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Wie Geyer zur Stasi kam

Die Geschichte beginnt 1971 in Amsterdam. Es folgte eine Drohung und kurz danach wurde Ede zu IM „Jahn“.

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© Mike Worbs

Eduard Geyer und die Stasi: Die Geschichte beginnt in Amsterdam. Dynamo verliert am 15. September 1971 das Europapokalspiel bei Ajax mit 0:2, danach feiern Geyer, Torwart Peter Meyer und Frank Ganzerra mit Dieter Riedel in dessen Geburtstag, kommen zu spät und angetrunken zurück ins Hotel. Das war jedoch nicht das Schlimmste. „Wir hatten in der Wohnung eines gegnerischen Spielers noch Schallplatten mit westlicher Musik gehört“, erzählte Geyer 1992 in einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel.

Unmittelbar danach habe man ihm gedroht, ihn aus dem Verein und vom Sportstudium an der DHfK in Leipzig auszuschließen. „Ich hatte mich angreifbar gemacht“, erklärte Geyer. Seine Verpflichtung als iIoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit hat er am 29. Oktober 1971 unterschrieben, sie liegt der SZ als Kopie vor. Darin schrieb er: „Ich sehe in dieser Zusammenarbeit eine Möglichkeit, mein fehlerhaftes Verhalten wieder gut zu machen.“ Geyer hat nie bestritten, über Mitspieler berichtet zu haben. Er sei sich aber keiner Schuld bewusst, jemanden so angeschwärzt zu haben, dass ihm daraus Nachteile entstanden sein könnten. Diese Wahrnehmung ist mindestens in einem Fall anzuzweifeln. In seiner Stasi-Akte findet sich eine Zusammenfassung eines Gesprächs des IM „Jahn“ – Geyers Deckname – mit seinem Führungsoffizier vom 29. Mai 1986. Demnach hatte er über Dynamos Trainerduo Klaus Sammer und Riedel gesagt, sie hätten „in politischer Hinsicht Schwächen“ und hätten „schon eher abgelöst werden müssen“.

Geyer wurde zum neuen Cheftrainer bestimmt. „Er traut sich zu, die Oberliga zu führen“, heißt es in dem Gesprächsprotokoll. Geyer räumte 1992 ein, manchmal „etwas leichtfertig erzählt“ zu haben. „Die Gespräche mit den Stasi-Offizieren gingen selten in die Tiefe, da hat man schon mal sehr flüchtig geurteilt.“ Er könne sich „von Schuld nicht freisprechen“, räumte er vor 26 Jahren ein – und sagte: „Im Nachhinein ist es beschämend.“ (SZ/-ler)