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Wie geht’s weiter mit der Bibliothek Zauckerode?

Für den weiteren Betrieb setzt die Stadt auf Ehrenamtliche. Es gibt Skeptiker.

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© Egbert Kamprath

Von Carina Brestrich

Freital. Ferienzeit ist Schmökerzeit. Auch bei Viona und ihrem kleinen Bruder Anton. Jede Woche kommen sie mit ihrer Mutter Andrea Thäder-Voigt in die Bibliothek Zauckerode, um sich mit neuem Lesestoff einzudecken. Dass die Außenstelle der Freitaler Stadtbibliothek überhaupt noch geöffnet hat, ist dem Einsatz der Freitalerin und weiterer engagierter Mitstreiter zu verdanken. Sie hatten mehr als 1 600 Unterschriften gegen die ursprünglich geplante Schließung der Bücherei gesammelt. Und tatsächlich: Der Protest der Einwohner zeigte Wirkung. Im Dezember beschloss der Stadtrat, die Zweigstelle auch nach der Eröffnung der neuen zentralen Stadtbibliothek zu erhalten.

Wie die weitere Betreuung des Standorts im Treffpunkt Oppelschacht an der Ecke Wilsdruffer Straße/Oppelstraße aussehen soll, das ist momentan noch nicht klar. Laut Stadtverwaltung laufen derzeit Gespräche. Feststeht aber: Die Stadt sichert zwar eine gewisse Unterstützung – „in welcher Form auch immer“ – beim Betrieb der Außenstelle zu. Weitergehen wie bisher, wird es aber nicht. Eine rein städtische Betreuung der Bücherei ist ausgeschlossen. „Der Standort soll ohne wesentliche Beteiligung der Stadt und über Ehrenamtler abgesichert sein“, sagt Stadtsprecher Matthias Weigel.

Andrea Thäder-Voigt ist über die Aussagen verwundert. „So hatten wir uns das nicht vorgestellt“, sagt sie. Die Initiative hatte im Stadtrat gefordert, dass die Zweigstelle nicht nur in städtischer Hand bleibt, sondern auch die Öffnungszeiten durch eine Mitarbeiterin der Stadtbibliothek abgedeckt werden. Ehrenamtler sollten den Betrieb unterstützen. „So ist es uns mündlich auch zugesagt worden“, sagt sie.

Dass die Aussagen der Stadt nun doch so klingen, als sei die Zukunft der Zweigstelle vorrangig vom Engagement Ehrenamtlicher abhängig, macht Andrea Thäder-Voigt skeptisch: „Mit Ehrenamtlern allein ist es nicht zu schaffen“, sagt sie. Diese könnten zwar mithelfen, die Öffnungszeiten zu verlängern oder neue Angebote und Veranstaltungen zu organisieren. Den Betrieb am Leben halten, können die Ehrenamtler allein aber nicht, glaubt sie. Durch Krankheit oder Urlaub falle immer wieder jemand aus. „Außerdem braucht es auch Fachwissen, um den Bestand zu pflegen oder die Nutzer zu beraten“, sagt sie. Sonst bestehe die Gefahr, dass der Betrieb der Bibliothek früher oder später einschlafe.

Mit Blick auf andere Bibliotheken sei ihre Sorge nicht unberechtigt, meint Andrea Thäder-Voigt. Auch anderswo habe es Bestrebungen gegeben, die Bibliothek durch Ehrenamtliche zu erhalten. In Wilsdruffer Ortsteil Mohorn etwa. Weil sich die Stadt aus dem Betrieb raushielt, kümmerten sich Ehrenamtliche um die örtliche Bücherei. Doch das Projekt scheiterte: Die Ehrenamtler wurden wenig, später mussten die Öffnungszeiten auf zwei Stunden pro Monat reduziert werden. Weil nur noch wenige kamen, wurde die Bücherei schließlich vor einigen Jahren ganz zugemacht.

Simone Lehmann ist optimistisch, dass es in Zauckerode nicht so weit kommt. Sie gehört zum Koordinationsbüro für Soziale Arbeit. Im Auftrag der Stadt soll es helfen, ehrenamtliche Strukturen in Freital zu unterstützen. So gilt es jetzt auch, für die Zauckeroder Bibliothek Ehrenamtliche zu finden. Simone Lehmann hält es durchaus für möglich, dass sich eine Handvoll Freitaler finden werden. „Es gibt schon einige Bürger, die sich gern engagieren wollen“, sagt sie. Zwei Personen hätten schon ihr Interesse bekundet, weitere sollen per Handzettel und Aufruf im Amtsblatt gefunden werden. Je nachdem, wie viele Freiwillige sich finden, könnte der weitere Betrieb der Zauckeroder Bibliothek dann genauer geplant werden. Laut Stadtverwaltung soll es in diesem Halbjahr Ergebnisse geben. Solange bleibt die Außenstelle weiterhin wie gewohnt geöffnet.

Öffnungszeiten der Bibliotheks-Außenstelle Zauckerode, Wilsdruffer Straße 67: Montag 13–17 Uhr, Mittwoch 9–12 Uhr und 13–18 Uhr.