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Wie es sich im Mittelalter lebte

Handwerker, Kämpfer und Mägde bevölkern die Burg Mildenstein. Sie machen Urlaub vom Alltag und verzichten auf jegliche Technik.

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© Dietmar Thomas

Von Michelle Hillebrandt

Leisnig. Trotz des schlechten Wetters sind am Sonntag gegen 11 Uhr schon einige Besucher unterwegs. Allerdings müssen sie vor dem Tor der Burg Mildenstein noch einige Minuten warten bis die Ritter ihre Waffenübungen beendet haben. Dann erst dürfen sie die Burg betreten.

Zu Pfingsten ist auf der Burg wieder mittelalterliches Leben eingezogen. Noch bis zum 20. Mai tummeln sich dort Mägde, Knechte, Ritter, Knappen und Handwerker in alten Gewändern. „Burgwoche“ heißt die Veranstaltung, die die alten Gemäuer belebt. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland.

Für die Besucher gibt es einiges zu sehen. Abgesehen davon, dass gut zwei Dutzend mittelalterlich bekleidete Männer, Frauen und Kinder in und um die Burg anzutreffen sind, können die Besucher auch beobachten, wie am alten Backofen Brot gebacken wird.

Auch die mittelalterliche Kampfgruppe zeigt in einigen Vorführungen ihr Können. „Außerdem haben wir eine Dame hier, die verschiedene Sachen rund um das Filzen zeigt. Es sind viele, viele kleine Sachen, die die Besucher entdecken können“, erzählt Anja Kissling, Organisatorin der Burgwoche. Besucher, die Interesse haben, können sich von der Burgherrin auch ein paar mittelalterliche Tanzschritte beibringen lassen. Das schönste Erlebnis sei wohl vor allem für die Kinder, zu sehen, wie die alten Gemäuer der Burg Mildenstein zum Leben erweckt werden, meint die Organisatorin. „Wir versuchen wirklich, alles möglichst authentisch zu gestalten und so zu leben, wie es damals war. Oder zumindest wie es gewesen sein könnte“, sagt Kissling. Man wolle auch zeigen, dass das Leben im Mittelalter kein Zuckerschlecken gewesen sei.

Historische Kleidung ist ein Muss

Die Burgwoche lockt Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands an. Sie kommen, um einmal eine Woche „auszusteigen“, wie Kissling sagt. Dabei verzichten sie auf alle technischen Geräte, Handys und Fernseher beispielsweise. „Die meisten haben trotzdem ihr Handy mit und werfen dann abends mal einen Blick darauf. Aber tagsüber leben wir wie im Mittelalter“, so Kissling. Man wolle einen Gegensatz zur modernen Zeit bilden und mal abschalten.

Seit sechs Jahren gibt es solche Treffen. „Am Anfang lief das noch über einen Veranstalter, der das als Urlaub angeboten hat“, erklärt Kissling. Irgendwann habe das aber nicht mehr so geklappt. Da hat Anja Kissling die Sache selbst in die Hand genommen. Seit nunmehr drei Jahren organisiert sie die Treffen. „In der Burgwoche bin ich die erste Magd und habe die Leitung für die Küche. Wer das schafft, der kann fast alles andere auch schaffen“, so Kissling.

Einmal pro Jahr findet die Burgwoche statt. Dann gibt es auf der Website einen Termin und die Teilnehmer können sich anmelden. „Zur Mindestausstattung gehört auf jeden Fall ein historisch passendes Gewand“, erklärt Kissling. 26 Personen sind diesmal dabei. „Wir sind eine gemischte Gruppe im Alter von zehn bis 60 Jahren“, erklärt Kissling.

Aussteiger auf der Burg

Die Gruppe unterteilt sich in drei Stände. Handwerker, Kämpfer und Mägde. „Man kann sich bei uns eigentlich mehr oder weniger selbst aussuchen, in welchen Stand man kommt. Je nach den eigenen Fähigkeiten. Aber man sollte natürlich die passenden Gewänder haben, als Kämpfer zum Beispiel ein Schwert“, meint Kissling. Außerdem gibt es noch einen Burgvogt und seine Gemahlin. „Tagsüber versuchen wir dann auch, in unseren Ständen zu bleiben und uns dementsprechend zu verhalten“, so Kissling. Die Kämpfer üben den Umgang mit ihren Waffen. Die Mägde arbeiten in der Küche, kochen und backen Brot. Schlafen wie im Mittelalter müssen die Mägde, Ritter, Handwerker, Knechte und Knappen aber nicht. „Wir haben unsere Camping-Ausrüstung dabei und schlafen nicht auf dem Stroh“, erklärt Kissling. Und natürlich werden auch normale Toiletten benutzt, verrät sie.

Bereits im vergangenen Jahr trafen sich die „Aussteiger“ auf Burg Mildenstein. „Man merkt einfach, dass wir hier auch willkommen sind und dass alle sich freuen, die Burg so belebt zu sehen. Das ist wirklich schön“, so Kissling.