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Wie fremdenfeindlich ist Bautzen?

Beim Wahlforum im Steinhaus diskutierten die OB-Kandidaten über Rassismus, Asylpolitik und Zuwanderung als Chance.

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Von Miriam Schönbach

So unterschiedlich die Kandidaten im Wahlkampf agieren, in einem Punkt sind sich die Bautzener OB-Bewerber einig: Bautzen ist keine fremdenfeindliche Stadt. Dies machten sie gleich zu Beginn der Diskussion am Montagabend im Bautzener Steinhaus deutlich. „Fremdenfeindlichkeit aus der Mitte der Gesellschaft – was kann Bautzen tun?“ hieß das Motto der Veranstaltung. Eingeladen hatte das Bündnis „Bautzen bleibt bunt“. Vor mehr als 80 Besuchern debattierten Alexanders Ahrens (BBB, Linke, SPD), Matthias Knaak (CDU) und Einzelbewerber Mike Hauschild über das Zusammenleben von Bautzenern und Flüchtlingen, über Zuwanderungen als Chance und Wege zu einer erfolgreichen Integration. Es war das letzte große Zusammentreffen der drei Kandidaten vor der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag.

Wie groß ist aus Sicht der Kandidaten die Fremdenfeindlichkeit in Bautzen?

Mike Hauschild sieht kein großes Potenzial rassistischer Gesinnung. „Bei rechten Demonstrationen gibt es nur wenige Mitläufer aus Bautzen“, sagt er. Matthias Knaak unterscheidet zwischen tiefliegender Überzeugung und Frust. Viele Bautzener Bürger, die es zu Pegida treibe, fühlten sich bei Entscheidungen zu wenig eingebunden. Rechte Straftaten aber müssten mit der Härte der Gesetze bestraft werden. Auch Alexander Ahrens führt fremdenfeindliche Äußerungen in der Stadt in erster Linie auf Verärgerung gegenüber der Politik und Ängste gegenüber dem Fremden zurück.

Was wurde beim Thema Asyl richtig gemacht, was muss sich ändern?

In der Vergangenheit fehlte es vor allem an der richtigen Kommunikation mit den Bürgern – zu diesem Schluss kommen alle drei OB-Bewerber. „Da muss künftig die Stadt mehr Verantwortung übernehmen“, forder Matthais Knaak. Mike Hauschild wünscht, dass die Anwohner-Initiativen stärker eingebunden werden. Diese hätten sich von Anfang an für eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge ausgesprochen. „Wir müssen uns bewusst machen, dass große Einheiten mit vielen ethnischen Gruppen Konflikte mit sich bringen“, sagt der Stadtrat. Auch Alexander Ahrens warnte davor, Schwierigkeiten zu verschweigen. „Integration läuft nicht von selbst. Wir müssen ehrlich und offensiv miteinander reden und die Probleme benennen.“ Auch er unterstütze die Unterbringung der Asylbewerber in kleineren Wohneinheiten.

Wie kann die Integration von Flüchtlingen besser gelingen?

Integration steht und fällt aus Sicht der OB-Kandidaten mit der Sprache. „Diese Kurse müssen wir für jeden Flüchtling oder Asylbewerber anbieten“, sagt Matthias Knaak. Er wünscht sich wie seine Mitbewerber mehr Begegnung zwischen Bautzenern und den neuen Einwohnern der Stadt. „Dabei darf es aber nicht bleiben“, sagt Mike Hauschild. Schulen und Kitas müssten besser informierte werden, bevor sie Flüchtlingskinder aufnehmen. Auch sei es wichtig, ausreichend Kita-Plätze und Klassen für Deutsch als Zweitsprache anzubieten.

Wie kann die Stadt die ehrenamtlichen Helfer besser unterstützen?

Unter den Besuchern im Steinhaus waren viele ehrenamtliche Helfer des Bündnisses „Bautzen bleibt bunt“. Sie machten deutlich, dass sie sich mehr Unterstützung wünschen. „Diese Arbeit ist unersetzlich. Hier muss die Stadt auch finanziell Verantwortung übernehmen“, sagte Alexander Ahrens. Matthias Knaak sagte zu, im Rathaus eine Stelle zu schaffen, die sich speziell dem Thema Asyl widmet.

Am Sonnabend ist in Bautzen erneut eine rechte Demonstration geplant. Dagegen wollen Musiker, Stadt, Stadträte und Kirchgemeinden ein Zeichen setzen. Sie laden für den 27. Juni um 15.30 Uhr zum gemeinsamen Singen auf den Hauptmarkt ein.