kleinen Abständen. Die Verkehrserziehung sei Teil des Lehrplans. Die Erstklässler werden mit leuchtenden Warnwesten vom ADAC ausgestattet. Die Verkehrsgesellschaft Meißen kommt regelmäßig mit einem Bus und erklärt, auf was an Bushaltestellen zu achten ist und wie man sich im Bus zu benehmen hat. Zudem weist Martina Schrauber im Schulleiterbrief die Eltern darauf hin, dass sie mit ihren Kindern über das Thema sprechen sollen.

Die sind besonders gefragt, meint auch Olaf Lier. Denn sie sind Vorbilder für ihre Kinder. Der Weg zur Schule sollte regelmäßig geübt werden. „Möglich sind auch Rollenspiele. Das Kind bringt die Eltern zur Schule“, so Lier. Das mache den Kindern Spaß und zeige, ob sie alle Regeln verstanden haben.