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„Wie ich Café Prag und Haus Altmarkt ihre Namen gab“

1956 rief die Sächsische Zeitung zur Benennung der neuen Restaurants auf. Ingeborg Wlczeks hatte eine gute Idee.

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© Bettina Klemm

Bettina Klemm

Das Papier ist vergilbt. Mehr als 57 Jahre hat Ingeborg Wlczek den Brief vom Rat der Stadt Dresden aufgehoben. Im April 1956 dankte ihr der Dresdner Chefarchitekt Herbert Schneider für ihre Mithilfe bei der Suche nach Namen für die beiden neuen Gaststätten am Altmarkt. Ihre Vorschläge seien ausgewählt worden: Café Prag und Haus Altmarkt. „Es gab damals einen Aufruf in der Sächsischen Zeitung, daran habe ich teilgenommen“, sagt Ingeborg Wlczek.

89 Jahre ist sie alt, aber sie erinnert sich noch genau an die Suche nach den Namen. „Prag war nicht weit weg, mich hat die Stadt gereizt, auch wenn ich sie damals nur von Fotos kannte. Und das erste Haus am Altmarkt, warum sollte man es nicht gleich Haus Altmarkt nennen?“ 436 Vorschläge waren im Februar 1956 bei der Zeitung eingetroffen. Ingeborg hatte ihre Zuschrift übrigens unter ihrem Mädchennamen Kost verschickt. Sie arbeitete damals als technische Zeichnerin in dem Planungsbüro Ipro und wollte nicht erkannt werden. „Das darf man doch“, sagt sie noch heute sehr bestimmt. Eine Anerkennung oder Einladung in eines der Restaurants hat es für die Namenssuche ohnehin nicht gegeben.

Für Ingeborg Wlczek wurde das Café Prag zu einem wichtigen Ort. Sie hatte im Krieg die brennende Stadt gesehen, die Zerstörungen und Verwüstungen. Nun freute sie sich über den Wiederaufbau am Altmarkt. „Ich habe im Café Prag 1958 meine Hochzeit und auch später die Silberhochzeit gefeiert“, sagt sie. Nur als wir 2008 Goldene Hochzeit hatten, ging es nicht. Da war das Café Prag geschlossen“, bedauert sie. Ihr inzwischen verstorbener Mann stammte aus Tschechien, damit kam oft Besuch aus Böhmen. So ging die Familie oft ins beliebte Café zum Tanzen und zum Varieté. Ingeborg Wlczek mochte besonders die Auftritte von Conférencier „Günthi“ Günther Krause.

Auch wenn es ihr heutzutage schwerfällt, in die Stadt zu fahren, verfolgt sie dennoch aufmerksam die Entwicklung. Sie freut sich, dass ihr Café Prag saniert wird. „Aber Markthalle Café Prag, wie klingt denn das? Das passt doch gar nicht zusammen.“ Wenn es möglich ist, möchte sie sich von ihrem Sohn Indro noch einmal ins Café Prag begleiten lassen. „Und am allerschönsten wäre es, wenn wir meinen 90. Geburtstag am 7. August nächsten Jahres dort feiern können“, sagt sie.