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Wie gefährlich bröckelt die Bastei?

Eine verwitterte Stelle unterhalb der berühmten Aussicht sorgt für Aufregung. Der Freistaat reagiert.

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© Bernhard Schletter

Von Carina Brestrich

Lohmen. Ab und zu braucht Bernhard Schletter eine Auszeit von der Großstadt. Dann fährt der Wahl-Berliner gern in seine Heimat, die Sächsische Schweiz. Zuletzt genoss der gebürtige Pirnaer über Ostern die Ruhe im Elbsandsteingebirge. Doch bei einer seiner Wanderungen fiel dem Rentner etwas auf, das ihm Sorge bereitet: eine riesige helle Stelle im sonst grau-schwarzen Sandstein unterhalb der Basteiaussicht. Ist das nur die Verwitterung, die wie an allen Felsen auch langsam am Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz nagt? Oder bahnt sich am Touristenmagnet Nummer eins vielleicht bald Schlimmeres an?

„Ich war auf dem Elberadweg in Richtung Wehlen unterwegs, als ich nach oben schaute und diesen großen Fleck entdeckte“, erzählt Bernhard Schletter. Durch seine Kamera betrachtete er sich die Stelle genauer. „Es sah ziemlich dramatisch aus. Als könnte man die stützenden Felspartien mit dem Fingernagel wegkratzen“, meint Schletter, der die Nachrichten aus der Heimat verfolgt. So weiß er auch um die Felsstürze der vergangenen Jahre. „Die passieren ohne Vorwarnung“, sagt er besorgt.

Dass an der Bastei demnächst Ähnliches passiert, kann das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB) allerdings ausschließen. Der Staatsbetrieb ist für den beliebten Ausflugsort zuständig und weiß um die kritische, helle Stelle, die sich etwa 15 Meter unterhalb der Aussichtsplattform befindet: „Uns ist sie seit vorigem Jahr bekannt“, bestätigt Andrea Krieger. Die SIB-Sprecherin kann Entwarnung geben: „Von der Stelle gehen keine akuten Gefahren aus.“ Auch die Standfestigkeit des Felsens sei nach wie vor gegeben. „Andernfalls hätten wir den Bastei-Felsen längst gesperrt.“

Experten haben Stelle im Blick

Dass es momentan keinen Grund zur Sorge gibt, geht aus Messungen an der verwitterten Stelle hervor. Ein vom Staatsbetrieb beauftragtes Ingenieurbüro hatte den Felsen über längere Zeit im Blick. „Der Verwitterungsbereich wurde von den Experten im vergangenen Jahr regelmäßig untersucht“, sagt Andrea Krieger.

Schuld an dem teils so bedrohlich mürben Aussehen des Gesteins ist Alaun. Dabei handelt es sich um ein Salz, das an den Oberflächen der Gesteine in der Sächsischen Schweiz sehr typisch ist. „Kommen die stäbchenförmigen Salzkristalle des Alauns mit Wasser, zum Beispiel Regen, in Berührung, dehnen sie sich aus“, erklärt Hanspeter Mayr, Sprecher der Nationalparkverwaltung. Das Ergebnis dieser chemischen Reaktion: Die Kristalle blühen förmlich auf und bilden wabenförmige Strukturen, wie sie häufig an den Felsen im Elbsandsteingebirge zu sehen sind. Um die Standsicherheit des Basteifelsens auch auf längere Sicht gewähren zu können, will der Freistaat noch in diesem Jahr reagieren. So hat das Sächsische Immobilien-und Baumanagement bereits Sicherheitsmaßnahmen im Bereich der hellen Stelle unterhalb der Aussicht geplant. „Das ist aber reine Vorsorge. Es muss niemand Angst haben, den Basteifelsen zu betreten“, betont Sprecherin Andrea Krieger.

Bernhard Schletter ist froh, dass sich der Staatsbetrieb um die Stelle kümmert. „Es wäre bedenklich, wenn der Felsen unbeobachtet geblieben wäre.“ Und auch wenn unterhalb der Basteiaussicht erst einmal nicht damit zu rechnen ist: Felsstürze zählen zu den typischen Gefahren im gesamten Elbsandsteingebirge, mit denen Besucher und Anwohner immer rechnen müssen. Laut Nationalparkverwaltung können Felsstürze weder vorhergesagt noch flächendeckend verhindert werden. Erst zu Jahresbeginn hatte sich am Rauenstein bei Struppen ein großes Stück gelöst. Im Großen Zschand war im November ein Stück vom Lößnitzturm abgebrochen.