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Wie geht’s weiter bei Budissa?

Vereinspräsident Ingo Frings spricht über die sportliche Talfahrt, finanzielle Zwänge und die Führungskrise.

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© Torsten Zettl

Bautzen. Auf dem Platz haben die Fußballer von Budissa Bautzen in dieser Saison bisher wenig Zählbares abgeliefert. Aber auch abseits des Grüns läuft es derzeit im Verein nicht rund. Der langjährige Vizepräsident Gernot Kliesch scheiterte im Dezember an der Wiederwahl ins Präsidium. Kurz darauf schmiss der bis dato mächtige Strippenzieher ganz hin. Von Chaos beim Regionalligisten könne aber keine Rede sein, versichert Budissa-Präsident Ingo Frings. Im SZ-Interview sagt er, wie es mit dem sportlichen Aushängeschild der Stadt weitergeht.

Budissa-Präsident Ingo Frings sieht den Fußballregionalligisten auf einem guten Weg. Finanziell sei inzwischen Budissa gut aufgestellt. Er ist sich sicher, dass das Team am Ende der Saison die Klasse halten wird.
Budissa-Präsident Ingo Frings sieht den Fußballregionalligisten auf einem guten Weg. Finanziell sei inzwischen Budissa gut aufgestellt. Er ist sich sicher, dass das Team am Ende der Saison die Klasse halten wird. © Uwe Soeder

Budissa klebt im Tabellenkeller fest. Herr Frings, was läuft gerade schief?

Wir alle hatten uns den bisherigen Verlauf der Saison anders vorgestellt. Das neue Trainerduo musste jedoch eine Vielzahl von jungen Spielern ins Team integrieren. Insoweit waren wir davon ausgegangen, dass die Mannschaft eine gewisse Zeit benötigt, um sich zu finden. Auch wenn der gegenwärtige Tabellenplatz alles andere als zufriedenstellend ist, bleibt festzuhalten, dass die Mannschaft nur in wenigen Spielen chancenlos war und die Spiele, die verloren wurden, überwiegend nur mit einem Torunterschied abgegeben werden mussten. Die Zielstellung war und bleibt, den Abstieg aus der Regionalliga zu verhindern.

Sie sprachen es an: Budissa setzt konsequent auf junge Talente. Ist das purer Idealismus oder die reine Geldnot?

Keines von beiden, sondern ein verantwortungsvoller Blick in die Zukunft mit jungen talentierten Spielern sowie einem jungen Trainerteam, um den Weg für die nächsten Jahre zu bereiten. Wir sind bewusst ein gewisses Risiko eingegangen, indem wir mit einem jungen, hungrigen Trainerteam in diese Saison gegangenen sind. Einerseits, weil uns das sportliche Konzept überzeugt hat, aber auch, weil wir mit Trainern verhandelt haben, die Preise abgerufen haben, die wir nicht zahlen wollten und konnten.

In der gegenwärtigen Situation könnte ein erfahrener Spieler weiterhelfen. Ist dafür jedoch überhaupt das Geld da?

Da kommt sicherlich noch was. Wir sind mit mehreren Spielern im Gespräch. Geld dafür ist da. Wir werden jetzt schauen, was der Spielermarkt hergibt – und dann wird es sicherlich noch eine, wenn nicht gar zwei neue Verpflichtungen geben.

Zuvor war offenbar kein Geld da. Die Energie- und Wasserwerke Bautzen sprangen 2014 mit 100 000 Euro in die Bresche, vergangenes Jahr zahlte die Stadt 70 000 Euro. Wann klopft Budissa wieder im Rathaus an?

Der Verein steht jetzt auf finanziell gesunden Beinen, vorausgesetzt, dass alle Sponsoren ihm die Treue halten. Der Stadt und den Sponsoren gilt nochmals unser Dank.

Woran hakte es dann in den Vorjahren?

