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Wie Görlitz zum Wolfszentrum wird

Im Auftrag der Regierung arbeitet jetzt das Senckenberg-Museum daran, ganz Deutschland im Umgang mit dem Wolf zu helfen.

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© Nikolai Schmidt

Von Irmela Hennig

Görlitz. Ein Foto, Videomaterial, eine Losung (also Kot) tauchen auf. Könnten einen Wolf zeigen oder auf das Raubtier hindeuten. Und Behörden beispielsweise in Bayern, Hessen oder Thüringen fragen sich, ist er das? Für die offiziellen Institutionen bedeutete so eine Vermutung bislang viel Telefonarbeit, um am Ende jemanden zu finden, der Auskunft geben kann.

Das soll sich ändern. Dafür wird das neue Zentrum für die Dokumentation der Vorkommen und des Managements des Wolfes in Deutschland und Beratung von Bund und Ländern sorgen, für das am Mittwoch der Startschuss in Berlin gegeben wurde. Wolfs-Beratungszentrum kann man die Anlaufstelle kurz nennen. Sie wird innerhalb von drei Tagen Auskunft geben, wenn es darum geht, Wolfshinweise auszuwerten. So erfährt die Behörde in Bayern oder anderswo: Ja, das ist der Wolf. Nein, das ist er nicht oder die Hinweise reichen nicht aus.

Dafür wird wohl eine zentrale Telefonnummer und E-Mail-Adresse am Görlitzer Senckenbergmuseum für Naturkunde eingerichtet. Auch eine Webseite ist geplant. „Konkret hängt das aber noch von dem ab, was sich die Bundesländer wünschen“, sagt Professor Hermann Ansorge. Der Wolfsexperte am Senckenbergmuseum ist Projektleiter des neuen Zentrums. Unterstützt wird er künftig von Ornithologe Markus Ritz aus Görlitz, der dafür stundenweise angestellt ist, sich um Kommunikation und Organisation kümmert. Partner ist einmal das Senckenberg-Institut für Wildtiergenetik in Gelnhausen, das genetische Proben analysiert. Dann gehört das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin ins Projekt. Dort werden die tot aufgefundenen Wölfe untersucht. Für praktische Aufgaben ist das Lupus-Institut in Spreewitz zuständig. Dort bewertet man die Angabe, die die Länder zum Wolf weitergeben.

Im Wolfs-Beratungszentrum sollen künftig alle wesentlichen Informationen zum Wolf zusammenlaufen – unter anderem Totfunde und Schadensfälle wie Schafsrisse. Es wird Anleitungen geben dafür, wie man mit verhaltensauffälligen Tieren umgeht. Beratung für den Umgang mit Wölfen, die gelernt haben, Schutzzäune zu überspringen.

Auch eine Broschüre oder Ähnliches zur Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Wolf ist angedacht. Allerdings ist das Zentrum selbst keine Anlaufstelle für Medien und die Bevölkerung. „Das bleibt Ländersache“, sagt Hermann Ansorge. Nach drei Jahren wird das Projekt bewertet.