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Wie gefährlich ist die wilde Müllkippe?

Behörden inspizierten den Hirschgrund. Das Ergebnis ist nicht eindeutig.

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© SZ/Gunnar Klehm

Von Gunnar Klehm

Reinhardtsdorf-Schöna. Das wollten sich die Behörden genauer ansehen. Bei einem Vor-Ort-Termin am Hirschgrund in Schöna stiegen Mitarbeiter des Landratsamtes zusammen mit Bürgermeister Olaf Ehrlich (parteilos) durchs Unterholz. Ein Anlieger hatte darauf aufmerksam gemacht, dass im Hirschgrund Müll aufgetaucht sei. Der Abfall war nach den Starkniederschlägen im Frühjahr von den Hängen in den Hirschgrund Richtung Elbe gespült worden. Insbesondere in dem Kerbtal, wo gerade erst die Kaskade gebaut wurde, ist allerhand Abfall entdeckt worden. Das wurde auch schon Landrat Michael Geisler (CDU) bei einer früheren Vor-Ort-Begehung angezeigt. Damals ging es allerdings vorrangig um Schäden, die Fluten nach einem Unwetter an Straße, Brücke und Bachlauf angerichtet hatten.

Nun waren also noch mal die Abfallexperten aus der Verwaltung in dem Tal. Nach ersten Einschätzungen der Mitarbeiter des Landratsamtes lagern dort jedoch weniger gefährliche Stoffe wie Bauschutt und Sperrmüll, „sodass eine komplette Beräumung nicht geboten ist“, erklärte der Beigeordnete des Landrates, Heiko Weigel (CDU), auf SZ-Anfrage.

Diese Bewertung erstaunt Christoph Büttner, dem die Niedermühle im Hirschgrund gehört. Er hatte am Hang hinter einem Acker auch einen alten Kühlschrank und Motorradteile liegen gesehen. Diese aus dem Boden hervortretenden, größeren Sperrmüllteile soll jetzt der Bauhof der Gemeinde beräumen. Das wird nicht ganz einfach in dem unwegsamen Gelände. „Wir warten damit aber noch ab, bis es mal etwas frostig wird“, sagt Bürgermeister Ehrlich. Das ist deshalb wichtig, weil der eingesammelte Müll über den Feldweg oberhalb des Kerbtals abtransportiert werden soll. Wenn der Boden fest ist, macht das Fahrzeug weniger Schäden.

Die wilde Müllkippe in Schöna ist kein Einzelfall. Nach Auskunft des Landratsamtes existieren im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mehrere Hundert derartiger illegaler Mülldeponien, die aus der Zeit vor 1989 stammen. Damals war das Umweltbewusstsein bei vielen Menschen offenbar nicht so ausgeprägt wie heute. Die Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen wie Glas und Papier funktionierte zwar auch schon zu DDR-Zeiten. Die Entsorgung von Sperrmüll war dagegen nicht so einfach.

Müllsünder ertappt

Schätzen die Behörden ein, dass von entdeckten wilden Müllkippen keine Gefahren ausgehen, wird der Abfall am Ort belassen und lediglich abgedeckt. Viel Geld für eine fachgerechte Entsorgung auszugeben, würde in diesen Fällen als nicht angemessen betrachtet. Das wird vom Landratsamt gegenwärtig auch für den Müll im Hirschgrund so eingeschätzt.

Die Müllablagerung wird jetzt im sächsischen Altlastenkataster unter einer eigenen Altlastenkennziffer erfasst. Allerdings ist der Fall damit nicht endgültig zu den Akten gelegt. „Von einem altlastenkundigen Gutachterbüro wird die Stelle weiter auf mögliche Gefahren untersucht“, erklärt der Beigeordnete Heiko Weigel. Das drängt in diesem Fall aber nicht.

Einheimische können noch von anderen Stellen berichten, wo achtlos Müll einen Hang hinunter gekippt wurde, etwa am Krippenberg oder unterhalb des Zirkelsteins. Der Bürgermeister ist auch nicht davon überzeugt, dass der Müll nur aus DDR-Zeiten stammt. Seiner Ansicht nach ist er auch jüngeren Datums. „Das in die Landschaft zu werfen, ist eine Unsitte“, sagt er. Zumal es heutzutage allen leicht gemacht wird, Sperrmüll zu entsorgen. Die Gemeinde habe auch schon ertappte Müllsünder verwarnt. In den meisten Fällen konnten die Übeltäter aber nicht erwischt werden.