In einem Fall waren uns Sponsoren unerwartet weggebrochen. Dadurch ist kurzfristig und völlig unerwartet eine Unterdeckung in Höhe von rund 100 000 Euro aufgetreten. Das war eine absolute brisante Situation. Es wäre nicht zur Insolvenz des Vereins gekommen – aber wir hätten die Reißlinie ziehen und die erste Mannschaft aus der Regionalliga abmelden müssen. Das wäre sportlich ein gewaltiger Rückschritt gewesen, aber auch für die Stadt, was die mediale Auswirkung betrifft. Viele bringen Bautzen nicht nur mit dem Senf in Verbindung, sondern auch mit Budissa.

Bei der ersten Zahlung durch die EWB wurde mit dem Nachwuchs argumentiert. Können Sie sicher sagen, dass das Geld dort auch vollumfänglich ankam?

Ja. Ohne die Zuwendung hätten wir letztendlich den Humboldthain nicht auf Dauer halten können. Dazu zählen auch die Spielfelder, der Gebäudekomplex, der Fuhrpark und die Trainerteams.

Kritiker stören sich daran, dass die Stadt so viel Geld in einen Verein steckt und andere selbst sehen müssen ...

Alle Vereine leisten eine tolle Arbeit und tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Nach meiner Kenntnis werden viele Vereine der Stadt unterschiedlichst gefördert. So gesehen ist die Kritik an anderen immer eine Frage des Standpunkts. Und ich verweise erneut auf die mit Budissa verbundene mediale Aufmerksamkeit.

Warum ist es so schwierig, neue Sponsoren aufzutun?

Ich bin der Meinung, dass das Gesamtbudget von knapp einer Million Euro, welches überwiegend durch Sponsorengelder aufgebracht wird, bereits ein nicht geringes Sponsorenaufkommen darstellt. Richtig ist aber auch, dass das verbessert werden muss. Hieran werden wir gezielt arbeiten. Zu berücksichtigen ist, dass wir bereits viele Sponsoren haben, die sich berechtigterweise eben auch in anderen Projekten engagieren, was die Arbeit nicht gerade erleichtert. Zudem stellen wir fest, dass für manche Sparten die wirtschaftliche Situation von Höhen und Tiefen geprägt ist.

Ist die Fußballregionalliga für Bautzen nicht einfach eine Nummer zu groß?

Gegenwärtig ist der Verein finanziell solide aufgestellt. Sollte es bei den jetzigen Sponsoren bleiben und sich die Anzahl eventuell noch steigern sowie die Stadt – insbesondere wie bisher ideell – hinter dem Verein stehen, können und werden wir uns finanziell in der Regionalliga behaupten.

Die Mitglieder entzogen Gernot Kliesch das Vertrauen. Gerüchten nach sollte ihm wegen seiner Alleingänge ein Denkzettel verpasst werden ...

Da müssen Sie die Mitglieder fragen, die ihn nicht gewählt haben. Es war eine geheime Wahl.

In jedem Fall hinterlässt Gernot Kliesch eine große Lücke. Ist das gerade in dieser Situation nicht ein Riesenproblem?

Für uns kam das völlig überraschend. Unstrittig ist, dass Gernot Kliesch viel Arbeit geleistet und jetzt ein Vakuum hinterlassen hat. Wir haben die Überbrückungsschwierigkeiten aber überwunden.

Gibt es einen direkten Nachfolger?

Zu unserer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 16. Januar wird sich auch Sven Johne zur Vorstandswahl stellen. Er arbeitet bereits hauptamtlich bei uns in der Geschäftsstelle. Ich kann der Wahl nicht vorgreifen. Sollte es aber so sein, dass Herr Johne von den Mitgliedern in den Vorstand gewählt wird, dann wäre er meiner Auffassung nach der geeignete Nachfolger. Er hat in der Regionalliga gespielt, kennt sich da besser aus als jeder andere im Vorstand und ist auch der ideale Ansprechpartner fürs Trainerteam.

Abgerechnet wird bekanntlich am Saisonende. Packt Budissa Bautzen den Klassenerhalt?

Ich habe nicht die geringsten Zweifel, dass in Bautzen auch in der kommenden Saison Regionalligafußball gespielt wird.

Gespräch: Sebastian Kositz