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Wie hilfreich sind die Nizza-Sperren?

Bei einer Panik auf dem Striezelmarkt könnten Verletzungen durch die Betonpoller nicht ausgeschlossen werden, so die Stadt. Auch sonst gibt es Bedenken.

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© Robert Michael

Von Sandro Rahrisch

Dresden. Wenn am 29. November der Dresdner Striezelmarkt öffnet, werden 160 Betonpoller den Altmarkt umsäumen und die Besucher vor potenziellen Attentätern schützen. Einen Großteil der sogenannten Nizza-Sperren erhält die Stadt kostenfrei von der Dresdner Polizei, sagt Rathaussprecher Kai Schulz. Hinzu kommen Blöcke von der Firma Nestler. Diese hatte bereits die legoartigen Sperren für die Einheitsfeier im vergangenen Jahr geliefert. Diese kosten Geld. Insgesamt werden für Miete, Auf- und Abbau der Barrieren rund 10 000 Euro fällig. Doch wie hilfreich sind sie im Notfall?

Entlang der Wilsdruffer Straße will die Stadt immer drei Betonblöcke zu einer kleinen Mauer miteinander verbinden. Somit wolle man einen größeren Widerstand erzeugen für dagegen rasende Fahrzeuge, hatten die Striezelmarkt-Organisatoren am Montag erklärt. Dazwischen soll laut Schulz gerade so viel Platz sein, dass Fußgänger bequem durchlaufen können, ein Auto aber keine Chance hat. Dass die Blöcke im Notfall selbst zum Hindernis werden könnten, wenn eine Panik ausbricht und die Besucher flüchten wollen, kann die Stadt nicht abstreiten. „Hier gilt es grundsätzlich abzuwägen zwischen dem Verhindern einer Gefahrensituation und einer schnellen Räumung“, so Schulz. Im Notfall könnten Verletzungen natürlich nicht ausgeschlossen werden. Weitere Blöcke sollen auch auf die Seestraße sowie die anderen Zufahrten zum Altmarkt gesetzt werden.

Abgesehen von der Verletzungsgefahr bei einer Massenpanik, bezweifeln Experten generell die Wirksamkeit der Nizza-Sperren gegen einen Angriff mit einem Lastwagen. Bei zwei Tests der Prüfgesellschaft Dekra im Auftrag des MDR im vergangenen Jahr waren zwei Lkws mit Tempo 50 auf die Betonsperren gefahren. Einmal standen die Quader quer zur Fahrtrichtung, einmal schräg. Scheinbar mühelos hatte der Lkw die 2,4 Tonnen schweren Betonblöcke beiseite geschoben und die Absperrungen durchbrochen.

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) erklärte daraufhin, Betonsperren seien nur ein Teil eines Sicherheitskonzeptes. „Niemand behauptet, sie garantierten absolute Sicherheit. Betonsperren senken allerdings das Schadensrisiko.“ Einen hundertprozentigen Schutz vor terroristischen Angriffen gebe es nicht.