Merken

Wie im Mittelalter gekocht wurde

Das Team der Burg Mildenstein sieht die Museumspädagogik als eine seiner Hauptaufgaben. Das Angebot ist vielfältig.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Leisnig. Annett Steinert, die auf Burg Mildenstein für den Bereich Museumspädagogik zuständig ist, schleppt eine große Schüssel mit Sauerteig heran. „Wir backen jetzt Brot wie im Mittelalter“, erklärt sie den Schülern aus den Klassen 6 a und 6 b der Oberschule Böhlen, die ihren Projekttag zum Thema Erlebnisreise ins Mittelalter auf der Burg verbringen. Schnell haben sich ein paar Schüler gefunden, die beim Kneten und Formen der Brotlaibe helfen. Für Benjamin ist das nichts Neues. „Wir backen auch zu Hause manchmal Brot, da helfe ich immer gern mit“, sagt er.

Nachdem die Brotlaibe geformt sind, geht es in die Schwarzküche zum Korn mahlen. Dabei wird sogenannter Grünkern, vor der Reife geerntetes Korn des Dinkels, geschrotet. Später werden die gemahlenen Körner zu Grünkernsuppe verarbeitet. „Wir bereiten die Speisen mit Zutaten zu, die es auch schon im Mittelalter gab“, erklärt Annett Steinert. Doch nicht nur gekocht und gebacken wird beim Projekttag. „Die Kinder lernen auch etwas über Umgangsformen und Sitten, die damals geherrscht haben“, sagt Klassenleiterin Simone Wankmüller. Auch Reiten und Bogenschießen bei Ritter Ohneland stehen auf dem Programm. Zudem geben Markt-Anna und Hauptmann Klaus einen Einblick in das Leben der damaligen Zeit auf der Burg.

Seit 1995 hat sich die Burgmannschaft von Mildenstein der Museumspädagogik als eine ihrer Hauptaufgaben verschrieben. Die verschiedenen Angebote von der „Ritterzeit“ für Vorschulkinder, „Die Welt der Ritter“ für Grundschüler oder das zurzeit am meisten gebuchte Programm: „Die Erlebnisreise ins Mittelalter“, speziell für Schüler der 5. und 6. Klasse konzipiert, sind nur eine kleine Auswahl aus dem Angebotsfächer der Erlebnisführungen und Familienprogramme der Burganlage. „Von April bis zum Beginn der Ferien werden in diesem Jahr etwa 3000 Kinder und Jugendliche die Burg Mildenstein im Rahmen des Geschichtsunterrichts, eines Wandertages oder als Abschlussfahrt des Kindergartens besucht haben“, sagt Sabine Rötzsch, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Dabei kommen die Kinder mit der Regionalbahn aus Leipzig und dem Leipziger Umland oder per Bus aus dem Altkreis Döbeln, Mittweida, Riesa oder Dresden. Oder auch zu Fuß wie die Oberschüler aus Böhlen. „Wir verbinden den Projekttag mit einer Wanderung“, sagt Simone Wankmüller. Über den Muldentalradweg lässt es sich von Böhlen gut bis nach Leisnig laufen.

Glühwürmchenführung und Nachtgeschichten

„80 Prozent der Pädagogen und Erzieher buchen bereits jetzt wieder einen Termin für das nächste Jahr“, so Sabine Rötzsch. Einige Schulen kommen bereits seit zehn Jahren und länger jedes Jahr mit ihren Schülern nach Leisnig auf Burg Mildenstein. „Ein Beweis der Treue und zugleich eine Aussage über die inhaltliche Qualität der Angebote“, so Rötzsch.

Auch Familien wird ein buntes Spektrum an Erlebnisführungen im diesjährigen Veranstaltungsprogramm mit der Reihe „Burg Mildenstein für Groß & Klein“ geboten. Je nach Jahreszeit gibt es „Tischlein deck dich“, Glühwürmchenführung, Märchenführung, Nachtgeschichten, „Ritter- und Prinzessinnenzeit“ oder kreative Angebote, wie zum Beispiel in den Herbstferien „Wenn ich ein Werkzeug hätt“ – Kinder hämmern, bohren, schnitzen und drechseln mit der Bertholdschen Holzwerkstatt.

Mit Beginn der Sommerferien in Sachsen wird es etwas ruhiger auf dem Mildenstein, allerdings unterbreitet die Burgmannschaft auch in dieser Zeit einige Angebote.

Angebote während der Ferien: „Prinzessin für einen Tag am 6. und 7. Juli jeweils um 11 Uhr. Eintritt sechs (ermäßigt drei) Euro. „Ritterzeit“ am 17. Juli um 14 Uhr. Eintritt sechs Euro. Sonderausstellung „Lokus, Leibstuhl und Latrine“ – die Geschichte des stillen Örtchens bis 27. November 2016 auf dem Kornhausboden.