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Wie es mit dem Schmiedewerk weitergeht

130 Beschäftigte brauchen nicht mehr um ihre Jobs bangen. Die Chefs wollen ihnen wieder freie Wochenenden verschaffen.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Roßwein/Wien. Seit 1975 arbeitet Dietmar Quosdorf im Roßweiner Schmiedewerk. Er ist Anlagenführer. Gerade werden die heißen Eisen zu sogenannten Pleuls gepresst. Im Verbrennungsmotor ist die Pleuelstange der Überträger der Bewegungsenergie zwischen Kolben und Kurbelwelle. Abnehmer des in Roßwein produzierten Teils ist ein französischer Autohersteller. An diesem Dienstagmorgen ist etwas anders im Werk. Männer in dunklen Anzügen schauen sich in der Halle um. Darunter sind die neuen Geschäftsführer. Seit Montag ist der Firmenname des Roßweiner Schmiedewerks nicht mehr Mahle Motorkomponenten GmbH, sondern Frauenthal Powertrain GmbH. Der Standort ist nun im Besitz der österreichischen Frauenthal Holding AG.

„Hoffentlich geht es nun wieder aufwärts“, sagt Anlagenführer Quosdorf. Denn die vergangenen Monate haben an den Nerven der gesamten Belegschaft gezehrt. Langezeit war ungewiss, ob und wie es in Roßwein weitergeht. Dass Frauenthal das Werk übernehmen wird, hatte sich bereits angedeutet, nun ist es offiziell. „Die deutsche Kartellbehörde hatte im Februar zugestimmt, die österreichische im März. Seit Montag gehört das Unternehmen nun rein rechtlich uns“, erklärt Josef Unterwieser vom Management bei einer Pressekonferenz. Zur Geschäftsführung zählen außer ihm Dieter Spitzlay und Amit Bedi.

Dietmar Quosdorf und der Rest der Belegschaft können aufatmen: „Wir brauchen jeden einzelnen der 130 Mitarbeiter. Unser Ziel ist, dass das Unternehmen weiter wächst, sodass wir perspektivisch mehr Mitarbeiter einstellen werden“, so Unterwieser. Dieses Wachstum solle und müsse jedoch langsam erfolgen. Die Priorität liege momentan darauf, der Belegschaft wieder dauerhaft ein freies Wochenende zu bescheren. Holding-Vorstand Martin Sailer erklärt: „Es gibt derzeit zu viele Wochenend-Schichten. Die Anlagen müssen generalüberholt werden. Die technische Kapazität ist da, wird derzeit aber nicht voll ausgenutzt. Die Produktion an den Wochenenden ist eine Belastung für die Mitarbeiter und sie kostet das Unternehmen viel Geld.“

Das Geld wird an anderer Stelle gebraucht. „Es wird nichts aufgegeben oder ausgelagert, sondern nur aufgebaut“, so Sailer zur Zukunft des Standortes Roßwein. Es gebe bereits Überlegungen, neue Produkte und damit neue Kunden auch außerhalb der Bauteil-Sparte von Verbrennungsmotoren zu gewinnen. „Zum Beispiel Teile des Chassis, der Lenkung oder andere Schmiedeteile“, konkretisiert Martin Sailer. Ein Chassis ist das Fahrgestell. Zudem werde über einen Einstieg in die mechanische Bearbeitung der Teile nachgedacht. Derzeit werden die Pleuls aus Roßwein von den Automobilherstellern selbst weiter bearbeitet. Das heißt, es werden noch Löcher gefräst, Gewinde gebohrt und die Teile poliert. „Wir sehen ein Wachstumspotenzial, den Kunden direkt ab Werk die fertig bearbeiteten Produkte zu liefern“, so Martin Sailer. Dem Vorstand sei bewusst, dass nicht all die Vorhaben zeitgleich umgesetzt werden können. In den kommenden Wochen werde es zunächst Gespräche mit den Kunden geben. Auf dieser Basis solle dann bedarfsgerecht investiert werden.

Die Betriebsstrukturen bleiben unangetastet. Das hängt nicht zuletzt mit einer Betriebsvereinbarung zusammen, die im Vorfeld geschlossen worden war und eine Jobgarantie bis 2019 gibt (DA berichtete).