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Wie gut ist Pirna gegen Hochwasser gerüstet?

Der Freistaat plant einen besseren Flutschutz – mit teils umstrittenen Bauwerken. Wie konkret die Pläne sind, erfahren die Pirnaer am Donnerstag.

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© Archivfoto: Daniel Förster

Von Christian Eissner

Pirna. Dass die Abstände zwischen den sogenannten Jahrhundertfluten der Elbe längst auf wenige Jahre geschrumpft sind, haben die Einwohner des oberen Elbtals zuletzt 2013 leidvoll erfahren müssen. Allein an Pirnas städtischer Infrastruktur richtete das Juni-Hochwasser damals rund 36 Millionen Euro Schaden an. Viele betroffene Hauseigentümer haben ihre damals gefluteten Gebäude inzwischen saniert – zum zweiten oder gar dritten Mal seit der Flutkatastrophe im Jahr 2002. Die Stadtverwaltung hingegen arbeitet weiter Flutschäden ab und wird das noch mehr als zwei Jahre lang tun. Das Neu-Pflastern der vom Wasser beschädigten Altstadt-Gassen geht dieses Jahr weiter und wird Händler und Anwohner wiederum Nerven kosten.

Klima-Forscher sagen für die Zukunft heftigere Wetter-Extreme voraus, auch das Risiko schwerer Niederschlags-Ereignisse soll laut der Prognosen steigen. Wie aber wird Pirna ein weiteres Hochwasser verkraften? Wie ist die Stadt dafür gerüstet, und wann kommt der versprochene bessere Flutschutz? Eine Podiumsdiskussion am Donnerstag in der Kleinkunstbühne Q 24 wird versuchen, Antworten auf diese Fragen zu geben. Eingeladen sind Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos), der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV), Heinz Gräfe, die LTV-Betriebsleiterin Oberes Elbtal, Birgit Lange, sowie der Vorsitzende des Kleinkunst-Vereins Q 24, Thomas Gischke, der aus seiner Erfahrung berichten wird, wie schwer es ist, Flutfolgen zu bewältigen.

Eigenvorsorge gefragt

Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen tüftelt seit inzwischen fast 14 Jahren an einer Möglichkeit, Pirnas Innenstadt besser vor Hochwasser zu schützen. Bedroht ist die Stadt nicht nur durch die Elbe, sondern auch durch Gottleuba, Seidewitz und Wesenitz, was den Hochwasserschutz nicht einfacher macht. Die aktuellen Planungen sehen daher eine Kombination aus mehreren Bollwerken vor: Eine Flutschutzwand zwischen Elbtal-Bahndamm und Altstadt soll verhindern, dass der Fluss die Innenstadt überspült. Gleichzeitig sollen Pumpwerke das von unten drückende Grundwasser in Schach halten. Höhere Mauern entlang der Gottleuba sollen von der Elbe in die Gottleuba-Mündung drückendes Wasser fangen. Und ein großer Damm im Seidewitztal Richtung Liebstadt schließlich soll Wassermassen aus dem Osterzgebirge aufhalten.

All diese Maßnahmen zusammen erreichen laut Talsperrenverwaltung, dass Pirna bei einem statistisch aller 50 Jahre auftretenden Elbe-Hochwasser (HQ 50) in Kombination mit einem leichten Gottleuba-Hochwasser trocken bleibt. Für Elbe-Fluten wie 2013 oder 2002 böten die Bollwerke aber aller Voraussicht nach keinen ausreichenden Schutz. Einen solchen für Pirna zu erreichen, wäre mit einem Aufwand verbunden, der weder finanziell darstellbar noch im Sinne eines verträglichen Landschaftsbildes (überhohe Flutmauern) wünschenswert wäre, konstatieren die Fachleute bei der LTV.

Das heißt für die Pirnaer Geschäftsinhaber, Kneiper und Innenstadt-Bewohner: Beim Hochwasserschutz können sie sich nicht darauf verlassen, dass der Staat für alle Eventualitäten vorsorgt – auch in Zukunft nicht. Es ist nach wie vor Eigeninitiative gefragt, zum Beispiel beim hochwasser-verträglichen Ausbau gefährdeter Erdgeschosse. Auch dazu werden der Oberbürgermeister und die Landestalsperrenverwaltung am Donnerstag Stellung nehmen. Hinzu kommt: Bevor überhaupt mit der Bauvorbereitung für die Pirnaer Flutwand begonnen werden kann, wird es wohl mindestens 2020 werden.

Ungeliebter Damm

Während in anderen Städten wie Radebeul heftig über den Flutschutz und mögliche Flutwände gestritten wird, gebe es ausgerechnet in Pirna dazu bisher kaum Bürgerfragen, wundern sich die LTV-Fachleute. Dabei gibt es zahlreiche diskussionswürdige Punkte. Liebstadt zum Beispiel wehrt sich vehement gegen das Damm-Vorhaben im Seidewitztal, weil dadurch die Talstraße gekappt würde.

Das Genehmigungsverfahren dazu ruht derzeit; ob der Damm überhaupt gebaut werden kann, ist unklar. Und die geplante Hochwasserschutzwand an der Elbe, die zwölf Meter tief in den Boden getrieben werden soll, wird zur Folge haben, dass Pirnas Grundwasserströme mithilfe von Pumpen kontrolliert werden müssen. Was bedeutet das für die Stabilität der Altstadt-Häuser? Wichtige Fragen, auf die die LTV-Fachleute am Donnerstagabend ebenfalls eingehen werden.

Podiumsdiskussion „Die nächste Flut kommt bestimmt – bleibt Pirna trocken?“ am Donnerstag, 25. Februar, 18.30 Uhr in der Kleinkunstbühne Q 24, Niedere Burgstraße. Es moderieren Hans Eggert (Verein Q 24) und Christian Eißner (SZ Pirna). Der Eintritt ist frei.